Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22197<br />
Alexander Hoffmann<br />
(A)<br />
(B)<br />
Ich begrüße es außerordentlich, dass wir hier nicht<br />
mit Pauschalsätzen um uns werfen. Natürlich wäre es<br />
ein Leichtes gewesen, gleich eine Größenordnung festzusetzen<br />
und zu sagen: Ab dieser Größenordnung muss<br />
ab jetzt Schadensersatz zugesprochen werden. Das ist<br />
gut so, weil wir bislang immer die Höhe des Schadensersatzes<br />
in das Ermessen des Gerichts gestellt haben.<br />
Die Rechtsprechung zeigt, dass die Entscheidung dort in<br />
guten Händen ist. Um noch einmal die Statistik zu bemühen:<br />
Der durchschnittliche Wert in Fällen dieser Art<br />
betrug in den letzten Jahren ungefähr 10 000 Euro. Damit<br />
stimmt das, was der Kollege Hoppenstedt vorhin gesagt<br />
hat: Das ist natürlich deutlich weniger als in den USA.<br />
Allerdings will ich auch sagen, dass wir nüchtern konstatieren<br />
müssen: Am Ende macht es unter Umständen<br />
keinen Unterschied, ob es 10 000 oder 50 000 Euro sind,<br />
weil es den tatsächlichen Ausgleich nicht geben wird.<br />
Das führt mich aber noch zu einem anderen Punkt, der<br />
mir ganz wichtig ist: Wir haben mittlerweile im Versicherungsrecht<br />
und in der Rechtsprechung ein sehr ausgewogenes<br />
und austaxiertes System, was die Bewertung<br />
der Schadenshöhen angeht; das wissen Sie. Da gibt es<br />
Tabellen, was der Verlust ganzer Gliedmaßen im Versicherungsrecht<br />
wert ist. Das mag an mancher Stelle skurril<br />
erscheinen, aber es ist ein Gefüge, das in einem gesunden<br />
Verhältnis zueinander steht. Letztendlich sollten wir<br />
nicht vergessen, dass diese Sachverhalte auch in der Versicherungswirtschaft<br />
abgebildet werden müssen. Wenn<br />
wir uns jetzt dafür entscheiden, einen höheren Wert festzulegen,<br />
worüber man ja unter Umständen reden kann,<br />
wird das am Ende des Tages dazu führen, dass wir auch<br />
in allen anderen Bereichen nachlegen müssen. Das wird<br />
wieder dazu führen, dass die Schadenshöhen und auch<br />
die Haftungsrisiken steigen, was am Schluss mit einem<br />
Steigen der Versicherungsrisiken einhergeht und eines<br />
Tages wieder bei den Prämien ankommen wird. Deswegen<br />
finde ich es gut, dass wir bei diesem Entwurf mit sehr<br />
viel Augenmaß vorgehen. Ich freue mich auf die weiteren<br />
Beratungen im Verfahren.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)<br />
Vizepräsident Johannes Singhammer:<br />
Damit schließe ich die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzentwurfs<br />
auf der Drucksache 18/11397 an die in der Tagesordnung<br />
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. –<br />
Dagegen gibt es weder anderweitige Vorschläge noch<br />
Widerspruch. Dann ist die Überweisung so beschlossen.<br />
Wir kommen jetzt zum Tagesordnungspunkt 14:<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten<br />
Dr. Rosemarie Hein, Sabine Zimmermann<br />
(Zwickau), Sigrid Hupach, weiterer Abgeordneter<br />
und der Fraktion DIE LINKE<br />
Berufsbildungsgesetz novellieren – Ausbildung<br />
verbessern<br />
Drucksache 18/10281<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
(f)<br />
Ausschuss für Wirtschaft und Energie<br />
Ausschuss für Arbeit und Soziales<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für<br />
diese Aussprache 25 Minuten vorgesehen. – Widerspruch<br />
dagegen erhebt sich keiner. Dann ist das so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rednerin<br />
der Kollegin Dr. Rosemarie Hein für die Fraktion<br />
Die Linke das Wort. Ich bitte die anderen Kolleginnen<br />
und Kollegen, Ihre Plätze einzunehmen.<br />
Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE):<br />
Vielen Dank, Herr Präsident! – Liebe Kolleginnen und<br />
Kollegen! Leider gehen jetzt die meisten jungen Leute<br />
auf den Tribünen. Das ist schade. Ich hatte gehofft, dass<br />
Sie diese Debatte noch miterleben können; denn um sie<br />
geht es eigentlich.<br />
Seit einigen Jahren geben sich Delegationen aus vielen<br />
anderen Ländern bei uns die Klinke in die Hand, um<br />
sich über das duale Ausbildungssystem in Deutschland<br />
zu informieren. Die Bundesregierung hält es deshalb für<br />
einen Exportschlager. Auch in Deutschland gibt es viel<br />
Zustimmung zur dualen Ausbildung. Gerade darum bedarf<br />
es einer soliden Rechtsgrundlage – das ist das Berufsbildungsgesetz<br />
–, und dafür ist der Bund zuständig.<br />
Laut Koalitionsvereinbarung sollte in dieser Wahlperiode<br />
geprüft werden, ob es einen Veränderungsbedarf gibt.<br />
Vor einem Jahr wurde ein Evaluationsbericht vorgelegt,<br />
und die Bundesregierung hat im Sommer des vergangenen<br />
Jahres erklärt, dass sie keinen Novellierungsbedarf<br />
sieht. Wir sehen ihn schon und finden uns dabei<br />
in guter Gesellschaft mit den Gewerkschaften und vor<br />
allem mit der DGB-Jugend, die Anwältin der betroffenen<br />
Auszubildenden ist.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Darum haben wir Ihnen heute einen Antrag vorgelegt, in<br />
dem wir wichtige Veränderungsbedarfe darlegen. Weil<br />
ich nicht viel Redezeit habe, will ich nur auf wenige<br />
Punkte eingehen. Die meisten Vorschläge betreffen die<br />
rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für Auszubildende.<br />
Erstens. Wir wollen eine Mindestausbildungsvergütung<br />
im Gesetz festschreiben. Das Bundesinstitut für<br />
Berufsbildung hat kürzlich die durchschnittlichen tariflichen<br />
Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2016 veröffentlicht.<br />
Das sind im Monat 854 Euro brutto. Doch<br />
der Teufel steckt im Detail. Und deshalb ist es nicht nur<br />
so, dass wir im Westen immer höhere Ausbildungsvergütungen<br />
haben als im Osten, sondern wir haben auch<br />
ganz niedrige Ausbildungsvergütungen. Zum Beispiel im<br />
Fleischerhandwerk im Osten sind es 310 Euro. Das sind<br />
nur die tariflich festgelegten Vergütungen. Es gibt auch<br />
Ausbildungsvergütungen in Betrieben, die keine Tarifbindung<br />
haben, dort sieht es noch düsterer aus.<br />
Zweitens. Ein ganzer Strauß Vorschläge zielt auf die<br />
Verbesserung der Ausbildungsqualität. Dazu hatten wir<br />
schon einmal einen Antrag im <strong>Bundestag</strong>. Wenn zum<br />
(C)<br />
(D)