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Flexibilität

Credit Suisse bulletin, 1999/01

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SCHWERPUNKT<br />

9<br />

«In der Arbeitswelt ist<br />

die traditionelle Laufbahn<br />

im Niedergang begriffen.<br />

Heute muss ein junger<br />

Amerikaner mit mindestens<br />

zweijährigem Studium<br />

damit rechnen, in vierzig<br />

Arbeitsjahren wenigstens<br />

elfmal die Stelle zu wechseln<br />

und seine Kenntnisbasis<br />

wenigstens dreimal<br />

auszutauschen.» Alfred Schaufelberger,<br />

Leiter des Ressorts Personal der<br />

CREDIT SUISSE, hält es mit dem Sprichwort:<br />

«Lernen ist wie Rudern gegen den<br />

«Loyalität drückt sich nicht in der Verweildauer<br />

eines Mitarbeiters aus», sagt Alfred<br />

Schaufelberger und erinnert daran, dass<br />

es langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

gibt, die innerlich gekündigt haben<br />

und entsprechend schlechtere Leistungen<br />

bringen. Ein Umdenken findet statt. Der<br />

Trend zu einem flexibleren Arbeitsmarkt<br />

lässt sich belegen: Im Computerbereich<br />

etwa betrug in den siebziger und achtziger<br />

Jahren die durchschnittliche Verweildauer<br />

25 Jahre, von 1987 bis 1991 lag sie noch<br />

bei rund acht Jahren und fiel dann bis<br />

auf rund fünf im Jahr 1993. Sesselkleber<br />

schreiben im heutigen wirtschaftlichen<br />

IBILITÄ T<br />

«VIELE LEUTE SIND NICHT SCHLECHT<br />

Strom; sobald man aufhört, treibt man zurück.»<br />

Lebenslanges Lernen ist ein Trend,<br />

den die flexible Arbeitswelt zwangsläufig<br />

fordert und fördert. Die Verfallszeit von<br />

Wissen schrumpft. Einsichten von gestern<br />

sind heute schon überholt.<br />

Die Ausgangslage ist klar: Unternehmen<br />

können ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

keine Stelle mehr auf Lebenszeit<br />

garantieren. Das zeigen Phasen der Umstrukturierung<br />

immer wieder deutlich. Es<br />

gehört deshalb zu den unternehmerischen<br />

Pflichten, die Angestellten zur Marktfähigkeit<br />

anzuhalten. «Die Firmen ihrerseits<br />

sind daran interessiert, Leute zu beschäftigen,<br />

die auch am Markt gefragt sind», erklärt<br />

Personalchef Schaufelberger. «Denn<br />

marktfähige Berufsleute sind nicht nur<br />

flexibler, sie halten auch das Unternehmen<br />

auf Trab.»<br />

Bei der CREDIT SUISSE geht man seit<br />

letztem Jahr systematisch der Frage nach,<br />

wie marktfähig die Mitarbeitenden sind.<br />

AUSGEBILDET, WEIL SIE DAS GEWOLLT HÄTTEN,<br />

SONDERN WEIL SIE KEINE GELEGENHEIT<br />

ZU EINER BESSEREN AUSBILDUNG BEKAMEN.»<br />

Geführt wird die Diskussion mit allen – vom<br />

Topkader über die Anlageberaterin bis zum<br />

Portier. «Daraus gehen sowohl die Mitarbeiterinnnen<br />

und Mitarbeiter wie unsere<br />

Firma als Gewinner hervor», betont Alfred<br />

Schaufelberger. «Die Mitarbeitenden gewinnen<br />

an Sicherheit, und die Bank verbessert<br />

mit ihrem guten Humankapital ihre<br />

Markttauglichkeit.» Die CREDIT SUISSE<br />

lässt sich darum die Aus- und Weiterbildung<br />

jährlich 44 Millionen Franken kosten.<br />

Hat in Zeiten der Flexibilisierung der<br />

loyale Langzeitangestellte ausgedient ?<br />

GUDELA GROTE, PROFESSORIN AM INSTITUT<br />

FÜR ARBEITSPSYCHOLOGIE DER ETH ZÜRICH<br />

Umfeld keine Erfolgsstories. Weder für<br />

sich selber noch für das Unternehmen.<br />

«Der Trend zu ‹nichts<br />

Langfristigem› desorientiert auf<br />

lange Sicht jedes Handeln,<br />

löst die Bindungen von Vertrauen<br />

und Verpflichtung und untergräbt<br />

die wichtigsten Elemente<br />

der Selbstachtung.» Richard Sennett<br />

führte die Zuhörerinnen und Zuhörer in<br />

St. Gallen durch ein düsteres Szenario.<br />

Vom renommierten Soziologen war kaum<br />

Infos und Links zum Thema «<strong>Flexibilität</strong>»: BULLETIN |<br />

ONLINE: www.credit-suisse.ch/bulletin

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