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Zwischen Arktis Adria und Armenien

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Chronologie einer gescheiterten Prävention 163<br />

für jugoslawische Politiker. In der Folgezeit schob die Kontaktgruppe dann selbst<br />

das Inkrafttreten dieser zaghaften Schritte immer weiter hinaus. „Milosevic“, so der<br />

Kommentar einer Nichtregierungsorganisation, „has succeeded in his effort to stare<br />

down the Contact Group and parry its threat to impose new economic sanctions.“ 35<br />

Immerhin verhängte der UN-Sicherheitsrat auf Vorschlag der Kontaktgruppe in seiner<br />

Resolution 1160 am 31. März 1998 ein Waffenembargo über die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Jugoslawiens einschließlich des Kosovo. 36<br />

Während der Krieg zwischen der UÇK auf der einen <strong>und</strong> Armee wie Sonderpolizei<br />

auf der anderen Seite sich in den Westen des Kosovo, an die Grenze zu Albanien,<br />

verlagerte, starteten die USA eine Verhandlungsoffensive, die am 15. Mai 1998 in einem<br />

Treffen zwischen Präsident Milošević <strong>und</strong> „Präsident“ Rugova resultierte. Was<br />

als Auftakt zu wöchentlichen Konsultationen zwischen Belgrad <strong>und</strong> Priština gedacht<br />

war, stellte sich indes als bloße Public Relations-Aktion des jugoslawischen Präsidenten<br />

heraus. 37<br />

Eine jugoslawisch-serbische Offensive Ende Mai ebenfalls im Westen des Kosovo<br />

hatte nicht nur die Flucht von r<strong>und</strong> 50.000 Albanern, sondern auch die Aktivierung<br />

der bis dahin bezüglich des Kosovo-Konflikts überaus passiven NATO<br />

zur Folge. Gr<strong>und</strong> war die genannte Paralyse der Kontaktgruppe durch Moskau.<br />

Am 15. Juni 1998 hielt das nordatlantische Bündnis in Sichtweite der Außengrenzen<br />

des Kosovo das Manöver „Determined Falcon“ ab, an dem 83 Flugzeuge teilnahmen.<br />

38 Der politische Effekt dieser Drohgebärde verpuffte indes aufgr<strong>und</strong> eines<br />

Treffens Miloševićs mit dem russländischen Präsidenten Boris El’cin in Moskau<br />

am Folgetag. In einer gemeinsamen Erklärung vom 16. Juni 1998 sprachen sich<br />

beide Politiker für eine friedliche Lösung des Konflikts mittels Fortsetzung der direkten<br />

serbisch-kosovoalbanischen Gespräche, für die Rückkehr aller Flüchtlinge<br />

sowie für freien Zugang sowohl humanitärer Organisationen als auch internationaler<br />

Beobachter in das Kampfgebiet aus. 39 Allerdings wurde einzig diese letztgenannte<br />

Ankündigung in die Tat umgesetzt: Am 6. Juli 1998 erhielt die erwähnte Kosovo Diplomatie<br />

Observer Mission, bestehend aus den in Belgrad akkreditierten Diplomaten<br />

der USA, der Russländischen Föderation <strong>und</strong> der EU, Zugang zum Kampfgebiet.<br />

Diese anfänglich aus 200 Mitgliedern bestehende Mission wuchs bis zum Jahresende<br />

auf 400 an, bevor sie in die von Oktober 1998 bis März 1999 vor Ort tätige<br />

35 International Crisis Group: Inventory of a Windfall: Milosevic’s Gains from the Kosovo Dialogue.<br />

Belgrade, 28 May 1998 (https://www.crisisgroup.org/europe-central-asia/balkans/serbia/inventorywindfall,<br />

letzter Zugriff: 09.10.2016).<br />

36 Resolution 1160 (1998) des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Kosovo vom 31. März 1998 (http://<br />

www.un.org/depts/german/sr/sr_98/sr1160.pdf, letzter Zugriff: 09.10.2016). – Marie-Janine Calie:<br />

Kosovo: Krieg oder Konfliktlösung?, in : Südosteuropa-Mitteilungen, 2/1998, S. 112–123.<br />

37 International Crisis Group: Inventory of a Windfall.<br />

38 Statement by NATO Secretary General, Dr. Javier Solana, on Exercise „Determined Falcon“, Press<br />

Release (98)80, 15 June 1998 (http://www.nato.int/cps/en/natohq/news_25849.htm?selectedLocale=<br />

en&mode=pressrelease, letzter Zugriff: 09.10.2016).<br />

39 Zum Wortlaut vgl. Troebst: The Kosovo War, S. 175–176.<br />

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