Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017<br />
Dr. Rosemarie Hein<br />
(A)<br />
Beispiel Ausbildungspläne nicht existieren, Ausbilder<br />
gar nicht oder nur sehr selten zu den Auszubildenden<br />
kommen, Überstunden geleistet werden müssen oder<br />
nach der Berufsschule am gleichen Tag wieder gearbeitet<br />
werden soll, dann spricht das für Mängel in der Ausbildungsqualität,<br />
die behoben werden müssen.<br />
Drittens. Ohne gute Berufsschulen gibt es kein duales<br />
Ausbildungssystem. Darum müssen die Berufsschulen<br />
dringend aufgewertet werden.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Das betrifft die Ausstattung der Schulen ebenso wie die<br />
Versorgung mit gut ausgebildeten Lehrkräften. Es ist<br />
auch nur angemessen, wenn die erreichten Lernergebnisse<br />
an den Berufsschulen auf den Kammerzeugnissen<br />
regelmäßig vermerkt werden. Sie sind ja Bestandteil der<br />
dualen Ausbildung. Aber zurzeit passiert das nur auf<br />
freiwilliger Basis. Dabei haben wir sehr wohl im Blick,<br />
dass Berufsschulen in der Landesverantwortung liegen,<br />
aber die duale Ausbildung kann nicht an Zuständigkeitsschranken<br />
– um einen Begriff von Tankred Schipanski zu<br />
nehmen – zwischen Ländern und Bund scheitern.<br />
Viertens. Ich möchte noch erwähnen, dass die Rahmenbedingungen<br />
für die Arbeit der Prüferinnen und<br />
Prüfer deutlich verbessert werden müssen. Hier wird im<br />
Evaluationsbericht sogar ein deutlicher Veränderungsbedarf<br />
festgestellt, aber die Bundesregierung fühlt sich<br />
trotzdem dafür nicht zuständig. Wir halten das für falsch.<br />
Prüferinnen und Prüfer arbeiten ehrenamtlich. Ich finde,<br />
sie brauchen für diese Aufgabe rechtlich abgesicherte<br />
Konditionen.<br />
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Darum müssen die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
genauso ins Berufsbildungsgesetz wie jene,<br />
die für andere Bereiche der Ausbildung gelten.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir finden: Wer die<br />
duale Ausbildung aufwerten will, der muss das Berufsbildungsgesetz<br />
besser machen. Wir wollen das. Machen<br />
Sie doch einfach mit.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Wenn Sie nämlich nicht mitmachen, dann können Sie<br />
sich eigentlich auch die vielen Krokodilstränen über die<br />
angeblich nicht vorhandene Attraktivität der dualen Ausbildung<br />
künftig schenken.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der LINKEN – Rainer Spiering<br />
[SPD]: Das wäre gar nicht schlecht!)<br />
des Antrags der Linken zur Novellierung des Berufsbildungsgesetzes<br />
betrachten, Frau Hein.<br />
Erstens: die Notwendigkeit dieses Antrages. Sie<br />
schreiben ganz am Anfang von der angespannten Situation<br />
am Ausbildungsmarkt, nur leider hat das mit der Realität<br />
nichts zu tun. Denn sowohl das Bundesinstitut für<br />
Berufsbildung als auch die Arbeitsagentur sagen etwas<br />
völlig anderes, nämlich dass die Lage entspannter ist.<br />
Ein zweiter Aspekt hinsichtlich der Notwendigkeit.<br />
Wir haben mit diesem Berufsbildungsgesetz in Deutschland<br />
eine Jugendarbeitslosigkeit von knapp über 5 Prozent.<br />
Im europäischen Durchschnitt sind es 23 Prozent.<br />
Jetzt ein gutes Gesetz auf Grundlage Ihrer Angaben zu<br />
verschlimmbessern, halte ich für nicht notwendig.<br />
(Beifall des Abg. Uwe Schummer [CDU/<br />
CSU] – Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]:<br />
Verbessern, nicht verschlimmbessern! Das<br />
machen Sie schon alleine!)<br />
– Verschlimmbessern. Ich bleibe dabei.<br />
(C)<br />
(B)<br />
Vizepräsident Johannes Singhammer:<br />
Nächster Redner ist der Kollege Dr. Thomas Feist für<br />
die CDU/CSU.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Dr. Thomas Feist (CDU/CSU):<br />
Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Ich möchte einmal drei Facetten<br />
Zweitens: die Frage der Form, die Art und Weise, wie<br />
Ihr Antrag gestaltet ist. Nun ist es so, dass Sie den Berufsbildungsbericht<br />
nehmen und darauf aufbauend Ihre<br />
Argumentationsketten entwickeln. Dann kommt noch<br />
das Hohelied über Gewerkschaftspapiere. Das sei Ihnen<br />
vergeben; das ist ja auch in Ordnung.<br />
(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kai Gehring<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie gütig!)<br />
Am Schluss ist es allerdings so, dass Sie die Evaluation,<br />
die von demselben Ministerium vorgenommen wird, das<br />
auch für den Berufsbildungsbericht zuständig ist, als fehl<br />
am Platze einschätzen. Da muss man sich doch schon<br />
mal überlegen, ob die Quellen, die man nutzt, seriös sind<br />
oder nicht – beides in einem Antrag zu behaupten, das<br />
geht nicht.<br />
(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Nur bei<br />
Ihnen nicht!)<br />
– Nein, das geht generell nicht. Man muss schon ein bisschen<br />
stringent vorgehen.<br />
In Ihrem Antrag „Berufsbildungsgesetz novellieren“<br />
haben Sie eigentlich alles zusammengefasst, was irgendwie<br />
mit Berufsbildung zu tun hat. Das ist auch Ihr gutes<br />
Recht; das können Sie gerne machen. Nur sind darin einige<br />
gravierende Fehler enthalten. Sie reden zum Beispiel<br />
über die Berufseinstiegsbegleiter und behaupten, das<br />
entsprechende Programm sei nicht nachhaltig. Ich muss<br />
ganz ehrlich sagen: Für junge Leute, die besonderen Förderbedarf<br />
haben, ist das eine tolle und nachhaltige Sache.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Das ist so festgelegt; es ist eine gesetzliche Leistung, die<br />
im Sozialgesetzbuch verankert ist. Deswegen ist das auch<br />
kein „Programm“. Ebenso ist die Assistierte Ausbildung<br />
im Sozialgesetzbuch niedergelegt; sie ist – anders, als Sie<br />
(D)