Flexibilität
Credit Suisse bulletin, 1999/01
Credit Suisse bulletin, 1999/01
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SERVICE<br />
52<br />
EIN CHIP<br />
FÜR ALLE FÄLLE<br />
PETER RIKLI, LEITER<br />
ZAHLUNGSSYSTEME DER<br />
CREDIT SUISSE,<br />
SKIZZIERT DIE BARGELDLOSE<br />
WELT VON MORGEN<br />
PASQUALE FERRERA Herr Rikli, brauchen Sie<br />
im Alltag noch Bargeld ?<br />
PETER RIKLI Ja. Im Café beispielsweise,<br />
fürs Taxi und in Läden, die keine Karten<br />
akzeptieren.<br />
P.F. Wird man auch in Zukunft für kleinere<br />
Beträge zum Bargeld greifen ?<br />
P.R. Nein. Neue technische Möglichkeiten<br />
werden die Gesellschaft noch bargeldloser<br />
machen. Wir werden vom Rappenbetrag<br />
bis zur grossen Zahlung alles<br />
ab Karte erledigen können – und zwar von<br />
jedem Ort aus.<br />
P.F. Wie wird dies möglich ?<br />
P.R. Treibende Kraft werden die Smartcards<br />
sein. Die Chips, die heute schon auf<br />
den meisten ec-Karten eingebaut sind,<br />
werden viel leistungsfähiger. Man wird sie<br />
mit einem kleinen PC vergleichen können,<br />
der verschiedene Anwendungen nutzen,<br />
aber auch neue Anwendungen laden und<br />
entladen kann. Es ist also vorstellbar, dass<br />
wir mit derselben Karte im Laden einkaufen,<br />
das Kinoticket darauf reservieren,<br />
bezahlen und an der Kasse am Abend dann<br />
abbuchen. Oder via Internet etwas bestellen<br />
und die Rechnung gleich begleichen.<br />
Und wohlverstanden: dies alles weltweit.<br />
P.F. Nicht alles, was technisch möglich ist,<br />
setzt sich auch durch. Wie steht es mit den<br />
Smartcards ?<br />
P.R. Bedingung ist, dass diese neue<br />
Technologie einfach und kundenfreundlich<br />
ist. Dann werden die Kunden sich von selber<br />
vom Nutzen überzeugen. Und der lässt<br />
sich sehen: Kein Kopfzerbrechen mehr<br />
über Geldbeträge, die man beispielsweise<br />
ins Ausland mitnehmen muss; nicht ständig<br />
zur Bank oder zu einem Automaten<br />
gehen müssen, um Geld abzuheben oder<br />
Dienstleistungen zu beanspruchen. Über<br />
PC oder Natel kann sich jeder die Bankverbindung<br />
selber herstellen.<br />
P.F. Was hemmt diese Entwicklung ?<br />
P.R. Der grösste Hemmfaktor ist die<br />
Gewohnheit: Die Schweiz ist nach wie vor<br />
ein Bargeld-Land. Ein Zahlenvergleich: In<br />
der Schweiz werden im Durchschnitt 73<br />
Transaktionen pro Jahr und pro Person<br />
mit Karten getätigt, in den USA sind es<br />
300. Doch die Generation, die heranwächst,<br />
ist aufgeschlossener gegenüber<br />
Plastikgeld. Das wird den Trend zur bargeldlosen<br />
Gesellschaft verstärken.<br />
P.F. Eine wichtige Rolle spielt aber auch der<br />
Handel. Detaillisten, Restaurants, Kinos usw.<br />
müssen zuerst in die neue Technologie<br />
investieren. Das ist nicht selbstverständlich.<br />
P.R. Richtig. Am Anfang ist eine Investition<br />
nötig. Sie zahlt sich aber aus. Die Anbieter<br />
profitieren von Zusatzverkäufen und<br />
von einer erhöhten Sicherheit, weil keine<br />
grossen Geldbestände mehr nötig sind.<br />
Und ausserdem: Auch das Bargeld-Handling<br />
kostet; dort wird man sparen.<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99