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Zwischen Arktis Adria und Armenien

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Die Sowjetunion <strong>und</strong> die bulgarisch-jugoslawische Makedonien-Kontroverse 209<br />

may assume some small measures of greater independence. If Soviet influence over Bulgarian<br />

foreign policy is reduced, Macedonia may well become a source of even more bitter<br />

controversy. 5<br />

Auf der anderen Seite bestehen etliche gute Gründe für die Annahme, dass man sowjetischerseits<br />

die Spannungen zwischen den beiden südslawischen Balkannachbarn<br />

nicht ganz ungern sieht. Das Jahr 1948 sowie die ohne sowjetische Billigung unternommene<br />

bulgarisch-jugoslawische Föderationsinitiative, deren Ausweitung auf<br />

ganz Osteuropa <strong>und</strong> sogar auf die Türkei <strong>und</strong> Griechenland geplant war, sind der sowjetischen<br />

Führung noch in allzu frischer <strong>und</strong> unguter Erinnerung. Noch einmal R.<br />

King:<br />

The classical Balkan situation is in a certain sense being repeated here. Small powers, unable<br />

to unite in the protection of their common interest because of highly emotional and<br />

conflicting national issues, seek the protection or assistance of an external great power with<br />

the result that local independence suffers and external influence grows. The Macedonian<br />

question, made more volatile by the persistence of local nationalism, continues to divide<br />

the Balkan states while Moscow smiles in the wings. 6<br />

Nicht ganz konform mit dieser Ansicht geht allerdings Pedro Ramet, ein weiterer<br />

US-Analytiker sowjetischer Makedonien-Politik. Er betont die mögliche Funktion<br />

des Makedonien-Konfliktes als Vorwand für ein sowjetisches Eingreifen im Krisenfalle<br />

in Jugoslawien:<br />

Yet willy-nilly the Macedonian question performs two functions for the Kremlin: (1) it<br />

gives the Soviets a certain leverage over both parties, which might make a crucial difference<br />

in a full-blown crisis; and (2) it provides a pretext upon which the Kremlin might<br />

intervene, again in the event of a crisis. In Soviet carrot-and-stick diplomacy, the Macedonian<br />

question figures more as a stick in Moscow’s Yugoslav policy than as a carrot in its<br />

Bulgarian policy. 7<br />

Eine Krise vorausgesetzt, mögen diese Hypothesen stimmen, doch ist es, wie gesagt,<br />

kaum vorstellbar, dass Bulgarien eine solche von sich aus vom Zaun brechen<br />

würde, geschweige denn Jugoslawien. Im Rahmen einer übergeordneten schweren<br />

sowjetisch-jugoslawischen Krise, wie sie etwa im Sommer <strong>und</strong> Herbst 1968 stattfand,<br />

kommt einer regionalen Makedonien-Krise mit Bulgarien lediglich marginale<br />

Bedeutung zu.<br />

Andere westliche Kommentatoren, wie etwa Zdenko Antić, sind sogar so weit gegangen,<br />

den bulgarisch-makedonischen Streit als „Reflexion der Rivalität zwischen<br />

5 Stephen E. Palmer, Jr., Robert R. King, Yugoslav Communism and the Macedonian Question. Hamden,<br />

Conn., 1971, S. 193.<br />

6 Robert R. King, „The Macedonian Question and Bulgaria’s relations with Yugoslavia“, in: Radio<br />

Free Europe Research, Backgro<strong>und</strong> Report/98 (Bulgaria), 06.06.1975, S. 21.<br />

7 Pedro Ramet, „The Soviet Factor in the Macedonian Dispute“, in: Survey. A Journal of East & West<br />

Studies 24 (1979), no. 3 (108), S. 128–134, hier S. 134.<br />

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