Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22225<br />
Parl. Staatssekretär Florian Pronold<br />
(A)<br />
(B)<br />
entsteht ein Dominoeffekt, und zum Schluss führt das zu<br />
Baukostensteigerungen.<br />
Deswegen machen wir nichts anderes, als dass wir<br />
partnerschaftlich damit umgehen und sagen: Lasst uns<br />
die Sachen festhalten. Lasst uns da einen Prozess durchführen,<br />
der den Bau nicht verzögert, und im Anschluss<br />
daran diese streitigen Dinge entscheiden. Nichts anderes<br />
machen wir da. Das hat sich bisher bewährt.<br />
Wir haben festgestellt, dass es sehr unterschiedliche<br />
Ursachen dafür gibt, dass Projekte aus dem Zeit- und<br />
Kostenrahmen laufen. Ich sage einmal – genauso wie es<br />
im Antrag der Grünen steht und wie es alle in diesem<br />
Haus teilen –: Wir verwalten Steuergelder. Die Steuerzahlerinnen<br />
und Steuerzahler haben einen Anspruch darauf,<br />
dass wir mit dem uns anvertrauten Geld gut umgehen.<br />
Deswegen ist uns jede Zeitverzögerung und jede<br />
Kostensteigerung ein Dorn im Fleisch, und das wollen<br />
wir alle nicht.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Jetzt muss man sich aber einmal anschauen, wo die<br />
Ursachen liegen. Die Ursachen sind vielfältig. Dieselbe<br />
Bundesbauverwaltung, die beim Pergamon-Museum tatsächlich<br />
Probleme hat, hat drei Museen auf der Museumsinsel<br />
im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen fertiggestellt.<br />
Da kann man doch nicht einfach sagen: Die<br />
öffentliche Verwaltung ist nicht in der Lage, im Zeit- und<br />
Kostenrahmen zu bauen. – Da muss man sich doch anschauen,<br />
wo die Gründe dafür liegen. Die Gründe sind<br />
vielfältig. Wir haben zum Beispiel ein Vergaberecht, das<br />
oft von Firmen auch dazu benutzt wird, Verzögerungen<br />
zu produzieren. Ich finde, da müsste man einen Hebel<br />
ansetzen. Da sind wir auch dran. Das kommt in unserem<br />
Bericht vor, und die Grünen haben es gut abgeschrieben.<br />
Es ist ja schön, wenn wir uns da einig sind. Wir müssen<br />
bloß die EU-Kommission davon überzeugen, dass wir<br />
das europarechtsfest hinkriegen. Natürlich hat einer, der<br />
bei einer Ausschreibung ungerechtfertigterweise unterliegt,<br />
einen Schadensersatzanspruch. Aber es geht nicht<br />
an, dass er die Möglichkeit hat, den ganzen Bau zu blockieren.<br />
Das wollen wir für die Zukunft ändern, und wir<br />
sind bereits auf dem Weg.<br />
Wir stellen übrigens auch fest, wenn wir als <strong>Bundestag</strong><br />
bauen – das ist einer der Punkte, die ihr auch von<br />
uns abgeschrieben habt –, dass man vorher wissen muss,<br />
was man haben will. Wenn man in der Bauphase anfängt,<br />
Änderungen bei der Nutzung vorzunehmen, dann wird es<br />
teuer. Das haben alle, die hier sitzen, bei vielen Projekten<br />
getan. Deswegen sollten wir uns an die eigene Nase<br />
fassen und so, wie wir das beim Schloss auch machen,<br />
sagen: Nein, während der Bauphase wird nichts mehr<br />
geändert, sondern wir wollen die Planung vorher haben,<br />
und zwar so exakt, dass man das Projekt entsprechend<br />
ausschreiben kann.<br />
Ferner muss man sagen, dass über 20 Jahre lang eine<br />
Ideologie geherrscht hat, unter der behauptet worden ist,<br />
der Staat sei zu fett, und man hat eingespart. Wir erleben<br />
jetzt – nicht nur bei der Bundesverwaltung, sondern<br />
auch bei den Kommunen –, dass es viel zu wenig Leute<br />
gibt, die überhaupt noch die Bauabläufe auf Bauherrenseite<br />
kontrollieren können. Darum haben wir im Zuge der<br />
letzten Haushaltsberatungen beim BBR 80 neue Stellen<br />
geschaffen, damit dieses Defizit ausgeglichen wird und<br />
der Bund als Bauherr überhaupt in der Lage ist, die Dinge,<br />
die er in der Hand hat, selber zu kontrollieren, wenn<br />
er sie schon selber nicht machen kann.<br />
Das sind die Voraussetzungen, die wir jetzt schaffen,<br />
damit das zukünftig so nicht mehr auftritt. Viele Dinge,<br />
die gemacht werden – es sind ja einige da, die auch in der<br />
Bau- und Raumkommission des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es<br />
sitzen und unsere <strong>Bundestag</strong>sbauten mit begleiten –, hängen<br />
nicht vom Bund ab, sondern wir sind sehr oft auf<br />
Baufirmen, Planungsfirmen und andere angewiesen, die<br />
schlecht erfüllen. Da kommt es dann zu Zeitverzögerungen<br />
und zu Kostensteigerungen, die wir zum Schluss,<br />
wenn wir Glück haben, über eine gute Versicherung vielleicht<br />
wieder ausgleichen; manchmal ist das aber nicht<br />
der Fall. Das ist doch ein Ärgernis. Das, was wir machen<br />
können, ist in dem Bericht von Barbara Hendricks<br />
in 38 Themenfeldern aufgeführt. Es war, glaube ich, der<br />
erste Bericht, der diesem Haus vorgelegt worden ist, in<br />
dem man schonungslos alle Ursachen aufgezeigt hat, die<br />
dazu führen, dass es zu Zeitverzögerungen und Baukostensteigerungen<br />
kommt.<br />
Einer der Gründe ist auch, dass man von Anfang an<br />
eine falsche Darstellung macht. Das Haushaltsrecht, das<br />
wir uns gemeinsam gegeben haben, erlaubt es im Regelfall<br />
nicht, dass man die zu erwartenden Kosten und die<br />
Baukostensteigerungen schon bei der ersten Beschlussfassung<br />
mit ausweist. Wenn ein Projekt 10 oder 15 Jahre<br />
dauert, dann wird es vielleicht 10 oder 20 Millionen Euro<br />
teurer, ohne dass irgendetwas Überraschendes passiert,<br />
einfach weil es eine Inflationsrate gibt. Aber es schaut<br />
nachher so aus, als wären wir zu blöd, das in dem vorgesehenen<br />
Kostenrahmen fertigzustellen. Ich finde, zur<br />
Transparenz gehört auch, dass man von Anfang an solche<br />
Risiken und solche Preisentwicklungen offen darstellt.<br />
Das wäre auch ein Gewinn für Transparenz und Bürgerakzeptanz<br />
an dieser Stelle.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Liebe Grüne, ihr habt schön abgeschrieben. Aber man<br />
muss jemanden, der überzeugt ist, die Dinge zu ändern,<br />
nicht dazu anstiften. Darum herzlichen Dank für die Gelegenheit,<br />
dass wir unsere gute Arbeit hier noch einmal<br />
darstellen durften.<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU –<br />
Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Gern, Herr Staatssekretär!)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Edelgard Bulmahn:<br />
Als letzter Redner in der Aussprache hat Florian<br />
Oßner für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(C)<br />
(D)<br />
Florian Oßner (CDU/CSU):<br />
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und<br />
Kollegen! Als ich den Antrag der Grünen zum ersten<br />
Mal in der Hand hatte, musste ich zweimal das Datum<br />
kontrollieren. Aber nein, es handelt sich nicht um einen