Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22183<br />
(A)<br />
Marian Wendt (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Musik<br />
der 80er-Jahre wird sicherlich nie aus der Mode sein.<br />
Deutschland gehemmt würde. Wir wollen Arbeitsplätze<br />
in Zukunftsbranchen schaffen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(C)<br />
(B)<br />
Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />
Das stimmt.<br />
(Heiterkeit)<br />
Marian Wendt (CDU/CSU):<br />
Da haben wir mal eine gemeinsame Position.<br />
(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Darüber ist Einigkeit hergestellt!)<br />
– Richtig. – Das Datenschutzverständnis der 80er-Jahre –<br />
da besteht vielleicht auch noch Einigkeit – ist allerdings<br />
vollkommen aus der Mode und hat keinen Charme mehr.<br />
Davon kommen wir zum Glück langsam weg.<br />
Mit einem einheitlichen Datenschutzrecht geht Europa<br />
einen großen Schritt auf dem Weg zum gemeinsamen<br />
digitalen Binnenmarkt, einem Markt mit insgesamt<br />
510 Millionen Einwohnern, mit einheitlichen Regeln und<br />
Standards. Das große Gewicht, das all diese Menschen<br />
für gute europäische Regeln in die Waagschale werfen,<br />
wird auch globale Auswirkungen haben; denn das Internet<br />
ist nicht auf Europa begrenzt, sondern global. Deswegen<br />
können wir Vorreiter für einen weltweiten Datenschutzstandard<br />
sein.<br />
Unternehmen müssen nun nicht mehr 28 kleine Märkte<br />
mit eigenen, gewachsenen Strukturen des Datenschutzrechtes<br />
beliefern, sondern können sich auf Standards<br />
einstellen, die gemeinschaftlich und einheitlich<br />
sind. Dadurch wird das Leben einfacher – für alle Bürgerinnen<br />
und Bürger, aber auch für die Unternehmen. Das<br />
ist Wirtschaftsförderung pur. Ich denke, wir sollten an<br />
dieser Stelle die Europäische Union auch einmal loben<br />
und zeigen, wofür sie gut ist, statt immer nur Kritik in<br />
Richtung Brüssel zu schicken.<br />
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es beim Datenschutz<br />
in erster Linie darum gehen muss, die Verarbeitung<br />
von Daten zu regulieren und so die Bürger zu schützen.<br />
Die Erfassung von Daten zu regulieren und zu steuern, ist<br />
in der heutigen Zeit aus meiner Sicht kaum mehr möglich.<br />
Vom Datenschutzverständnis der 80er-Jahre – Datensparsamkeit,<br />
Datenerfassung – müssen wir wegkommen.<br />
Vielmehr müssen wir uns darauf konzentrieren, die<br />
Nutzung und Verwendung der Daten der Bürgerinnen<br />
und Bürger zu steuern und zu kontrollieren. Das ist zeitgemäß<br />
und entspricht dem 21. Jahrhundert.<br />
Meine Damen und Herren, Datenschutz ist ein kontroverses<br />
Thema. Wenn wir auf die Angsthasen hörten,<br />
dann wäre in Deutschland am Ende gar nichts mehr erlaubt,<br />
dann gäbe es keine deutschen oder europäischen<br />
IT-Unternehmen, und Daten der Bürgerinnen und Bürger<br />
würden am Ende gar nicht geschützt, da Dienste und<br />
Dienstleistungen außerhalb Europas angeboten würden,<br />
in Staaten, in denen es keine Datenschutzstandards,<br />
kein Datenschutzrecht gibt. Das schadete den Bürgern,<br />
wie beschrieben, gleich doppelt – und zusätzlich dadurch,<br />
dass wirtschaftliches Wachstum in Europa und in<br />
Mit dem neuen europäischen Datenschutzrecht und<br />
der entsprechenden Umsetzung haben wir einen Kompromiss<br />
gefunden, der es einerseits den Menschen ermöglicht,<br />
die digitalen Dienstleistungen in Anspruch zu<br />
nehmen, die sie wünschen, und gleichzeitig einzuschätzen,<br />
wie viel sie von sich preisgeben müssen, was mit<br />
ihren Daten passiert. Andererseits verpflichten wir die<br />
Unternehmen, verantwortungsbewusst mit den Daten der<br />
Kunden umzugehen und kein Schindluder damit zu treiben.<br />
Mir und der CDU/CSU-Fraktion kommt es darauf<br />
an, dass wir diese Ausgewogenheit erhalten.<br />
Ein einheitliches Datenschutzrecht in Europa betrifft<br />
auch die Nutzung von Daten durch unsere Verwaltung,<br />
durch den Staat. Das ist ein zentraler Punkt. Ohne das<br />
neue Bundesdatenschutzgesetz würden unseren Behörden<br />
Rechtsgrundlagen für die Datenverarbeitung in der<br />
Zukunft fehlen, vor allem in der alltäglichen Arbeit. Allein<br />
dies ist aus meiner Sicht schon Veranlassung genug,<br />
zügig über das neue Bundesdatenschutzgesetz zu beraten<br />
und es zu beschließen.<br />
Das Gesetz, das hier im Entwurf vorliegt, bildet die<br />
Grundlage für umfangreiche Änderungen auch an weiteren<br />
Spezialgesetzen. Wir wollen dies in dieser Wahlperiode<br />
abschließen. Spätestens im nächsten Jahr wird uns<br />
die Datenschutz-Grundverordnung der EU noch entsprechenden<br />
Druck auferlegen.<br />
Ich freue mich auf die weiterhin intensive Beratung in<br />
den nächsten Wochen und danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />
Vielen Dank, Kollege Wendt. – Damit schließe ich die<br />
Aussprache.<br />
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf<br />
den Drucksachen 18/11325 und 18/11401 an die in der<br />
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.<br />
– Sie sind einverstanden. Dann sind die Überweisungen<br />
so beschlossen.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten Sven-<br />
Christian Kindler, Kerstin Andreae, Anja Hajduk,<br />
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN<br />
Öffentliches Vermögen erhalten, ehrlich bilanzieren,<br />
richtig investieren<br />
Drucksache 18/11188<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Haushaltsausschuss (f)<br />
Finanzausschuss<br />
Ausschuss für Wirtschaft und Energie<br />
Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
(D)