Industrieanzeiger 09/10.2019
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technik & wissen<br />
Mit speziell abgestimmten<br />
Werkzeugen lassen sich die<br />
engen Form- und Lagetoleranzen<br />
beim Bearbeiten von<br />
elektrischen Kältemittelverdichtern<br />
gewährleisten.<br />
Generativ gefertigte Ultraleichtbauwerkzeuge<br />
fürs<br />
Bearbeiten der Hauptbohrung<br />
von Statorgehäusen<br />
sind die Weiterentwicklung<br />
der geschweißten Tools.<br />
Auch fürs ratterfreie Bearbeiten<br />
verschiedener Batteriegehäuse<br />
hat Mapal die<br />
passenden Werkzeuge und<br />
Prozessstrategien entwickelt.<br />
Bilder: Mapal<br />
aktuell sowohl im Durchmesser als auch in der Länge<br />
auf rund 240 mm. Schweißkonstruktionen können hingegen<br />
nahezu beliebig groß gebaut werden.<br />
Noch steigt das Volumen vollelektrisch angetriebener<br />
Fahrzeuge nur langsam. Aber Sellmer geht davon aus,<br />
dass sich das in den kommenden Jahren ändert. Und das<br />
wird auch das Geschäft von Mapal beeinflussen. Denn:<br />
Der Automobilanteil macht am Umsatz den größten Teil<br />
aus – und der größte Teil davon entfällt wiederum auf<br />
den Antriebsstrang. Deshalb beschäftigen sich die Aalener<br />
schon eine ganze Weile mit diesem Szenario. Das hat<br />
unter anderem dazu geführt, dass neue Anwendungsfelder<br />
erschlossen wurden – etwa in der Luft- und Raumfahrtechnik<br />
oder im Werkzeugbau. „Aber auch dazu,<br />
dass wir uns früh als Partner für hochwertige Fertigungslösungen<br />
für den elektrischen Antriebstrang positionierten“,<br />
betont der Entwicklungschef.<br />
Noch sei der Anteil an Werkzeuglösungen für die<br />
E-Mobilität bei Mapal relativ gering, doch das Marktsegment<br />
zähle zu den schnell wachsenden. „Wir waren<br />
bei vielen Projekten bereits in der Vorserie mit eingebunden“,<br />
erzählt Sellmer. „Deshalb wissen wir, wann<br />
welche Modelle auf den Markt kommen. Das läuft jetzt<br />
richtig an.“ Bis 2025 wollen die Schwaben pro Jahr<br />
rund 100 Mio. Euro mit spezifischen Werkzeuglösungen<br />
für die Elektromobilität umsetzen.<br />
Um das zu erreichen, setzt der Werkzeughersteller<br />
nicht nur auf Sonderlösungen fürs Bearbeiten von Statorgehäusen.<br />
Die Spezialisten haben auch Werkzeuge<br />
und Strategien entwickelt, um die verschiedenen Varianten<br />
von Batteriegehäusen zu bearbeiten. Dabei setzen sie<br />
im Sinne maximaler Wirtschaftlichkeit auf PKD als<br />
Schneidstoff und die Minimalmengen-Schmiertechnologie.<br />
Je nach Aufmaß, Bearbeitungsaufgabe und Bauteil<br />
kommen unterschiedliche Frästechnologien zum Einsatz,<br />
die für reduzierte Schnittkräfte sorgen.<br />
Doch nicht nur Antrieb und Energiespeicher sind von<br />
der Elektrifizierung der Fahrzeuge betroffen. Ein Beispiel<br />
für ein Nebenaggregat ist der elektrische Kältemittelverdichter<br />
(Scrollverdichter). Dessen Herzstück sind<br />
zwei ineinander verschachtelte Spiralen aus Aluminium.<br />
Der Wirkungsgrad hängt davon ab, wie genau diese<br />
Bauteile gefertigt werden. Die Anforderungen an Formund<br />
Lagetoleranzen liegen dabei im Bereich weniger<br />
μm. Eine besondere Herausforderung ist das Bearbeiten<br />
der „Schnecke“. Bei ihr muss eine definierte Rechtwinkligkeit<br />
von unter 0,04 mm sowie eine Oberflächenrauheit<br />
im einstelligen μm-Bereich sichergestellt sein. Trotz<br />
dieser Anforderungen, der dünnen Wandung sowie der<br />
Tiefe des Bauteils soll das Schlichten in einem Zug erfolgen.<br />
Dafür hat Mapal einen SPM-Fräser mit Schlichtgeometrie<br />
und hochpositivem Spanwinkel entwickelt.<br />
Er sorgt für einen vibrationsarmen Schnitt<br />
Die beschriebenen Lösungen sind Beispiele dafür, wie<br />
clevere Werkzeuge die Basis dafür schaffen, hochwertige<br />
Komponenten für die Elektromobilität in Großserie zu<br />
fertigen. Sellmer betont denn auch: „Wir haben diese<br />
Fertigungskonzepte für große Stückzahlen entwickelt.<br />
Die Hauptbohrung von Statorgehäusen etwa ließe sich<br />
durchaus auch mit Ausspindel-Werkzeugen bearbeiten,<br />
aber unsere Lösung ist einfacher, wirtschaftlicher, und<br />
sie ermöglicht deutlich kürzere Taktzeiten.“ •<br />
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