technik & wissen externer Spezialisten erfordert – neben den technologischen Investitionen ein weiterer Kostenpunkt. Lohnt der Aufwand? Das wird derzeit diskutiert. Laut einer Studie der Unternehmensberatung BearingPoint aus dem Jahr 2018 kennt zwar ein Großteil der Verantwortlichen die Vorteile vorausschauender Wartung – aber erst ein Viertel der Befragten haben konkrete PM-Projekte umgesetzt. Und davon wiederum beschränken sich viele auf „Condition Monitoring“, also die bloße Beobachtung des Betriebs einer Maschine ohne weitere Datennutzung. Die ” Die Sensoren sind da. Was häufig fehlt, ist die Datenaufbereitung. Bild: nordroden/Fotolia Gründe für die Zurückhaltung liegen in den Kosten, in technologischen Hürden, Sicherheitsbedenken sowie in der Skepsis, dass sich die Investitionen tatsächlich auszahlen. Denn eine der größten Fehlerquellen kann auch noch so umfangreiche Sensorik und Analytik nicht ausschalten: den Menschen. Fehlbedienungen, Nachlässigkeiten und Manipulationen entziehen sich der Überwachung durch Predictive Maintenance. Deshalb schränkt Thomas Rohrbach, Geschäftsführer der Staufen Digital Neonex GmbH, ein: „Die überwiegende Mehrheit der Maschinenausfälle lässt sich auf Faktoren zurückführen, die Predictive Maintenance nicht lösen kann, allen voran Bedienungsfehler. Einen echten Mehrwert kann vorausschauende Wartung erzielen, wenn sie mit anderen Leistungen gekoppelt wird, etwa einer intelligenten Überwachung der Prozessdaten zur Optimierung von Verfahren und Material oder digitalen Assistenzsystemen, die Fehler durch den Menschen verhindern.“ Der Weg zu Wartung 4.0 Der erste Schritt besteht in der Erfassung, gegebenenfalls Digitalisierung und Speicherung aller relevanten Daten. Das ist bei modernen Anlagen im Industrie 4.0-Umfeld kein Problem: In vielen Maschinen sind entsprechende Sensoren bereits integriert. Dazu müssen weitere Parameter wie Klima und Bedienerdetails kommen. Im nächsten Schritt wird aus dem großen Datenberg Smart Data. Zahlreiche IT-Spezialisten bieten inzwischen Lösungen an, die relevante Korrelationen und Abhängigkeiten finden und interpretieren. Es folgt die wichtigste Phase: die Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeiten für Anlagen, Maschinen und Werkzeuge. Danach müssen die Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden: in Form veränderter Wartungspläne. Der Mensch lässt sich täuschen – meist durch Optimismus.“ Daniel Kahneman, Nobelpreisträger für Behavioural Economics Predictive-basierende Konzepte werden sich im Umfeld von Industrie 4.0 durchsetzen, da ist sich Daniel Kahneman, Nobelpreisträger für Behavioural Economics, sicher: „Der Mensch ist nicht in der Lage, statistisch-quantitative Entscheidungen permanent gut genug zu treffen und lässt sich häufig täuschen – meist durch Optimismus.“ Es ist aber nicht diese Unzulänglichkeit, sondern die überzeugenden Vorteile, die über kurz oder lang Algorithmen in die Serviceplanung heben werden. Denn mit Predictive Maintenance werden nicht nur Wartungsarbeiten planbar und können teure Ausfallzeiten der Maschinen verhindert werden – Unternehmen können darüber auch produktionskritische Anlagenkomponenten und problematische Umgebungsparameter (beispielsweise der Einfluss von Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit) identifizieren. Auch die Einsatzplanung von Servicekräften wird einfacher und wirtschaftlicher. Die Kosten für das Ersatzteilmanagement sinken, da alle zukünftig benötigten Ersatzteile im Voraus bekannt sind und entsprechend bestellt beziehungsweise gelagert werden können. Und nicht zuletzt kann die langfristige Analyse zu einer verbesserten Maschinenauslastung beitragen. Klaus- Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries und Innovation bei PwC, fasst die Vorteile aus seiner Sicht zusammen: „Industrial Champions verzeichnen mit vorausschauender Instandhaltung bei den Wertschöpfungstreibern – also Betriebs- und Lebenszeiten ihrer Maschinen und Anlagen, Kostenreduktionen sowie reduzierten Unfall- und Gesundheitsrisiken – Verbesserungen von mehr als 25 Prozent.“ • Michael Grupp Freier Redakteur in Stuttgart 80 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19
Eine Sonderausgabe von TAGUNGSBAND Qualitätssicherung in der additiven Fertigung 21. SONDERAUSGABE/SONDERTEIL Februar 2019 Fraunhofer IPA, Stuttgart Bild: Renishaw Expertenwissen zu den Themen Qualitätsmanagement, Recht sowie Mess- und Prüftechnik AUSGABENBEZEICHN Sonderteil < 1 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 81