Flexibilität
Credit Suisse bulletin, 1999/01
Credit Suisse bulletin, 1999/01
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SCHWERPUNKT<br />
13<br />
diese Strategien schwierig anzuwenden,<br />
da sie ein irrationales Verhalten modellhaft<br />
darstellen wollen. Statt überdurchschnittliche<br />
Performance zu erzielen, sollten An-<br />
WIE WÜRDEN SIE ENTSCHEIDEN ?<br />
leger dank der Behavioral Finance eher<br />
lernen, sich rational statt normal zu verhalten.<br />
Damit können sie nämlich Verluste<br />
verhindern. Der Investor sollte übertriebenen<br />
Optimismus vermeiden. Gefährlich<br />
sind vor allem die verzerrte und zu späte<br />
Wahrnehmung von Tatsachen, die Illusion,<br />
die Situation unter Kontrolle zu haben, und<br />
der Hang, auf Aktien mit Verlust sitzen<br />
zu bleiben und nur solche mit Gewinn zu<br />
veräussern.<br />
Geld oder Glücksspiel ?<br />
Angenommen, Sie stehen vor der Wahl: Sie können 50 Franken auf sicher haben<br />
oder an einem Glücksspiel teilnehmen, wo sie mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />
50 Prozent 100 Franken gewinnen können. Rein rechnerisch sind beide Alternativen<br />
gleich, was dem rationalen Investor klar ist. Berücksichtigt man zusätzlich<br />
noch die Annahme der Risikoaversion, sollten Sie sich als rationaler Investor für<br />
die sicheren 50 Franken entschliessen. Behavioral Finance hat nun in empirischen<br />
Untersuchungen herausgefunden, dass viele Menschen jedoch von Emotionen<br />
getrieben das Glücksspiel wählen. Sie ziehen also das Risiko vor und verhalten<br />
sich wie ein normaler Investor.<br />
Einige Empfehlungen:<br />
– Achten Sie auf das ganze Portfolio,<br />
nicht nur auf Schwankungen einzelner<br />
Werte. Lassen Sie sich bei langfristigen<br />
Investitionen nicht von kurzfristigen<br />
Marktbewegungen beeinflussen. Verfolgen<br />
Sie die fixierte Strategie.<br />
Wieviel würden Sie zahlen ?<br />
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem TV-Quiz teil, wo Sie mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 90 Prozent eine Weltreise im Wert von 10000 Franken gewinnen<br />
können. Der TV-Moderator gibt Ihnen nun die Gelegenheit, sich die restlichen<br />
10 Prozent Sicherheit zu erkaufen, womit sie mit 100 Prozent die Reise<br />
gewinnen würden. Wieviel sind Sie bereit zu zahlen? Aus der Warte eines rationalen<br />
Investors, also rein rechnerisch gesehen, macht es keinen Sinn, mehr als<br />
1000 Franken zu bezahlen, um das Restrisiko zu eliminieren. Empirische Untersuchungen<br />
zeigen indes, dass die meisten Leute der 90-Prozent-Wahrscheinlichkeit<br />
nicht recht trauen und weitaus mehr als 1000 Franken zu zahlen bereit<br />
sind. Sie wollen aus einem Gefühl der Unsicherheit und der Besorgnis heraus<br />
die Reise auf sicher haben. Dies entspricht dem Verhalten eines normalen<br />
Anlegers im Sinne der Behavioral Finance.<br />
IM GLEICHSCHRITT: US-BÖRSENENTWICKLUNG 1998<br />
%<br />
Dow Jones Nasdaq S&P 500<br />
140<br />
F LE<br />
– Übertriebenen Optimismus vermeiden:<br />
Langfristig ist es schwierig, den Markt<br />
zu schlagen. Auch bei kurzfristigen<br />
Investitionen ist stets die Frage angebracht,<br />
ob man wirklich besser informiert<br />
ist als der Markt.<br />
– Eigene Risikoaversion einschätzen:<br />
Versuchen Sie, sich in ähnlichen Situationen<br />
gleich zu verhalten. Wenn Sie im<br />
voraus entschieden haben, bei welchem<br />
Verlust Sie aus einer Investition<br />
aussteigen wollen, tun sie es auch. Versuchen<br />
Sie, nachher nichts zu bereuen.<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
GREGOR HIRT, TELEFON (01) 333 96 48<br />
E-MAIL: GREGOR.HIRT@CREDIT-SUISSE.CH<br />
MASSIMO CAVALETTO, TEL. (01) 333 45 31<br />
MASSIMO.CAVALETTO@CREDIT-SUISSE.CH<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
1.1.1998<br />
15.1.1998<br />
29.1.1998<br />
12.2.1998<br />
26.2.1998<br />
12.3.1998<br />
26.3.1998<br />
9.4.1998<br />
23.4.1998<br />
7.5.1998<br />
21.5.1998<br />
4.6.1998<br />
18.6.1998<br />
2.7.1998<br />
16.7.1998<br />
30.7.1998<br />
13.8.1998<br />
27.8.1998<br />
10.9.1998<br />
24.9.1998<br />
8.10.1998<br />
22.10.1998<br />
5.11.1998<br />
19.11.1998<br />
3.12.1998<br />
17.12.1998<br />
31.12.1998<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99