Industrieanzeiger 09/10.2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nur rund 3 kg wiegt das hybride Automobilrad.<br />
Verbaut sind Aluminium,<br />
Alu-Schaum und diverse Faserverbundmaterialien.<br />
Bilder: TU Chemnitz<br />
Darunter ist eine Motorhaube, die aus umgeformtem<br />
Blech mit zugleich aufgespritzten<br />
Kunststoffrippen besteht. Ein anderes<br />
Bauteil, ein Querlenker, verfügt über einen<br />
Kern aus pulvermetallurgisch hergestelltem<br />
Alumi niumschaum mit aufgepressten Thermoplast-Decklagen.<br />
Eingeschäumte Stahleinsätze<br />
dienen als Lasteinleitungspunkte.<br />
Dieser Hybrid-Querlenker bietet 40 %<br />
weniger Gewicht als Stahlquerlenker und<br />
bis zu 7-fach höhere Biegefestigkeit.<br />
Bei einer Bauteil-Entwicklung mit dem<br />
Fraunhofer IWU ist die Zahl der Schichten<br />
noch höher: Der 31 mm dicke Querlenker<br />
wird in einem „One-Shot-Verfahren“ aus<br />
Capaal 1/1 thermogeformt. Dieses Hybridlaminat<br />
setzt sich von innen nach außen aus<br />
den folgenden sechs Lagen zusammen: Aluminiumschaumkern,<br />
PA-Folie, CF-PA,<br />
GF-PA, PA6-Folie, Aluminiumlegierung.<br />
Im Blick auf die Lasten wagte sich das<br />
Projekt „Class“ der Ford Werke noch weiter<br />
hinaus. Beteiligt waren der Metallteile -<br />
hersteller Gestamp und die Universität<br />
Warwick. Thomas Gerhards, Projektleiter<br />
bei Ford in Köln, stellte es auf der Konferenz<br />
ICC 2018 vor. Er berichtete, wie ein<br />
hybrides Radaufhängungssystem für einen<br />
Class-C-PKW (vergleichbar dem Ford<br />
Focus) das Gewicht von 6,15 kg auf 3,98 kg<br />
drücken kann – eine Massereduktion um<br />
35 %. Das hybride „tie-blade knuckle“ ersetzt<br />
ein mehrteiliges Stahlgelenk. Es besteht<br />
im Kern aus einem einzigen Stahleinsatz, der<br />
im „Prepreg/SMC/Stahl-Overmoulding-<br />
Verfahren“ von zwei unterschiedlichen<br />
Verbundwerkstoffen umschlossen wird.<br />
Dies geschieht auf einer Vertikalform -<br />
maschine Engel v-Duo Ecodrive.<br />
Die erste Verbundwerkstoff-Komponente<br />
besteht aus 19 Lagen „quasi isotropem“,<br />
biaxial und unidirektional verlegtem<br />
Carbonfaser-Gewebe mit Epoxidharz-<br />
Vorimprägnierung. Dieses Prepreg wird<br />
zusammen mit dem Stahleinsatz ins Presswerkzeug<br />
gelegt. Darauf kommt ein Vinyl -<br />
ester-basiertes SMC (Sheet Moulding Compound)<br />
mit kürzeren, diskontinuierlichen<br />
Kohlefasern zu liegen und wird in einem<br />
„einzigen Schuss“ überformt.<br />
Obwohl das Teil den technischen Anforderungen<br />
entspricht, räumte Gerhards ein:<br />
„Wir haben die Kosten nicht im Griff. Weil<br />
sie jenseits dessen sind, was bezahlbar ist,<br />
haben wir die Entwicklung nicht weiter -<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19