Industrieanzeiger 09/10.2019
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technik & wissen<br />
Bosch setzt auf voll digitalisierte Werke<br />
mit 5G-„Campusnetzen“. Bild: Bosch<br />
Vergabe eines Teils des Frequenzspektrums<br />
das Band zwischen 3,7 und 3,8 GHz explizit<br />
für regionale und lokale Anwendungen<br />
vorsieht.<br />
Ohne Tempolimit auf der Datenautobahn<br />
Der Datenturbo 5G<br />
Mobilfunk | 5 G soll (fast) alles besser können als die<br />
bisherigen Mobilfunkstandards. Auch Industrieunternehmen<br />
setzen auf die neue Technik und präsentieren<br />
bereits Ideen, wie sie 5 G rasch für ihre Produktionsprozesse<br />
nutzen wollen.<br />
Unabhängig davon, wie die am 19. März gestartete<br />
Auktion um die 5G-Mobilfunk -<br />
frequenzen ausgeht, steht die Industrie bereits<br />
in den Startlöchern. Bosch will schon<br />
im Herbst 2019 5G-fähige Automatisierungstechnik<br />
für Kunden vorstellen. 2020<br />
dürfte eine Welle von 5G-Applikationen für<br />
Industriekunden am Markt verfügbar sein,<br />
voraussichtlich 2022 für Privatkunden.<br />
Dann sollen Informationen zehnmal so<br />
schnell wie mit dem aktuellen LTE-Standard<br />
unterwegs sein, mit Bandbreiten von bis zu<br />
zehn Gbit pro Sekunde und einer Latenz<br />
von nur noch einer Millisekunde. Darüber<br />
hinaus soll 5 G höchste Verfügbarkeit bieten,<br />
die Anbindung von Tausenden von Maschinen<br />
und Sensoren in einer Funkzelle, sowie<br />
virtuelle Teilnetze mit angepassten Leistungsparametern.<br />
Für das produzierende<br />
Gewerbe besonders attraktiv ist, dass der<br />
Entwurf der Bundesnetzagentur erstmals die<br />
Separate Kommunikation<br />
Auf den Innovation Days von Nokia Ende<br />
2018 in Stuttgart gewährten zahlreiche Unternehmen<br />
einen Einblick in ihre 5G-Strategien<br />
und Anwendungsfälle. Dr. Andreas<br />
Müller, Leiter Communication and Network<br />
Technology im Zentralbereich Forschung<br />
und Vorausentwicklung bei Robert<br />
Bosch beschrieb, welche Maßstäbe Bosch an<br />
ein 5G-Netzwerk anlegt. So setze man auf<br />
separate „Campus-Netzwerke“ mit eigenen<br />
Frequenzen, um einem Zugriff auf sicherheitskritische<br />
Produktionsdaten aus dem öffentlichen<br />
Mobilfunknetz von Anfang an<br />
vorzubeugen. Eine weitere Forderung ist<br />
Autonomie, damit das Campus-Mobilfunknetz<br />
bei Störungen für eine gewisse Zeit<br />
auch offline funktioniere. Eine volle Kontrolle<br />
über Hardwarekomponenten und deren<br />
Lieferanten, die Algorithmen und Zugriffsrechte<br />
auf Daten sei ebenfalls ratsam.<br />
Ein Campus-Netzwerk empfehle sich auch<br />
bei Produktionsstandorten im ländlichen<br />
Raum, um nicht zu sehr von Netzausbauplänen<br />
der Mobilfunkbetreiber abhängig zu<br />
sein. Bosch hält eine Synchronität von weniger<br />
als einer Mikrosekunde, Latenzzeiten<br />
von weniger als einer Millisekunde zwischen<br />
zwei Geräten, sowie eine Verfügbarkeit<br />
von nahe 100 % bei 5 G für möglich.<br />
Für die Unternehmens-Netzwerke gibt es<br />
eine Reihe von physischen Ausprägungen<br />
und Betreibermodellen. Ein Extrem ist das<br />
voll autonome Campus-Netzwerk mit eigener<br />
Frequenz sowie Hardware, Datenverkehr<br />
und Betrieb voll in Unternehmenskontrolle.<br />
Gegenpol ist ein virtuelles Netzwerk,<br />
welches in das 5G-Netz eines klassischen<br />
Netzwerkbetreibers im klassischen Frequenzspektrum<br />
eingebettet ist, aber per<br />
„Network Slicing“ eigene Leistungsparameter<br />
sowie den Schutz für Daten und Prozesse<br />
bietet.<br />
Dazwischen sind verschiedene Mischformen<br />
mit geteilten Verantwortungsbereichen<br />
denkbar. Beispielsweise mit einer vom Netz-<br />
70 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19