Flexibilität

ECONOMIC RESEARCH
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50 Prozent lag, enthüllt die unangenehme
Seite des Risikos. Besonders betroffen
waren Bankaktien. In der Zwischenzeit
wurde allerdings ein grosser Teil der Rückschläge
wieder wettgemacht.
Die Wagemutigen kamen gut weg
Angesichts solch extremer Kursschwankungen
lohnt es sich, die längerfristigen
Auswirkungen verschiedener Anlagestrategien
zu studieren (siehe Tabelle). Im
betrachteten Zeitraum von elf Jahren hat
eine praktisch risikolose Geldmarktanlage
eine durchschnittliche jährliche Rendite von
4,9 Prozent abgeworfen. Relativ risikoarme
Obligationen führten zu einem Ertrag
von 5,9 Prozent. Das Risiko schweizerischer
Aktien lag gegenüber diesen Anlagen
um ein Vielfaches höher. Gleichzeitig
ergaben sich aber auch deutlich höhere
Renditen. Selbst der ungeschickteste Anleger,
der die Titel auf dem Höchststand
vor dem letzten grossen Einbruch an den
Börsen von 1987 erwarb und sie in einem
Anflug von Panik auf dem Tiefstpunkt des
vergangenen Jahres verkaufte, kam auf
eine Jahresrendite von 9,6 Prozent (Aktienanlage
1). Ein Glückspilz, der auf dem
Tiefststand von 1987 kaufte und am
20. Juli 1998 ausstieg, hätte sogar eine
durchschnittliche Rendite von über 20 Prozent
erzielt (Aktienanlage 4). Die Rendite
des Durchschnittsanlegers dürfte zwischen
den beiden Extremwerten bei gut
14 Prozent liegen. Damit wäre der Wert
einer Investition von 10 000 Franken am
schweizerischen Aktienmarkt innerhalb
von elf Jahren ohne Berücksichtigung von
Steuern und Spesen auf zwischen 27 500
Franken (175 Prozent Gesamtrendite)
und 70 800 Franken (608 Prozent) gestiegen.
Mit Geldmarkt- oder Obligationenanlagen
hätte ein Investor dagegen
lediglich knapp 17 000 beziehungsweise
19 000 Franken erreicht (69 respektive
89 Prozent).
Aktien bringen nicht das schnelle Geld
Aus dem Gesagten folgt, dass nur Personen,
die kurzfristig hohe Wertschwankungen
verkraften können und einen langfristigen
Anlagehorizont haben, sich stark am
Aktienmarkt engagieren sollten. Solche
Investoren werden für ihre Geduld und die
eingegangenen Risiken in der Regel mit
höheren Erträgen belohnt. Dabei müssen
sie sich allerdings an gewisse Anlagegrundsätze
wie breite Streuung und Transparenz
halten sowie seriöse und gut ausgebildete
Finanzvermittler zu Rate ziehen.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist,
dass diejenigen, die Aktien «blind» und um
jeden Preis zu kaufen bereit sind, weil sie
ja langfristig eine überdurchschnittliche
Rendite abwerfen, dafür gelegentlich
einen (zu) hohen Preis bezahlen. Empfehlenswert
ist daher nicht nur eine Verteilung
der Anlagen auf verschiedene Titel, sondern
auch eine zeitliche Diversifikation: Um
nicht das gesamte Vermögen in einem ungünstigen
Zeitpunkt zu investieren, sollte
es über einen längeren Zeitraum gestaffelt
an die Börse gebracht werden. Überdies
lohnt es sich, eine eigene Analyse vorzunehmen
oder sich kompetent beraten zu
lassen, um die Preiswürdigkeit des Aktienmarkts
abschätzen zu können. Wem es
gelingt, günstig einzukaufen und teuer zu
verkaufen, der kann eine beachtliche
«Zusatzdividende» einstreichen.
DR.ROGER M. KUNZ, TELEFON (01) 333 58 85
E-MAIL: ROGER.M.KUNZ@CREDIT-SUISSE.CH
GEWIEFTE ANLEGER ERREICHTEN EINE 20PROZENTIGE JAHRESRENDITE
Risiko und Rendite ausgewählter Anlagen zwischen 5.10.87 und 5.10.98
5.10. 87 10.11. 87 20. 07. 98 5.10. 98
SPI-Stand Jahreshöchst 1205.65 5237.39
Gesamt- Durch - Risiko
Jahrestiefst 740.23 3311.28
rendite schnitts- (Standardrendite
abweichung)
Kurs-Verlust – 38.6% – 36.8%
pro Jahr
Aktien Anlage 1 Kauf – – Verkauf 175% 9.6% 18.7%
Anlage 2 – Kauf – Verkauf 347% 14.7% 17.0%
Anlage 3 Kauf – Verkauf – 334% 14.6% 17.5%
Anlage 4 – Kauf Verkauf – 608% 20.1% 15.6%
Geldmarkt Kauf – – Verkauf 69% 4.9% 0.8%
Obligationen Kauf – – Verkauf 89% 5.9% 3.7%
Quelle: Eigene Berechnungen aus Datastream
CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99