Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017<br />
Christian Kühn (Tübingen)<br />
(A)<br />
finden die Idee gut, und wir sind froh, dass diese grüne<br />
Idee endlich im Baugesetzbuch verankert wird. Dabei<br />
geht es um die Logik einer anderen Stadtentwicklung,<br />
um die Logik „innen vor außen“, um die Stadt der kurzen<br />
Wege. Eine funktionale, eine soziale und eine ästhetische<br />
Mischung in der Stadt wird hier festgeschrieben. Das ist<br />
gut. Deswegen stimmen wir der Einführung der Baugebietskategorie<br />
„Urbanes Gebiet“ zu.<br />
um die Investoren kümmern als um eine gute dörfliche,<br />
regionale und städtische Entwicklung.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Edelgard Bulmahn:<br />
Herr Kühn, lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen<br />
Pronold zu?<br />
(C)<br />
(B)<br />
Diese Baugesetzbuchnovelle hat aber einen ganz großen<br />
Haken. Diese Baugesetzbuchnovelle ist nämlich<br />
mit einer Erhöhung des Lärms in diesen Gebieten um<br />
3 dB verbunden. 3 dB, das heißt doppelter Lärm. Frau<br />
Hendricks, Sie haben das „moderat“ genannt. Das ist<br />
nicht „moderat“, sondern das ist gesundheitsschädlicher<br />
Lärm, und davor müssen wir die Menschen in unseren<br />
Städten schützen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
3 dB mehr Lärm sind unzumutbar. Das ist gesundheitspolitisch<br />
falsch, das ist umweltpolitisch falsch, und<br />
das ist stadtentwicklungspolitisch falsch. Ich hoffe, dass<br />
der Bundesrat dieses Vorhaben stoppen wird. Das sehen<br />
nicht nur wir Grünen so, sondern das sagen auch das Umweltbundesamt<br />
und der Sachverständigenrat für Umweltfragen.<br />
Ich glaube, Sie sollten an dieser Stelle einmal auf<br />
Ihre eigenen Expertinnen hören.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Wir Grünen sagen nicht, wir wollen gar nichts für den<br />
Lärmschutz tun; ganz und gar nicht. Wir wollen das Hamburger<br />
Fenster, den Hamburger Weg. Wir wollen mehr<br />
technischen Lärmschutz ermöglichen. Ich glaube, das ist<br />
eine Lösung, mit der die Kommunen abwägen und punktuell,<br />
bei wirklichen Lärmschutzproblemen eingreifen<br />
können. 3 dB mehr Lärm in allen Gebieten zu erlauben,<br />
halten wir für falsch. Wie gesagt, das ist gesundheitspolitisch<br />
und lärmschutzpolitisch der völlig falsche Weg.<br />
Der zweite Haken an diesem Gesetz ist der § 13b, den<br />
die CSU jetzt in dieses Baugesetzbuch hineinschreiben<br />
will. Das ist nichts anderes als ein Flächenfraßparagraf;<br />
denn damit wird die Außenentwicklung privilegiert. Die<br />
ganze Idee der Baugesetzbuchnovelle ist ja, die Innenentwicklung<br />
zu privilegieren. Die CSU bringt mit dem<br />
§ 13b aber sozusagen den Flächenverbrauch im Außenbereich<br />
ein. Ich finde, das passt hinten und vorne nicht<br />
zusammen. Dass Sie, Frau Hendricks, da mitmachen,<br />
zeigt mal wieder, dass es Ihnen nicht gelingt, Umweltschutz<br />
und Baupolitik miteinander zu verbinden. Das ist<br />
die Bilanz Ihrer Regierungszeit.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –<br />
Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/<br />
CSU)<br />
Ziel dieser Novelle ist eigentlich die Privilegierung<br />
der Innenentwicklung; dem folgt die ganze Logik. Dass<br />
dieses Ziel nicht erreicht wurde, ist wirklich schade. Dass<br />
die CSU auf ihrer Forderung besteht, kann ich überhaupt<br />
nicht verstehen. Das zeigt doch nur, dass Sie als CSU<br />
die Dorfkerne und die Innenentwicklung in den Städten<br />
längst aufgegeben haben, dass Sie sich sozusagen eher<br />
Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN):<br />
Ich lasse gerne eine Zwischenfrage des Kollegen<br />
Pronold zu.<br />
Florian Pronold (SPD):<br />
Lieber Kollege Kühn, mein Melden zu einer Zwischenfrage<br />
ist leider zu spät bemerkt worden. Sie bezieht<br />
sich auf den Punkt, den Sie zuvor angesprochen haben,<br />
auf die wirklich wichtige Frage: Wie bekommen wir einen<br />
Konsens zwischen mehr Lärmbelastung und Innenverdichtung<br />
hin? Wenn ich Sie richtig verstehe, ist das<br />
Hamburger Fenster dazu gedacht, mehr Lärmschutz für<br />
die Leute zu schaffen. Das Hamburger Fenster bedeutet<br />
jedoch, dass ich eine Lärmbelastung von bis zu 70 Dezibel<br />
im Außenbereich haben kann und nicht 63 Dezibel,<br />
wie die Koalition sie vorschlägt. Durch die Verlagerung<br />
des Messpunktes, wie Sie das wollen, können bis zu<br />
70 Dezibel im Außenbereich, vor dem Fenster, vorherrschen.<br />
Ist das die angebliche Lärmreduzierung, die Sie<br />
den Leuten versprechen?<br />
Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN):<br />
Erst einmal ist das ja ein Vorschlag, den das Bundesland<br />
Hamburg eingebracht hat, und der Erste Bürgermeister<br />
dieses Bundeslandes ist kein Grüner, sondern ein<br />
Sozialdemokrat. Das Bundesland Hamburg ist gleichzeitig<br />
Land und Stadt. Es hat genau die Probleme, über die<br />
wir hier beim urbanen Gebiet reden, täglich vor der Tür:<br />
Wie kommen wir an Flächen heran? Wie können punktuelle<br />
Lösungen aussehen?<br />
Bei der HafenCity ist genau dieses Problem aufgetreten.<br />
Daraufhin hat das Land Hamburg überlegt: Wie<br />
könnte eine technische Lösung ohne Veränderung des<br />
Messpunktes aussehen? Denn sie wäre im Augenblick<br />
auch gesetzlich gar nicht möglich. So hat das Bundesland<br />
Hamburg ein geschlossenes Fenster entwickelt, das<br />
aber eigentlich geöffnet ist. Der Messpunkt ist weiterhin<br />
vor dem Fenster, die technische Einheit aber dahinter,<br />
der Lärmschutz wird heruntergerechnet, um im Innenpegelbereich<br />
zu bleiben. Damit muss der Messpunkt nicht<br />
verändert werden. Das ist sozusagen die Gretchenfrage.<br />
Auf der einen Seite ist das eine baupolitische Einschätzung<br />
und auf der anderen Seite eine immissionspolitische<br />
Einschätzung. Das ist kein Bruch mit dem Immissionsschutz,<br />
sondern eine punktuelle Erleichterung.<br />
Der Vorschlag Hamburgs geht noch weiter. Es geht<br />
nicht darum, dass das im ganzen Gebiet so sein muss.<br />
Im Außenbereich jeder Wohneinheit muss es einen Zugang<br />
geben, sozusagen einen geschützten Außenbereich.<br />
(D)