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«BEI DER UMSTELLUNG AUF DEN EURO ENTSTEHT IM WERTSCHRIFTENBEREICH EIN EIGENTLICHES PATCHWORK, DA BRÜSSEL KEIN EINHEITLICHES VORGEHEN VORSCHREIBT», ERKLÄRT CREDIT SUISSE- ÖKONOM FRITZ STAHEL.
ECONOMIC RESEARCH 31 SCHNITTSTELLE BANKENWELT DER EURO IST DA! FÜR DEN FINANZSEKTOR HAT EIN NEUES ZEITALTER BEGONNEN. VON FRITZ STAHEL, ECONOMIC RESEARCH Schon beim ersten Hinsehen wird klar: der Finanzsektor der EU ist kein homogenes Gebilde. Die Unterschiede von Land zu Land sind zum Teil noch beträchtlich. Sie zeigen sich beispielsweise im zeitlichen Verlauf und in der Dynamik des bisherigen Strukturwandels. Dieser hat in Skandinavien früher begonnen und stärker gewirkt als in den meisten anderen Mitgliedstaaten. Vor allem in den südlichen EU-Ländern besteht ein erheblicher Nachholbedarf; es werden die Anzahl Banken reduziert, die Filialnetze gestrafft und die Personalbestände verringert. Auf diesen Strukturwandel wirkt die Einführung des Euro als gemeinsame Währung von elf EU-Staaten wie ein Katalysator. Der Finanzsektor wird in der dreijährigen Übergangsphase zu einer wichtigen Schnittstelle. Die meisten Finanzinstitute betrachten die Geburt des Euro nicht nur als technische Übung; vielmehr nehmen sie sie zum Anlass, die eigene strategische Position anzupassen. Die unwiderrufliche Fixierung der Wechselkurse hat im Devisenhandel alle Geschäfte mit den beteiligten EWU- Währungen untereinander überflüssig gemacht. Das sind je nach Land zwischen einem Drittel des gesamten Umsatzes in Finnland und einem Zehntel in Grossbritannien. Anfang 2002 wird sich ähnliches beim Handel mit Noten wiederholen. Die Banken versuchen diese Einbussen zu kompensieren. Dabei rechnen sie mit einer weltweit erhöhten Nachfrage nach Euro und einem wachsenden Handel mit Währungen aus den Emerging Markets. Ein verschärfter Wettbewerb zeichnet sich im Zahlungsverkehr ab. Die Kunden erwarten, dass im einheitlichen Währungsraum grenzüberschreitende Transaktionen rascher und günstiger abgewickelt werden. Das ist zwar nicht von heute auf morgen möglich, weil für den internationalen Zahlungsverkehr nach wie vor verschiedene Wege offenzuhalten sind. Der technologische Fortschritt und der Konkurrenzdruck machen jedoch mit der Zeit Euro- Zahlungen auch ins Ausland attraktiver. Die Börsen wachsen zusammen Zeit braucht die Umstellung auf den Euro ebenfalls im Wertschriftenbereich. Da Brüssel kein einheitliches Vorgehen vorschreibt, entsteht hier ein eigentliches Patchwork: Die Staatsanleihen der EU-11 sind bereits redenominiert; andere Emittenten folgen erst später oder lassen ihre Papiere bis zum Verfall in den nationalen EWU-Währungen. Die Aktien müssen innerhalb von drei Jahren umgestellt werden. Beteiligungspapiere werden aber bereits seit 4.1.1999 in Euro gehandelt. Vor besonders markanten Veränderungen steht die Börsenlandschaft Europas (siehe Grafik auf Seite 22). Die bisherige Währungsvielfalt hat begünstigt, dass zahlreiche nationale Handelsplätze nebeneinander existieren konnten. Derivatbörsen, die sich auf spezifische Zins- oder Währungsinstrumente ausrichteten, sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Mit dem Euro fallen diese Segmentierungen weg. Zudem ändern die Investoren ihr Verhalten. Obligationenanlagen werden innerhalb der EWU nicht mehr nach Währungen, sondern nach Laufzeit und Schuldnerbonität diversifiziert. Bei den Aktienanlagen verschwinden Länderüberlegungen zwar nicht sofort. Dennoch verlieren sie schrittweise zugunsten eines pan-europäischen Branchenansatzes an Bedeutung. Die Börsen in Europa wachsen also stärker zusammen. Die rasanten Fortschritte in der Informationstechnologie CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99
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