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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017<br />

(A)<br />

(B)<br />

Polizei, den Feuerwehren, dem THW oder den Sanitätsund<br />

Rettungsdiensten, ein zuverlässiges und modernes<br />

Funknetz bieten. Der Ausschreibungs- und Planungsprozess<br />

war allerdings so miserabel, dass dieses Ziel weit<br />

verfehlt wurde und die Umstellung bis heute nicht vollständig<br />

abgeschlossen ist.<br />

Die eigens 2007 gegründete Bundesanstalt für den<br />

Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben,<br />

also der BDBOS hat die bestehenden<br />

Probleme offensichtlich nicht im Griff, und der BOS-Digitalfunk<br />

entwickelt sich mehr und mehr zu dem Berliner<br />

Flughafen des Bundesinnenministeriums. Der vorliegende<br />

Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht nun die<br />

Übertragungen von weiteren Aufgaben an die BDBOS<br />

vor, die bisher nur den Ausbau und den Betrieb des BOS-<br />

Funks zu verantworten hat.<br />

Mir erscheint das Vorhaben so, als würde man jetzt<br />

dem neuen Berliner Flughafen auch noch den Betrieb<br />

von Tegel anvertrauen. Dabei haben die Verantwortlichen<br />

aus der Misere offensichtlich nicht viel gelernt,<br />

wenn man den vorliegenden Gesetzentwurf betrachtet.<br />

Dieser soll es ermöglichen, dass weitere Aufgaben an<br />

die BDBOS übertragen werden, ohne dass diese genau<br />

spezifiziert sind. Dabei ist der Gedanke, weitere Aufgaben<br />

im Bereich der staatlichen Kommunikation an<br />

einer Stelle zu bündeln und dadurch beispielweise die<br />

Resilienz gegen Hackerangriffe zu stärken, sicherlich<br />

sinnvoll. Aber setzt dies nicht eine genaue Planung voraus?<br />

Ich frage mich: Wo möchte die Bundesregierung<br />

mit diesem Gesetzentwurf hin? Offensichtlich weiß man<br />

das selbst nicht so genau. Die Übertragung des Betriebs<br />

der sogenannten Netze des Bundes als mögliche Option<br />

bleibt mir an dieser Stelle zu unkonkret, insbesondere im<br />

Hinblick darauf, dass es sich allein hier um ein Projekt<br />

mit einem Erfüllungsaufwand von 100 Millionen Euro<br />

handelt und dass ein jährlicher Erfüllungsaufwand von<br />

rund 92 Millionen Euro veranschlagt ist, nach bisherigen<br />

Zahlen der Bundesregierung. Weitere Kosten, für die<br />

möglichen neuen Aufgaben, kann die Bundesregierung<br />

nicht einmal benennen.<br />

Vielleicht wäre es auch im Hinblick auf die gegenwertige<br />

sicherheitspolitische Lage angebracht, sich erstmal<br />

auf die bestehenden Probleme im BOS-Digitalfunk zu<br />

konzentrieren und der Behörde nicht pauschal so weitreichende<br />

Aufgaben zu übertragen. Die terroristische<br />

Anschlagsgefahr prägt die politische Debatte derzeit wie<br />

kaum ein anderes Thema. Es werden im Eiltempo neue<br />

Gesetze verabschiedet und Markplatzreden über die Ausstattung<br />

der Sicherheitsbehörden und insbesondere der<br />

Polizei gehalten.<br />

Den Polizistinnen und Polizisten, die täglich ihren<br />

Dienst ausüben, helfen diese Gesetze und warmen Worte<br />

wenig, wenn wir immer wieder erleben, dass diese unter<br />

grundlegenden Ausstattungsdefiziten leiden. Hier ist die<br />

Bundesregierung in der Pflicht, nachzubessern und eben<br />

auch für einen funktionierenden und zuverlässigen Behördenfunk<br />

zu sorgen.<br />

Ohne einen störungsfreien Funkverkehr ist keine zuverlässige<br />

Kommunikation sichergestellt, und diese ist<br />

Grundlage eines erfolgreichen Einsatzes. Die Bewältigung<br />

einer komplexen Lage, wie zum Beispiel bei einem<br />

Amoklauf oder einem Terroranschlag, ist nur durch eine<br />

absolut zuverlässige Kommunikation zwischen den verschiedenen<br />

Polizeieinheiten, aber auch anderen Behörden<br />

mit Sicherheitsaufgaben, wie der Feuerwehr oder den<br />

Rettungsdiensten, möglich. Aber auch im alltäglichen<br />

Dienst stellen die bestehenden Probleme im Digitalfunk<br />

ein erhebliches Risiko für die Beamtinnen und Beamten<br />

dar. Wie soll beispielsweise Verstärkung gerufen werden,<br />

wenn man sich gerade in einem „Funkloch“ befindet?<br />

Mit einem zuverlässigen BOS-Digitalfunk würde die<br />

Bundesregierung einen wertvollen Beitrag für die Sicherheit<br />

und körperliche Unversehrtheit der Polizistinnen und<br />

Polizisten leisten und nicht mit einer Strafverschärfung,<br />

wie kürzlich beschlossen. Die Probleme im Aufbau des<br />

BOS-Digitalfunks sind Jahre nach der Einführung immer<br />

noch vielseitig. In der Fläche besteht teilweise immer<br />

noch ein Mangel an Basisstationen, die eine zuverlässige<br />

Netzabdeckung garantieren. Aus diesem Grund greifen<br />

Einsatzkräfte immer wieder auf private Mobiltelefone<br />

zurück, um Meldungen abzugeben oder zusätzliche<br />

Kräfte anzufordern. Der Mangel in der Fläche sorgt auch<br />

immer wieder für eine schlechte Funkverbindung innerhalb<br />

von Gebäuden. Des Weiteren ist die Umstellung in<br />

den Behörden mit Sicherheitsaufgaben selbst noch nicht<br />

vollständig abgeschlossen, wie eine Kleine Anfrage von<br />

uns ergeben hat. Hier gilt es dringend nachzubessern.<br />

Die größte Herausforderung liegt aber in der Objektfunkversorgung<br />

von großen Gebäuden, wie verschiedene<br />

Zwischenfälle und Berichte in den letzten Jahren gezeigt<br />

haben. Dieses Problem greift unser Antrag „Lückenlose<br />

BOS-Digitalfunkabdeckung in Bahnhöfen der Deutschen<br />

Bahn AG sicherstellen“ auf. Bahnhöfe sind besonders<br />

sensible Orte, die täglich von vielen Menschen frequentiert<br />

werden. Daraus ergeben sich bereits im alltäglichen<br />

Geschehen besondere Herausforderungen, insbesondere<br />

im Hinblick auf terroristische Ereignisse.<br />

Wir fordern die Bundesregierung auf, diese Missstände<br />

endlich zu beheben und gemeinsam mit der Deutschen<br />

Bahn AG für eine flächendeckende und zuverlässige Objektfunkversorgung<br />

in den Bahnhöfen und den Tunnelanlagen<br />

zu sorgen. Ich möchte eindringlich um eine Unterstützung<br />

unseres Antrages werben, der einen erheblichen<br />

Sicherheitsgewinn für die Bevölkerung und die Beamtinnen<br />

und Beamten im Dienst bedeutet.<br />

Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />

des Innern: Die Digitalisierung führt zu<br />

grundlegenden Veränderungen in unserem Land. Neben<br />

der Wirtschaft und Gesellschaft ist gerade auch der Staat<br />

von diesen Veränderungen betroffen. Die Bundesverwaltung<br />

ist heute in ihrer Handlungsfähigkeit entscheidend<br />

auf eine moderne, sichere und zuverlässige IT-gestützte<br />

Kommunikation angewiesen. Dabei spielen Netzinfrastrukturen<br />

eine besondere Rolle. Sie stellen die übergreifende<br />

Sprach- und Datenkommunikation sicher, vernetzen<br />

bundesweit Rechnernetze und bilden somit eine Art<br />

„zentrales Nervensystem“ für die moderne Verwaltung.<br />

Die kurzen Entwicklungszyklen auf dem IT-Markt<br />

führen allerdings dazu, dass alte Technologien den ste-<br />

(C)<br />

(D)

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