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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017<br />

Dieter Janecek<br />

(A)<br />

(B)<br />

Wort der Interoperabilität beschrieben. Dabei geht es darum,<br />

dass Sie, wenn Sie eine Smartphone-Anwendung,<br />

eine App haben, auch mit anderen kommunizieren können,<br />

dass es da keine Lock-in-Effekte gibt und dass keine<br />

geschlossenen Märkte nebeneinander existieren, was<br />

dazu führt, dass Monopolisten ihre Machtstellung ausnutzen.<br />

Da haben wir momentan beim Wettbewerbsrecht,<br />

zum Beispiel im Bereich der Messengerdienste, ein Problem.<br />

Sie können jetzt nicht von Threema zu WhatsApp<br />

kommunizieren; das geht nicht. Dieses Problem müssen<br />

wir lösen. Wir müssen da bei der Gesetzgebung ran und<br />

einfordern: Die Anbieter selbst müssen nachweisen, dass<br />

das technisch nicht möglich ist. Wenn sie das nicht können,<br />

dann muss das machbar sein.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Der zweite Punkt betrifft die Datenportabilität. Auch<br />

das ist wieder ein sperriges Wort, aber einfach zu erklären:<br />

Dabei geht es darum, dass Sie, wenn Sie Daten oder<br />

auch Datenhistorien gespeichert haben, zum Beispiel<br />

Kontaktdaten in einer Anwendung, und wenn Sie einen<br />

anderen Anbieter nutzen wollen, die auch mitnehmen<br />

können. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung regelt<br />

das; sie ist ab 2018 anzuwenden. Aber sie muss jetzt zügig<br />

in deutsches Recht umgesetzt werden, damit wir auch<br />

in diesem Bereich mehr Wettbewerb haben, indem wir<br />

diese Möglichkeiten im Sinne der Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher haben.<br />

Ich komme zum Thema Verbraucherschutz. Herr<br />

Dr. Heider, Sie haben den Gesetzentwurf ja schon verteidigt.<br />

Die SPD hatte nämlich anderes vor – sie ist als<br />

Tiger gesprungen und dann nicht wirklich als Tiger gelandet;<br />

ich lasse jetzt einmal die üblichen Vergleiche weg<br />

und mache es sachlich –: Sie wollten eine schlagkräftige<br />

Verbraucherschutzbehörde ausbauen. Sie wollten die<br />

Kompetenzen des Bundeskartellamts auf den wirtschaftlichen<br />

Verbraucherschutz ausweiten. Aber das haben Sie<br />

eben nicht gemacht. Wir finden, das ist ein Versäumnis.<br />

Denn wie kann bitte der Verbraucher zivilrechtlich gegen<br />

Unternehmen vorgehen, die zum Beispiel die AGBs verschlechtern<br />

oder Datenschutzbestimmungen umgehen<br />

und ausnutzen? Das kann er eben nicht. Dazu braucht er<br />

auch die Keule des Wettbewerbsrechts, die Sie ihm aber<br />

nicht gegeben haben. Wir wollen, dass der zivilrechtliche<br />

Verbraucherschutz um einen behördlichen ergänzt wird,<br />

damit da endlich Waffengleichheit herrscht. Das ist notwendig.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Ich komme noch zum Ministererlaubnisverfahren.<br />

Es ist richtig, dass das erst einmal ein Akt der Exekutive<br />

ist und in der Endentscheidung auch bleiben soll.<br />

Aber wir haben gerade bei der Causa Tengelmann gesehen,<br />

dass das nicht so ganz funktioniert. Was ist denn<br />

beispielsweise das Gemeinwohlinteresse? Das Gemeinwohlinteresse<br />

kann nicht darin bestehen, dass man einen<br />

Unternehmensbereich als schützenswert ansieht – in diesem<br />

Fall Kaiser’s Tengelmann – und dort Arbeitsplätze<br />

sichert, aber die anderen Arbeitsplätze – in dem Fall bei<br />

Edeka – sozusagen zur Disposition stellt, die Position<br />

dieser Mitarbeiter schwächt und dann sagt: Das ist das<br />

Gemeinwohlinteresse. – Ich glaube, der <strong>Bundestag</strong> muss<br />

in der Lage sein, Einspruch zu erheben und eine Debatte<br />

darüber zu führen. Das fordern wir. Wir sagen: Innerhalb<br />

von vier Sitzungswochen brauchen wir die Gelegenheit<br />

zu einer Diskussion.<br />

Wenn dann der Minister sagt, er ist nicht einverstanden,<br />

dann kann er noch immer zu der Regierung gehen<br />

und sagen: Stimmt mal so oder so ab. Dann treffen wir<br />

eine Entscheidung. – Die kann dann auch anders als die<br />

vom Parlament getroffene aussehen. Nichtsdestotrotz<br />

brauchen wir im Parlament breitere Beteiligungsrechte,<br />

auch der Verbraucherschutzbehörden und der Datenschutzbehörden,<br />

damit sie darlegen können, ob das im<br />

Sinne des Gemeinwohls ist. Denn unser Eindruck ist,<br />

dass es im Fall Tengelmann nicht so gelaufen ist, sondern<br />

dass da Gespräche im Hintergrund gelaufen sind, die am<br />

Ende nicht dem Gemeinwohl gedient haben, sondern Interessen<br />

von Einzelnen, die vielleicht schon im Vorfeld<br />

viel Einfluss hatten.<br />

Wir Grüne stimmen dem vorliegenden Entwurf so<br />

nicht zu, sagen aber auch, dass es Fortschritte gibt. Uns<br />

liegt jetzt die neunte Novellierung vor. Das ist gut so und<br />

notwendig. Es werden weitere folgen; das ist ja angesprochen<br />

worden. Im Bereich des Verbraucherschutzes<br />

haben wir eben noch Bedarf. Ich glaube, das wird die<br />

SPD selbst auch noch einmal für sich betonen. Das muss<br />

dringend auf die Tagesordnung.<br />

Für uns bleibt am Ende in der Substanz: Da uns fairer<br />

Wettbewerb und konsequenter Verbraucherschutz so am<br />

Herzen liegen, müssen wir uns bei beiden Vorlagen enthalten.<br />

Es gibt noch eine weitere Problematik, die wir kritisch<br />

sehen: die Freistellung privater Presseverlage von<br />

der Kartellverfolgung. Natürlich brauchen wir eine unabhängige<br />

Presse, die auch wettbewerbsfähig sein muss,<br />

aber Preisabsprachen sind nach unserer Auffassung das<br />

falsche Instrument, um sie im Wettbewerb mit der Gratiskonkurrenz<br />

aus dem Internet zu stärken. Auch hier<br />

müssen wir die Regeln beachten und dürfen keine Sonderregeln<br />

schaffen. Sonst ist der Wettbewerb außer Kraft<br />

gesetzt.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Thomas Lutze [DIE LINKE])<br />

In diesem Sinne: Kämpfen Sie weiter für fairen Wettbewerb!<br />

Ich danke für die Debatte und freue mich auf<br />

Ihre weiteren Beiträge.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Vizepräsidentin Ulla Schmidt:<br />

Vielen Dank. – Als Nächstes hat Marcus Held für die<br />

SPD-Fraktion das Wort.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Marcus Held (SPD):<br />

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten<br />

Damen und Herren! Wir beschäftigen uns heute pünktlich<br />

zum Fristablauf am Montag mit dem Neunten Gesetz<br />

(C)<br />

(D)

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