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Flexibilität

Credit Suisse bulletin, 1999/01

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ECONOMIC RESEARCH<br />

31<br />

SCHNITTSTELLE<br />

BANKENWELT<br />

DER EURO IST DA! FÜR DEN FINANZSEKTOR<br />

HAT EIN NEUES ZEITALTER BEGONNEN.<br />

VON FRITZ STAHEL, ECONOMIC RESEARCH<br />

Schon beim ersten Hinsehen wird klar: der<br />

Finanzsektor der EU ist kein homogenes<br />

Gebilde. Die Unterschiede von Land zu<br />

Land sind zum Teil noch beträchtlich. Sie<br />

zeigen sich beispielsweise im zeitlichen<br />

Verlauf und in der Dynamik des bisherigen<br />

Strukturwandels. Dieser hat in Skandinavien<br />

früher begonnen und stärker gewirkt<br />

als in den meisten anderen Mitgliedstaaten.<br />

Vor allem in den südlichen EU-Ländern<br />

besteht ein erheblicher Nachholbedarf;<br />

es werden die Anzahl Banken reduziert,<br />

die Filialnetze gestrafft und die Personalbestände<br />

verringert.<br />

Auf diesen Strukturwandel wirkt die<br />

Einführung des Euro als gemeinsame<br />

Währung von elf EU-Staaten wie ein<br />

Katalysator. Der Finanzsektor wird in der<br />

dreijährigen Übergangsphase zu einer<br />

wichtigen Schnittstelle. Die meisten Finanzinstitute<br />

betrachten die Geburt des Euro<br />

nicht nur als technische Übung; vielmehr<br />

nehmen sie sie zum Anlass, die eigene<br />

strategische Position anzupassen.<br />

Die unwiderrufliche Fixierung der<br />

Wechselkurse hat im Devisenhandel alle<br />

Geschäfte mit den beteiligten EWU-<br />

Währungen untereinander überflüssig<br />

gemacht. Das sind je nach Land zwischen<br />

einem Drittel des gesamten Umsatzes in<br />

Finnland und einem Zehntel in Grossbritannien.<br />

Anfang 2002 wird sich ähnliches<br />

beim Handel mit Noten wiederholen. Die<br />

Banken versuchen diese Einbussen zu<br />

kompensieren. Dabei rechnen sie mit<br />

einer weltweit erhöhten Nachfrage nach<br />

Euro und einem wachsenden Handel mit<br />

Währungen aus den Emerging Markets.<br />

Ein verschärfter Wettbewerb zeichnet<br />

sich im Zahlungsverkehr ab. Die Kunden<br />

erwarten, dass im einheitlichen Währungsraum<br />

grenzüberschreitende Transaktionen<br />

rascher und günstiger abgewickelt werden.<br />

Das ist zwar nicht von heute auf morgen<br />

möglich, weil für den internationalen Zahlungsverkehr<br />

nach wie vor verschiedene<br />

Wege offenzuhalten sind. Der technologische<br />

Fortschritt und der Konkurrenzdruck<br />

machen jedoch mit der Zeit Euro-<br />

Zahlungen auch ins Ausland attraktiver.<br />

Die Börsen wachsen zusammen<br />

Zeit braucht die Umstellung auf den Euro<br />

ebenfalls im Wertschriftenbereich. Da<br />

Brüssel kein einheitliches Vorgehen vorschreibt,<br />

entsteht hier ein eigentliches<br />

Patchwork: Die Staatsanleihen der EU-11<br />

sind bereits redenominiert; andere Emittenten<br />

folgen erst später oder lassen ihre<br />

Papiere bis zum Verfall in den nationalen<br />

EWU-Währungen. Die Aktien müssen innerhalb<br />

von drei Jahren umgestellt werden.<br />

Beteiligungspapiere werden aber bereits<br />

seit 4.1.1999 in Euro gehandelt.<br />

Vor besonders markanten Veränderungen<br />

steht die Börsenlandschaft Europas<br />

(siehe Grafik auf Seite 22). Die bisherige<br />

Währungsvielfalt hat begünstigt, dass<br />

zahlreiche nationale Handelsplätze nebeneinander<br />

existieren konnten. Derivatbörsen,<br />

die sich auf spezifische Zins- oder Währungsinstrumente<br />

ausrichteten, sind in den<br />

letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden<br />

geschossen. Mit dem Euro fallen diese<br />

Segmentierungen weg. Zudem ändern die<br />

Investoren ihr Verhalten. Obligationenanlagen<br />

werden innerhalb der EWU nicht<br />

mehr nach Währungen, sondern nach<br />

Laufzeit und Schuldnerbonität diversifiziert.<br />

Bei den Aktienanlagen verschwinden Länderüberlegungen<br />

zwar nicht sofort. Dennoch<br />

verlieren sie schrittweise zugunsten<br />

eines pan-europäischen Branchenansatzes<br />

an Bedeutung.<br />

Die Börsen in Europa wachsen also<br />

stärker zusammen. Die rasanten Fortschritte<br />

in der Informationstechnologie<br />

CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99

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