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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22109<br />

Kai Wegner<br />

(A)<br />

(B)<br />

Anders gewendet: Wenn das Wohnen in Deutschland für<br />

alle Bevölkerungsgruppen bezahlbar bleiben soll, gibt es<br />

nur ein Mittel: bauen, bauen und nochmals bauen.<br />

Lieber Christian Kühn, du hast das Beispiel genannt:<br />

75 Menschen stehen in Stuttgart für eine Wohnung an.<br />

(Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN]: Im Durchschnitt!)<br />

– Im Durchschnitt, absolut richtig. Es können auch noch<br />

mehr sein. In Berlin haben wir eine ähnliche Situation. –<br />

Jetzt würde ich gerne einmal hören, welche der Maßnahmen<br />

aus Ihren Anträgen dagegen Abhilfe schaffen würde.<br />

Wenn es keine Wohnungen gibt, werden weiterhin im<br />

Durchschnitt 75 Menschen für eine Wohnung anstehen.<br />

(Zuruf der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])<br />

Deswegen brauchen wir mehr Wohnungsbau. Ich möchte<br />

die Opposition bitten, den Schalter umzulegen. Wir<br />

brauchen mehr Baulandmobilisierung. Wir brauchen<br />

mehr Wohnungsbau in allen Preissegmenten. Das ist die<br />

Aufgabe, die wir als <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> haben, meine<br />

Damen und Herren.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Kühn<br />

[Tübingen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Deswegen haben wir eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit<br />

beantragt!)<br />

Ja, diese Koalition setzt auf Bauen. Diese Koalition<br />

setzt auf Investitionen in den Wohnungsbau. Wir haben<br />

uns gemeinsam auf einige Maßnahmen verständigt. Ich<br />

denke da an das Bündnis für bezahlbares Wohnen und<br />

Bauen. Wir haben eine umfassende Bestandsaufnahme<br />

vorgenommen. Wir haben auch einige Maßnahmen umgesetzt.<br />

Als Beispiel erwähne ich die Verdreifachung der<br />

Mittel für den sozialen Wohnungsbau auf 1,5 Milliarden<br />

Euro im Jahr.<br />

Nun ist es leider eben nicht so, dass die Mittel, die<br />

wir für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellen,<br />

von den Ländern dafür verwendet werden. Ich kann<br />

nur sagen: Wir alle sollten fraktionsübergreifend auf die<br />

Länder einwirken, damit diese Mittel endlich für den sozialen<br />

Wohnungsbau eingesetzt werden, statt in irgendwelchen<br />

Haushaltslöchern zu versickern.<br />

(Zuruf der Abg. Ulli Nissen [SPD])<br />

Es ist unanständig, was die Länder hier machen.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />

Wir debattieren heute Abend ein wichtiges Instrument<br />

für mehr Wohnungsbau. Wir verabschieden heute Abend<br />

die Änderung der Bauplanungsrechtsnovelle.<br />

(Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN]: Darüber reden wir heute<br />

Abend! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Ja, weil Sie sich immer noch nicht<br />

trauen!)<br />

Wir schaffen damit einen neuen Baugebietstypus, nämlich<br />

das „Urbane Gebiet“. Herr Luczak hat es schon<br />

gesagt: Die Situationen in Ballungszentren und in ländlichen<br />

Räumen sind unterschiedlich, auch was den Mietmarkt<br />

angeht. Mit diesem neuen Baugebietstypus ermöglichen<br />

wir es den Städten und Gemeinden, höhere<br />

Bebauungsdichten zu beschließen und damit zusätzliche<br />

Wohnungen in den urbanen Zentren zu schaffen. Zudem<br />

schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Städte<br />

und Gemeinden leichter Baurecht am Ortsrand schaffen<br />

können. Auch das entlastet den Wohnungsmarkt, gerade<br />

in den Ballungszentren.<br />

Andere Punkte aus dem Bündnis hingegen harren<br />

noch einer Umsetzung. Ich denke zum Beispiel an die<br />

Entbürokratisierung von Vorschriften und Normen im<br />

Bauordnungsrecht.<br />

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Ja, ja!)<br />

Hier wünsche ich mir – Frau Künast, ich hoffe, da sind<br />

wir einer Auffassung –,<br />

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Nein, schon wieder nicht!)<br />

dass sich die Länder endlich darauf verständigen, eine<br />

einheitliche Musterbauordnung in diesem Land zu schaffen.<br />

Auch das wäre ein Schub für mehr Wohnungsbau in<br />

Deutschland.<br />

Ein weiterer Punkt, der uns wichtig war, ist und sein<br />

wird, auch in den kommenden Auseinandersetzungen,<br />

ist die steuerliche Förderung zur Ankurbelung des Mietwohnungsbaus.<br />

Ich finde es sehr bedauerlich, dass wir<br />

uns in der Koalition mit unserem Koalitionspartner nicht<br />

einigen konnten. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir gerade<br />

in diesen Zeiten Kapital freisetzen und steuerliche<br />

Förderung ermöglichen, um den Mietwohnungsbau anzukurbeln,<br />

meine Damen und Herren.<br />

Ein Punkt, der in den Anträgen und Gesetzentwürfen<br />

Ihrerseits überhaupt nicht vorkommt, ist die Schaffung<br />

von Wohneigentum. Die haushaltsbezogene Wohneigentumsquote<br />

liegt in Deutschland deutlich unter 50 Prozent,<br />

während in Ländern wie Schweden, Belgien oder<br />

Italien mehr als zwei Drittel der Menschen sprichwörtlich<br />

in den eigenen vier Wänden leben. Ich glaube, wir<br />

müssen hier mehr tun und den Menschen Mut machen.<br />

Auch müssen wir es ermöglichen, dass Menschen mehr<br />

auf Eigentum setzen. Dies schafft mehr Bindung für ihre<br />

Wohnung, dies schafft mehr Bindung für die Quartiere –<br />

das brauchen wir –, und es ist natürlich auch die beste<br />

Altersvorsorge, die man sich überhaupt wünschen kann.<br />

Wir werden dafür streiten und kämpfen, dass wir ein<br />

Baukindergeld bekommen, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

weil wir es gerade Familien ermöglichen wollen, in<br />

den eigenen vier Wänden zu wohnen.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU – Christian Kühn<br />

[Tübingen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Wer stellt denn den Finanzminister seit vielen<br />

Jahren?)<br />

Wir sind uns einig, dass wir jährlich zwischen 350 000<br />

und 400 000 Wohnungen brauchen. Ich bleibe dabei: Wir<br />

brauchen diese Wohnungen in allen Preissegmenten;<br />

denn wenn wir bei den großen Neubauvorhaben nur auf<br />

sogenannte günstige Wohnungen setzen, gefährdet das<br />

die soziale Mischung in den Quartieren, und wir schaffen<br />

uns die Probleme in bestimmten Quartieren von morgen.<br />

(C)<br />

(D)

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