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Flexibilität

Credit Suisse bulletin, 1999/01

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SCHWERPUNKT<br />

25<br />

Tatsächlich laufen die umworbenen Kunden<br />

Gefahr, im Dickicht von Karten, Clubs<br />

und Punkten die Orientierung zu verlieren.<br />

Wie auch immer: Die Unternehmen ziehen<br />

fast durchwegs positive Bilanzen ihrer<br />

Treueoffensiven. So hat sich die Cumulus-<br />

Karte zu einem wahren Renner entwickelt,<br />

wie Product Manager Stefan Frei bestätigt.<br />

Bereits seien 1,7 Millionen Haushalte im<br />

Besitz der Karte. Davon benützten sie<br />

1,4 Millionen regelmässig. «Und die Tendenz<br />

ist weiter steigend.» Auch die CREDIT<br />

SUISSE sonnt sich im Erfolg ihrer Kundenbindungsprogramme.<br />

BONVIVA, eine<br />

Finanzboutique mit verschiedensten Verlität.<br />

Gerade die Bankenwelt zeigt aber<br />

auch, wo die Grenzen dieser <strong>Flexibilität</strong><br />

liegen: Sobald es für den Kunden um<br />

höhere Summen geht, gewinnt die Beratung<br />

an Gewicht und damit auch das Vertrauen<br />

des Kunden gegenüber einer Bezugsperson.<br />

Und Vertrauen braucht Zeit.<br />

Ist es einmal aufgebaut, so ist der Kunde<br />

weder bereit noch in der Lage, den gleichen<br />

Service woanders zu kriegen.<br />

Das Problem der schwindenden Loyalität<br />

präsentiert sich damit nicht ganz so dramatisch<br />

für das Marketing. Wenn es denn<br />

überhaupt eines ist: Warum, so könnte<br />

man sich fragen, sollte sich eine Firma<br />

Sorgen machen, dass ihre Kunden abspringen<br />

? Solange sie konkurrenzfähige<br />

Produkte zu bieten hat, werden ebensoviele<br />

neue dazustossen; unter dem Strich<br />

bliebe alles beim alten. «Falsch», widerspricht<br />

Peter Bauer, Marketingchef für<br />

Individualkunden bei der CREDIT SUISSE:<br />

«Um einen neuen Kunden anzuwerben,<br />

muss ein Unternehmen nämlich ungleich<br />

mehr Geld in die Hand nehmen, als um<br />

einen bestehenden Kunden bei der Stange<br />

zu halten.» Und einmal angeworben, drückt<br />

der neue Kunde weiter auf das Budget der<br />

Bank, denn das Einrichten eines Kontos<br />

und die anderen administrativen Schritte<br />

sind nicht gratis. Auch hat der Kunde zu<br />

Beginn die Abläufe noch nicht so im Griff,<br />

was die Kostenrechnung zusätzlich belastet.<br />

Wenn also ein eben erst gewonnener<br />

Kunde wieder abspringe, hinterlasse er<br />

nur Kosten, so Bauer. «Je nach Bankprodukt<br />

müssen wir mit einigen Monaten, ja<br />

sogar Jahren rechnen, bis eine neue Kundenbeziehung<br />

zu rentieren beginnt.» Danach<br />

geht es aber meist nur noch bergauf<br />

mit der Rentabilitätskurve, denn die Abläufe<br />

schleifen sich ein, der Kunde lernt<br />

die Bank schätzen, empfiehlt sie weiter und<br />

wird auch empfänglicher für weitere Bankdienstleistungen.<br />

«Cross-selling» nennt<br />

man dies im Marketing-Jargon.<br />

Jetzt kommen die Bonusprogramme<br />

Wie einträglich es ist, seine Stammkundschaft<br />

auszuschöpfen, haben mittlerweile<br />

nicht nur die Banken begriffen. Mit allen<br />

möglichen Mitteln versuchen hierzulande<br />

Anbieter quer durch alle Branchen, die<br />

LEXIBILI<br />

treuen Kunden zu belohnen und die weniger<br />

treuen auf den rechten Weg zu führen.<br />

Die Swissair etwa hält die Mitglieder ihres<br />

Qualiflyer-Programms dazu an, fleissig<br />

Bonuspunkte zu sammeln. Haben die<br />

Vielflieger eine gewisse Anzahl Meilen abgeflogen,<br />

so erhalten sie ein Anrecht auf<br />

einen weiteren Flug bei der Swissair oder<br />

einer anderen Gesellschaft, die bei Qualiflyer<br />

mitmacht. Auch die Migros hat zur<br />

Jagd auf die loyalen Kunden geblasen, als<br />

sie vor anderthalb Jahren die Cumulus-<br />

Karte lancierte. Das Prinzip ist ähnlich: Je<br />

mehr man bei Migros einkauft, desto mehr<br />

Punkte kriegt man. Die Punkte entsprechen<br />

einem Rabatt von einem Prozent auf<br />

dem Umsatz, können aber auch für Aktionen<br />

verwendet werden. Es dauerte nicht<br />

lange, bis Konkurrent Coop mit Migros<br />

gleichzog und die Coop-Profitkarte auf<br />

den Markt brachte.<br />

«Rückfall in die Zeit der Rabattmärkli»,<br />

schimpfen vor allem Konsumentenschützer.<br />

günstigungen, zählt seit ihrer Einführung<br />

Anfang 1997 bereits weit über 100 000<br />

Mitglieder (siehe Box, Seite 27). Bei jungen<br />

Leuten beliebt ist auch das ACADE-<br />

MICA-Konto, welches neben einem gebührenfreien<br />

Privatkonto mit Vorzugszins<br />

allerlei Zusatzleistungen rund ums Kino<br />

und Internet zu bieten hat. Das dritte Pferd<br />

im Stall der CREDIT SUISSE-Loyalitätsangebote<br />

nennt sich POINT-UP, ein Bonussystem<br />

für Kreditkartenbenützer (siehe<br />

auch Artikel auf Seite 50). Das Novum:<br />

Alle drei Kreditkarten, welche die CREDIT<br />

SUISSE seit diesem Jahr anbietet, laufen<br />

über dasselbe Punktesystem.<br />

Soweit die Fassade des modernen<br />

Marketing. Wer einen Blick dahinter wirft,<br />

erkennt aber noch weit grundlegendere<br />

Veränderungen. Stimuliert durch die Möglichkeiten<br />

der Informationstechnologie,<br />

haben Firmen begonnen, in grossem Stil<br />

Daten über das Verhalten ihrer Kunden zu<br />

sammeln. All die Treueprogramme sind<br />

CREDIT SUISSE BULLETIN 1 |99

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