12.03.2017 Aufrufe

Deutscher Bundestag

1iCXTecQ4

1iCXTecQ4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22251<br />

Vizepräsidentin Ulla Schmidt<br />

(A)<br />

(B)<br />

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses<br />

für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss)<br />

Drucksache 18/11445<br />

Die Reden werden nicht zu Protokoll gegeben. Vielmehr<br />

sind nach einer interfraktionellen Vereinbarung für<br />

die Aussprache 25 Minuten vorgesehen. – Ich sehe keinen<br />

Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.<br />

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege<br />

Dr. Johannes Fechner von der SPD-Fraktion.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der<br />

CDU/CSU)<br />

Dr. Johannes Fechner (SPD):<br />

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Liebe zwei Zuhörerinnen und Zuhörer auf den Tribünen!<br />

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der<br />

SPD – Zuruf von der SPD: Es sind drei!)<br />

– Drei? Oh, entschuldigen Sie bitte; Sie habe ich übersehen.<br />

– Im Ernst: Der Sport hat eine erhebliche gesellschaftliche<br />

Bedeutung. Wir müssen deshalb alles tun –<br />

ein erster Ansatz war das Anti-Doping-Gesetz –, um die<br />

Glaubwürdigkeit des Sports zu schützen. Sportwettbetrug<br />

und die Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben<br />

beeinträchtigen nicht nur die Glaubwürdigkeit,<br />

sondern schädigen auch das Vermögen anderer und insbesondere<br />

das Vertrauen in den Sport. Das gefährdet den<br />

Sport in seiner gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Relevanz.<br />

Der Wettskandal rund um den ehemaligen Schiedsrichter<br />

Robert Hoyzer im Jahr 2005 hat die Glaubwürdigkeit<br />

nicht nur des Fußballsports nachhaltig erschüttert.<br />

Betrug und Manipulation nehmen dabei deutlich<br />

zu. Zuletzt brachte im Januar dieses Jahres eine wissenschaftliche<br />

Studie drei Bundesligaschiedsrichter mit auffälligen<br />

Wettsetzungen in Verbindung. Die brisante Studie<br />

der Universität Bielefeld und zweier Universitäten in<br />

den USA kommt zu dem Ergebnis, dass bei den Spielen<br />

dieser drei Schiedsrichter auffällig hohe Wettbeträge gesetzt<br />

werden, und zwar auf sogenannte Über/Unter-Wetten,<br />

bei denen es darum geht, ob mehr oder weniger als<br />

2,5 Tore fallen, und das in einer statistischen Häufung,<br />

die nach Ansicht der Wissenschaftler auch bei Wettbetrug<br />

zu erwarten wäre. Es fällt schwer, hier noch an einen<br />

Zufall zu glauben. Solchen Manipulationen müssen wir<br />

daher auch mit den Mitteln des Strafrechtes entgegentreten.<br />

Es ist deshalb richtig, dass wir diesen Gesetzentwurf<br />

hier heute beraten.<br />

Es gibt eine Lücke im Strafrecht. Nach der heutigen<br />

Rechtslage ist bei einem Betrug nur dann eine Strafbarkeit<br />

gegeben, wenn auch ein Erfolg eintritt. Genau das<br />

ändern wir mit diesem Gesetzentwurf. Wir gestalten<br />

den Sportwettbetrug als abstraktes Gefährdungsdelikt.<br />

Es muss also nicht zu einem entsprechenden Erfolg und<br />

Vermögensschaden kommen.<br />

Darüber hinaus schaffen wir einen Qualifikationstatbestand<br />

des besonders schweren Falles, wenn sich die Tat<br />

auf einen Vorteil großen Ausmaßes bezieht oder der Täter<br />

gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt. In<br />

diesen Fällen wird zudem eine Befugnis zur Telekommunikationsüberwachung<br />

eingeräumt. Ich glaube, auch das<br />

wird dazu beitragen, das Vertrauen in den Sport wiederherzustellen.<br />

(Beifall bei der SPD – Renate Künast [BÜND-<br />

NIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist doch die FIFA<br />

vor!)<br />

Die Umsätze, die allein in Deutschland mit Sportwetten<br />

erzielt werden, liegen im Milliardenbereich. Die<br />

Anreize zur Manipulation werden dadurch immer größer.<br />

Mit dem heutigen Gesetzentwurf setzen wir deshalb ein<br />

Signal für den sauberen Sport, für einen Sport ohne Betrug<br />

und ohne Bestechung.<br />

In diesem Sinne stimmen wir diesem Gesetzentwurf<br />

zu.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />

Vielen Dank, Johannes Fechner. – Schönen guten<br />

Abend bzw. guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen.<br />

(Günter Baumann [CDU/CSU]: Guten Morgen!)<br />

Nächster Redner: Dr. André Hahn für Die Linke.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Dr. André Hahn (DIE LINKE):<br />

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />

Herren! Die erste Lesung zu diesem Gesetzentwurf fand<br />

am 7. Juli 2016 statt. Die Reden wurden zu Protokoll<br />

gegeben, da der Tagesordnungspunkt erst zu nächtlicher<br />

Stunde aufgerufen worden wäre. Am 28. September 2016<br />

lud der federführende Ausschuss namhafte Experten zu<br />

einer öffentlichen Anhörung zum Gesetzentwurf ein.<br />

Solche Anhörungen haben das Ziel, die Abgeordneten<br />

mittels externen Sachverstands zu beraten und zu unterstützen,<br />

damit sie sachgerechte Entscheidungen treffen<br />

und eventuell auch noch Änderungen am Gesetzentwurf<br />

vornehmen können.<br />

Mit großem Interesse habe ich die schriftlichen Stellungnahmen<br />

der Experten gelesen und ihre Antworten<br />

auf meine Fragen in der Anhörung verfolgt. Dabei wurde<br />

deutlich, dass es eine ganze Reihe von rechtlich fragwürdigen<br />

Regelungen in diesem Gesetzentwurf gibt und die<br />

Koalition gut daran täte, das Papier noch einmal gründlich<br />

zu überarbeiten.<br />

Warum erzähle ich das?<br />

(Günter Baumann [CDU/CSU]: Das ist die<br />

Frage!)<br />

Ich erzähle das, Herr Kollege Baumann, weil es bis zu<br />

dieser Woche, ein halbes Jahr später, noch immer kein<br />

Protokoll von dieser Anhörung im Rechtsausschuss gibt.<br />

Das erschwert nicht nur den Abgeordneten die Arbeit un-<br />

(C)<br />

(D)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!