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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 221. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. März 2017 22187<br />

Heidrun Bluhm<br />

(A)<br />

(B)<br />

chem Vermögen, Schuldenbremse und ÖPP neue Festlegungen<br />

treffen.<br />

Stimmt der <strong>Bundestag</strong> den geplanten Grundgesetzänderungen<br />

zu, dann setzt er damit einen massiven Privatisierungsschub<br />

in Gang; das führt sogar die Frankfurter<br />

Rundschau unter dem Titel „Die Autobahn als Profitmaschine“<br />

aus. Denn trotz anderslautender Bekundungen<br />

werden mit der Grundgesetzänderung Privatisierungen<br />

beim Bau und Betrieb von Autobahnen und Schulen ermöglicht,<br />

zwar nicht in Form, wie ursprünglich vom Finanzminister<br />

vorgeschlagen, einer materiellen Privatisierung,<br />

aber über den Umweg der Beteiligung Privater am<br />

Eigenkapital von Tochtergesellschaften der öffentlichen<br />

Hand.<br />

(Susanna Karawanskij [DIE LINKE]: So ist<br />

es!)<br />

Das soll grundgesetzlich ermöglicht werden und wird<br />

auch passieren, wenn wir im <strong>Bundestag</strong> nicht noch die<br />

Notbremse ziehen.<br />

Der mitregierenden SPD sei gesagt, dass sie mit einer<br />

Zustimmung zu diesem Gesetzespaket ihrem Kanzlerkandidaten<br />

ein gewaltiges Kuckucksei ins Nest – oder<br />

ins Kanzleramt – legen würde; denn damit wird die Verfügungsgewalt<br />

über öffentliches Eigentum zentralisiert<br />

und über Umwege die Möglichkeit eröffnet, öffentliches<br />

Eigentum auf privates überzuleiten.<br />

(Zuruf von der SPD: Sonst sind Sie doch<br />

immer für Zentralisierung!)<br />

Der Bundesrechnungshof hat dies als „funktionale Privatisierung“<br />

bezeichnet und eindringlich vor den Folgen<br />

gewarnt.<br />

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Fratzscher-Kommission<br />

des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

hat maßgeblich die Vorschläge für das<br />

Wirtschaftsministerium erarbeitet,<br />

hung der Schuldenbremse an ÖPP-Projekten beteiligen.<br />

Aber dann müssen sie bei Einhaltung der Schuldenbremse<br />

jahrzehntelang für die überteuerten ÖPP-Projekte<br />

zahlen. Das ist heute schon die bittere Erfahrung vieler<br />

Kommunen. Was nützt es den Menschen also, ein über<br />

ÖPP schön saniertes Schulgebäude stehen zu haben,<br />

wenn Hausmeister und Reinigungskräfte entlassen werden<br />

müssen, weil die Kommunen kein Geld mehr für deren<br />

Bezahlung haben, nachdem die fälligen Raten und<br />

Zinsen für die ÖPP-Schulprojekte abgeführt sind? So<br />

konkret stellen sich die Fragen, wenn es heute um den<br />

Erhalt öffentlichen Vermögens, ehrliche Bilanzierung<br />

und richtiges Investieren geht.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Erhalt und Ausbau<br />

von öffentlichem Vermögen müssen natürlich Schwerpunkt<br />

solider Haushaltspolitik sein. Das geht aber anders,<br />

liebe Grünen,<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

nämlich durch ehrliche Bestandsaufnahme, Bestimmung<br />

des Nutzungszwecks, solide Finanzplanung, orientiert<br />

am Bedarf, sowie transparente und zweckorientierte<br />

Investitionsplanung in den jeweiligen Haushaltsjahren.<br />

Nur so bleibt das Bundesvermögen ökologisch und ökonomisch<br />

in Topform, bedarfsorientiert und zukunftsfähig.<br />

Ein börsennotiertes Bundesvermögen kann kein Ziel<br />

unserer Haushaltspolitik sein.<br />

Herzlichen Dank.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />

Vielen Dank, Heidrun Bluhm. – Nächster Redner:<br />

Dennis Rohde für die SPD-Fraktion.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

(C)<br />

(D)<br />

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein!<br />

Herr Gabriel war das!)<br />

die mit dieser Grundgesetzänderung in Gesetzesform<br />

gegossen werden sollen. In der Kommission mitgewirkt<br />

haben unter anderem die Deutsche Bank und die Allianz<br />

AG.<br />

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Also ganz<br />

schlimm! Furchtbar!)<br />

Letztere hat ihre Renditeerwartung aus den ÖPP-Betreibermodellen<br />

mit 5 bis 8 Prozent beziffert, und das, obwohl<br />

öffentliche Kredite zurzeit für null zu haben sind.<br />

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist<br />

Eigenkapital!)<br />

Aber der Bund selbst hat ja – Herr Spahn hat es gesagt –<br />

keine ausreichenden eigenen Planungskapazitäten mehr,<br />

um die notwendigen Investitionen überhaupt abzuwickeln.<br />

Auch das muss sich ändern.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, zunächst<br />

können Bund, Länder und Kommunen sich unter Umge-<br />

Dennis Rohde (SPD):<br />

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In<br />

dem uns vorliegenden Antrag wird behauptet, dass das<br />

Vorliegen eines ausgeglichenen Haushaltes in den letzten<br />

Jahren keine haushälterische Leistung sei. Natürlich<br />

haben wir gute Rahmenbedingungen. Wir haben gute<br />

Steuereinnahmen, wir haben eine niedrige Arbeitslosigkeit,<br />

wir haben niedrige Zinsen. Aber ein ausgeglichener<br />

Haushalt an sich ist keine Selbstverständlichkeit.<br />

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Ausgeglichener Haushalt trotz<br />

dieser Bundesregierung!)<br />

Wenn wir uns die teilweise milliardenschweren Änderungswünsche<br />

von Teilen der Opposition in den letzten<br />

Jahren angucken, dann wissen wir: Wir hätten auch eine<br />

Neuverschuldung von 20, 30 oder 40 Milliarden Euro haben<br />

können.<br />

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Das war mehr Glück als Verstand!)

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