Flexibilität
Credit Suisse bulletin, 1999/01
Credit Suisse bulletin, 1999/01
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SCHWERPUNKT<br />
15<br />
terstützen, um ihre Beschäftigten ausnutzen<br />
zu können. Die Firmen profitierten auf<br />
eine andere Art, so die verbreitete Meinung:<br />
Sie hätten nämlich, gewissermassen<br />
als Gegenleistung, motiviertere Mitarbeiter<br />
und könnten die Chance nutzen, sich<br />
rechtzeitig auf den gesellschaftlichen Wandel<br />
einzustellen. Claudia Bucheli Ruffieux<br />
weiss auch aus eigener Erfahrung: «Der<br />
Arbeitgeber fährt gut mit Teilzeitangestellten.»<br />
Obschon sie einen 70-Prozent-Vertrag<br />
in der Tasche habe, arbeite sie mehr;<br />
sie erledige beispielsweise ihre elektronische<br />
Post von zu Hause aus. Und als Teilzeitangestellte<br />
hat sie natürlich mehr Freizeit,<br />
die sie auf diese Weise der Firma zur<br />
Verfügung stellen kann – auch wenn dies<br />
nicht das Ziel sein sollte.<br />
«Ich höre ja nicht plötzlich auf zu planen,<br />
weil ich ein Baby bekommen habe», erzählt<br />
sie weiter. «Es war für mich immer<br />
klar, dass ich auch als Mutter einer verantwortungsvollen,<br />
qualifizierten Tätigkeit<br />
ausser Haus nachgehen will.» Individuell<br />
gestaltbare Arbeitszeiten erlauben, Arbeit<br />
und Kinderbetreuung – sei’s in Ein- oder<br />
Zweielternhaushalten – unter einen Hut<br />
23% weniger arbeiten<br />
2% keine Angabe<br />
2% weiss nicht/unentschieden<br />
8% mehr arbeiten<br />
65% genau richtig<br />
Quelle: GfS-Forschungsinstitut, Sorgenbarometer, Welle<br />
Oktober 1998 (N = 641 erwerbstätige Schweizerinnen<br />
und Schweizer)<br />
gen. Aber nicht der einzige. Die flexiblen<br />
Modelle, so die Studie, bieten einfach in<br />
einer, gelinde gesagt, immer anspruchsvolleren<br />
Arbeitswelt eine Spur Selbstbestimmung<br />
und ein Inselchen persönlichen<br />
Freiraums. Kurzum: Flexible Arbeitszeiten<br />
steigern die Lebensqualität und helfen bei<br />
einer gerechteren Neuverteilung der Geschlechterrollen.<br />
Ausserdem sind viele der<br />
Befragten der Ansicht, dass die neuen<br />
Formen der Arbeitszeitgestaltung die vorhandene<br />
Arbeit besser auf die arbeitswilligen<br />
Menschen aufteilen.<br />
Entsprechend ist in der Schweiz die<br />
Lust auf neue Formen der Arbeitszeitge-<br />
ITÄT<br />
zu bringen und so das Leben vielfältiger zu<br />
gestalten. Das ist sicher ein Grund, warum<br />
die Arbeitnehmer Flexibilisierungsmassnahmen<br />
mit offenen Armen empfan-<br />
JEDER VIERTE WÜRDE<br />
SEIN ARBEITSPENSUM<br />
GERNE REDUZIEREN<br />
Die Frage, ob sie mit ihrem momentanen Beschäftigungsgrad<br />
zufrieden sind, bejahen 65 Prozent der<br />
Befragten.<br />
staltung gross: Ein Drittel der befragten<br />
Erwerbstätigen gaben an, mit ihrem Beschäftigungsgrad<br />
nicht gerade glücklich<br />
zu sein (siehe Grafik auf dieser Seite).<br />
Eine respektable Anzahl. Mit einer Einschränkung<br />
allerdings: Die Unzufriedenheit<br />
steigt mit der Intensität der Anstellung<br />
und ist unverhältnismässig hoch bei Erwerbstätigen<br />
mit einem Wochenpensum<br />
von über 43 Stunden. Liegt das Pensum<br />
zwischen 33 und 42 Stunden, wollen nur<br />
noch 18 Prozent den Beschäftigungsgrad<br />
reduzieren.<br />
Nicht alle Modelle rangieren indes in<br />
der Beliebtheitsskala gleich hoch: Ganz<br />
oben stehen eindeutig diejenigen, welche<br />
eine persönliche Gestaltung des Arbeitsalltags<br />
oder den gleitenden Übergang ins<br />
Rentnerdasein ermöglichen. Frühpensionierungen<br />
sind vor allem bei Schwerarbeitenden<br />
gefragt oder solchen, die ihre wirtschaftliche<br />
Lage nicht als rosig einschätzen.<br />
Geradezu als Ladenhüter erweisen sich<br />
I<br />
«ICH HABE DEN<br />
GRÖSSEREN<br />
AUSGLEICH, UND<br />
VON MEINEM<br />
WOHLERGEHEN<br />
PROFITIERT AUCH<br />
DIE FIRMA.»<br />
CLAUDIA BUCHELI RUFFIEUX,<br />
LEITERIN MANAGEMENT SUPPORT,<br />
CREDIT SUISSE<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99