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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017<br />

Marianne Schieder<br />

(A)<br />

(B)<br />

und Frauen. Auch ich möchte mich vor allen Dingen auf<br />

das Thema „Gleichstellung in der Wissenschaft“ konzentrieren,<br />

da ich genauso wie Frau Dr. Lücking-Michel dem<br />

entsprechenden Ausschuss angehöre.<br />

Das Grundanliegen der beiden dazu vorgelegten Anträge<br />

der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion<br />

Die Linke teilen wir. Gerade im Bereich von Wissenschaft<br />

und Forschung sind wir weit davon entfernt,<br />

wirklich von gleichen Chancen für Männer und Frauen<br />

sprechen zu können.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Komm, Marianne, wir machen das!)<br />

Die Lage bessert sich. Doch der Fortschritt ist hier in der<br />

Tat eine Schnecke.<br />

Seit geraumer Zeit besuchen mehr Mädchen als Jungen<br />

weiterführende Schulen und erreichen auch die besseren<br />

Schulabschlüsse. Mit Ausnahme der Ingenieurwissenschaften<br />

sind Frauen in allen Studiengängen meist<br />

gleich vertreten, wenn nicht sogar überrepräsentiert und<br />

erreichen auch hier die besseren Abschlüsse. Also fragt<br />

man sich: Wie kann es immer noch sein, dass Frauen in<br />

den Führungsebenen unserer Universitäten, Hochschulen<br />

und außeruniversitären Forschungseinrichtungen kaum<br />

zu finden sind?<br />

Sicher ist es so, dass Frauen, wenn sie überhaupt im<br />

System bleiben, dann spätestens während der Promotion<br />

und der Habilitation erfahren, dass sie es viel, viel schwerer<br />

haben als ihre männlichen Kollegen. Der Wunsch –<br />

es ist darauf hingewiesen worden –, Familie und Beruf<br />

miteinander vereinbaren zu wollen, stellt junge Wissenschaftlerinnen<br />

vor die allergrößten Herausforderungen.<br />

So viel zur Problemanalyse, bei der wir uns, wie gesagt,<br />

schnell einigen können. Aber was folgt daraus?<br />

Schaut man sich den Antrag der Linken an, dann stellt<br />

man fest – das habe ich bereits bei der ersten Lesung,<br />

aber auch im Ausschuss gesagt –: Dieser umfangreiche<br />

Antrag ist ein Rundumschlag. Er fällt mehr unter die Kategorie<br />

„Wünsch dir was!“, als dass er sich eignen würde,<br />

Wege aufzuzeigen, wie die Lage verbessert werden kann.<br />

(Widerspruch bei der LINKEN – Kai Gehring<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Wie<br />

bitte?)<br />

– Ja, es ist so. – Kompetenzverteilung und Zuständigkeiten<br />

finden ebenso wenig Berücksichtigung wie die<br />

Selbstverwaltungshoheit der betroffenen Einrichtungen.<br />

Was ist das zum Beispiel für eine Forderung, die Politik<br />

der temporär befristeten Pakte zu beenden und dafür<br />

als Bund die Grundfinanzierung für die Universitäten<br />

deutlich anzuheben und auf hohem Niveau zu verstetigen?<br />

(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Konkreter<br />

geht es doch gar nicht!)<br />

Sie sollten die Rechtslage kennen, liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen. Nach der momentanen Rechtslage führt kein<br />

Weg dorthin.<br />

(Katja Kipping [DIE LINKE]: Stimmt doch<br />

gar nicht!)<br />

– Das stimmt schon. – Auch der Großteil der anderen<br />

Forderungen ist einfach unrealistisch und reines Wunschdenken.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Gegensatz dazu<br />

ist der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen sehr viel<br />

brauchbarer.<br />

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS-<br />

SES 90/DIE GRÜNEN)<br />

Auch nach meinem Dafürhalten wäre eine neue Diskussion<br />

über Genderforschung sinnvoll.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Ich hoffe, da kommt kein Aber!)<br />

Vor allen Dingen, lieber Kai Gehring – das kommt in diesem<br />

Antrag ein bisserl zu kurz –, wäre eine Diskussion<br />

sinnvoll, wie die Genderforschung in allen relevanten<br />

Forschungsbereichen eine selbstverständliche Berücksichtigung<br />

finden kann.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Ja!)<br />

Auch für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten<br />

ist die Fortsetzung des Professorinnenprogramms<br />

unbedingt nötig.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />

Ich bin der Meinung, dass man das Programm nicht nur<br />

fortführen, sondern auch weiterentwickeln sollte.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Dann beschließen Sie es!)<br />

– Ich komme darauf zu sprechen, lieber Kai. – Ich kann<br />

mir beispielsweise vorstellen, das Programm auch für<br />

Positionen vor und neben der Professur zu öffnen. Denn<br />

in der Regel scheiden jungen Wissenschaftlerinnen nicht<br />

erst kurz vor der Berufung zur Professorin aus dem<br />

System aus. Bereits während der Promotion und in der<br />

Postdocphase gehen zu viele Frauen verloren. Selbstverständlich<br />

müssten die Mittel für das Programm bei seiner<br />

Weiterführung aufgestockt werden.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist einfach Fakt:<br />

Dieses Programm verhalf und verhilft nicht nur Frauen<br />

zu einer Professur, sondern es hat auch maßgeblich dazu<br />

beigetragen, dass das Thema Gleichstellung auf den Leitungsebenen<br />

angekommen ist und dort verankert werden<br />

konnte. Die breite Nutzung dieses Programms durch die<br />

Hochschulen unterstreicht, wie gut es angenommen wird.<br />

Zum Schluss möchte ich mich eindringlich an unseren<br />

geschätzten Koalitionspartner wenden. Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen, ich finde es wirklich sehr, sehr schade,<br />

dass wir heute nicht über einen Antrag von CDU/CSU<br />

und SPD zum Thema „Wissenschaft und Gleichstellung“<br />

diskutieren können. Auf diese Weise hätten wir auch die<br />

Fortsetzung des Professorinnenprogramms beschließen<br />

können. An der SPD – das möchte ich betonen – liegt<br />

es nicht.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

(C)<br />

(D)<br />

Unser Antrag ist fertig. Ich kann nicht nachvollziehen,<br />

warum die CDU/CSU sich hier verweigert. Mein Ange-

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