Flexibilität
Credit Suisse bulletin, 1999/01
Credit Suisse bulletin, 1999/01
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SCHWERPUNKT<br />
8<br />
CHRISTIAN PFISTER Sind angesichts der heute<br />
ständig geforderten Bereitschaft, sich zu<br />
wandeln, Stabilität und langfristiges Denken<br />
wertlos ?<br />
PETER LIENHART Langfristig erfolgreich ist<br />
nur, wer laufend neue Trends erkennt und<br />
darauf rechtzeitig reagiert. Stabilität und<br />
Sicherheit jedoch bieten Voraussetzungen,<br />
damit Mitarbeitende den steten Wandel<br />
bewältigen.<br />
C.P. Die CREDIT SUISSE hat eine grosse<br />
Umstrukturierung hinter sich. Was waren<br />
für die Mitarbeitenden die grössten Nöte ?<br />
P.L. Sie mussten mit Angst und Unsicherheit<br />
fertigwerden. Unser Unternehmen<br />
reagierte darauf, indem es über die Veränderungen<br />
stets offen und klar informierte.<br />
Alle vermochten so den Sinn der<br />
neuen Strategie zu erkennen. Zudem ging<br />
es darum, Vertrauen in die neue Führung<br />
und in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen.<br />
Das beste Heilmittel ist Erfolg.<br />
C.P. Die CREDIT SUISSE setzt heute auf<br />
«employability»; sie hilft den Mitarbeitenden<br />
also, marktfähig zu sein. Tut die Bank das<br />
aus reiner Nächstenliebe ?<br />
P.L. Nein, sondern aus Verantwortung.<br />
Als Bank bewegen wir uns heute in einem<br />
rasanten Konkurrenzkampf. Früher konnte<br />
eine Bank praktisch eine Garantie geben<br />
für eine Stelle auf Lebenszeit. Damit ist es<br />
vorbei. Darum müssen unsere Mitarbeiter<br />
marktfähig sein. Das heisst nicht, dass wir<br />
sie schnell los sein wollen. Viel wichtiger<br />
ist: Wir wollen unser Geschäft mit top<br />
ausgebildeten Teams weiterbringen. Sind<br />
nämlich unsere Mitarbeiterinnen und Mit-<br />
«DAS BESTE<br />
HEILMITTEL IST<br />
ERFOLG»<br />
PETER LIENHART, MITGLIED DER<br />
GESCHÄFTSLEITUNG CREDIT SUISSE<br />
arbeiter marktfähig, so ist dies auch die<br />
CREDIT SUISSE.<br />
C.P. Was bringt <strong>Flexibilität</strong> den Mitarbeitenden<br />
?<br />
P.L. Abwechslung, Chancen und Sicherheit.<br />
C.P. Warum Sicherheit ?<br />
P.L. Ist jemand flexibel und multifunktional,<br />
dann weiss er, dass er schnell einen<br />
neuen Job finden wird. Ich wünsche mir,<br />
dass die Leute bei uns arbeiten, weil sie<br />
an unser Unternehmen glauben, aber<br />
auch aus der Überzeugung, eine super<br />
Stelle zu haben. Es kann ja nicht sein,<br />
dass Mitarbeitende bei uns sind, nur weil<br />
es ihnen an Alternativen mangelt.<br />
FLEX<br />
«MARKTFÄHIGE<br />
C.P. Wissen die Teams in der CREDIT SUISSE<br />
ob des ständigen Zwangs, sich zu wandeln,<br />
und des kurzfristigen Denkens überhaupt<br />
noch, wohin die Reise geht ?<br />
P.L. Was heisst hier kurzfristiges Denken<br />
– unsere Bank hat einen Businessplan,<br />
der auf drei Jahre angelegt ist. Wir<br />
planen also weder kurz- noch lang-, sondern<br />
mittelfristig. Was nicht ausschliesst,<br />
dass wir neue Marktchancen packen würden.<br />
Wir kommunizieren die Strategie<br />
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
stufengerecht. Die Kommunikation ist<br />
im heutigen Umfeld ein entscheidender<br />
Punkt. Die Leute haben das Recht und<br />
den Anspruch zu verstehen, in welche<br />
Richtung sich die Firma bewegt.<br />
MITARBEITENDE HALTEN<br />
DAS UNTERNEHMEN<br />
AUF TRAB.»<br />
ALFRED SCHAUFELBERGER, LEITER DES<br />
RESSORTS PERSONAL DER CREDIT SUISSE<br />
Thomas Knecht, Chef der Unternehmensberatung<br />
Mc Kinsey Schweiz, nennt als<br />
kritischen Erfolgsfaktor einer Umstrukturierung,<br />
dass in einer Firma alle den Veränderungsbedarf<br />
erkennen und akzeptieren.<br />
«Es muss einsichtig sein, wohin die<br />
Reise geht und wie man die neue Vision<br />
für das Unternehmen umsetzen kann.»<br />
Die CREDIT SUISSE machte sich nicht<br />
einfach mit dem Zweihänder an die Umstrukturierung.<br />
Sie bot ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitabeitern Hilfe, damit die<br />
Veränderung für jeden einzelnen überschaubar<br />
blieb. Schliesslich geht der<br />
Abbau von rund einem Viertel der Arbeitsplätze<br />
an keiner Firma spurlos vorbei.<br />
Wichtig war eine zukunftsweisende Strategie<br />
der Geschäftsleitung. Die Veränderungen<br />
wurden klar und kontinuierlich<br />
kommuniziert. Zudem stellte das Unternehmen<br />
Gelder zur Verfügung für Frühpensionierungen<br />
mit 56 und unterstützte<br />
Mitarbeiter, ausserhalb wie innerhalb der<br />
Bank eine gleichwertige Stelle zu finden.<br />
«Für die Mitarbeitenden schnürten wir<br />
Pakete sowohl finanzieller wie sozialer Art,<br />
damit sie die Veränderungen mit Selbstvertrauen<br />
anpacken konnten», erzählt Karl<br />
P. Ruoss.<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99