Industrieanzeiger 09/10.2019
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Je früher der<br />
Kunde uns<br />
als Zulieferer<br />
miteinbezieht,<br />
desto eher<br />
können wir<br />
helfen, eine<br />
in der Summe<br />
zuverlässige<br />
Maschine<br />
aufzubauen.“<br />
Exakt – ein interessantes Beispiel war etwa<br />
der Hauptlagerbock eines Kugelgewindetriebes.<br />
Hier konnten wir mit einer Messuhr<br />
nachweisen, dass der Lagerbock während<br />
der Verschraubung verdreht wurde und dadurch<br />
die Fehlausrichtung entstand. Auf -<br />
gefallen war dies durch die Anzahl der Ausfälle.<br />
Wir als Anwendungsingenieure können<br />
so etwas schnell bewerten und Tipps<br />
geben, wie sich die Situation verbessern<br />
lässt. Unter anderem sind wir in der Lage,<br />
mittels unserer Berechnungsprogramme die<br />
Folgen von Montagefehlern zu prognostizieren.<br />
Wann sollte ein Kunde Sie kontaktieren?<br />
Idealerweise werden wir als Zulieferer<br />
möglichst früh in den Entwicklungsprozess<br />
miteinbezogen. Der Vorteil ist, dass wir<br />
dann bezüglich unserer Bauteile sicher -<br />
stellen können, dass trotz der hohen Komplexität<br />
ein sicheres System aufgebaut<br />
werden kann. In gewisser Weise bieten wir<br />
damit eine kostenfreie Datenbank mit<br />
detailliertem Produkt- und Anwendungs-<br />
Know-how.<br />
Welche Rolle die speziellen Randbedingungen<br />
spielen, zeigt anschaulich das Beispiel<br />
eines Bestückungsautomaten. In der Anwendung<br />
gab es hier immer Probleme in einer<br />
Achse, weil die Last zusammen mit der von<br />
uns vorgegebenen Vorspannung den Antrieb<br />
schwierig machte, da der Motor zu klein in<br />
seiner Leistung war. Entscheidend war<br />
dann, dass es sich um eine rein vertikale<br />
Achse mit einer Beschleunigung kleiner 1 g<br />
handelte – wodurch wir auf die Vorspannung<br />
unserer Achse verzichten konnten und<br />
damit die Anwendung problemlos lief.<br />
Wichtig war einfach nur zu sehen, dass die<br />
externe Last bereits für eine ausreichende<br />
Vorspannung sorgte. Nicht zuletzt führte<br />
dieser Tipp für den Kunden zu einer längeren<br />
Lebensdauer der Achse. Denkbar ist<br />
zudem, dass auch wir unsere Bauteile modifizieren.<br />
Können Sie das etwas näher erläutern?<br />
In einem weiteren Fall ging es um Frequenzprobleme<br />
an einer Druckmaschine, die aus<br />
einer gegenüber der Auslegung um 30 Prozent<br />
höheren Geschwindigkeit resultierten.<br />
Hier konnten wir helfen, indem wir beim<br />
Schleifen der Gewinderille des Schaftes die<br />
Frequenz geändert haben – was die Probleme<br />
mit der Anregungsfrequenz verhinderte.<br />
Entscheidend war hier auch die enge Zusammenarbeit<br />
mit der Konstruktion des<br />
Kunden.<br />
Welches Potenzial bietet denn aus Ihrer<br />
Sicht in Zusammenhang mit der zukünf -<br />
tigen Smart Factory das Thema Predictive<br />
Maintenance?<br />
Das ist sicherlich ein Wunschziel, allerdings<br />
muss hier noch viel geforscht und entwickelt<br />
werden. Die Schwierigkeit besteht darin,<br />
dass typischerweise die erfassbaren<br />
Messwerte über einen längeren Zeitraum<br />
schlechter werden, sich dann aber sprunghaft<br />
ändern, wenn das Bauteil verschlissen<br />
ist. Erklären lässt sich das damit, dass sich<br />
die zu Beginn vorgegebene Vorspannung<br />
aufgrund von Glättungseffekten für einen<br />
langen Zeitraum stabil einstellt. Nach und<br />
Die Anwendungstechniker<br />
von NSK sind in der<br />
Lage, Montagefehler zu<br />
erkennen und Hinweise<br />
zu geben, wie diese sich<br />
vermeiden lassen. So<br />
konnte etwa die Lebensdauer<br />
einer Spindel deutlich<br />
verlängert werden.<br />
Bild: fotomek/Fotolia<br />
nach verliert sie sich dann über Verschleiß,<br />
bis letztlich ein Spiel entsteht. Der Aufgabe,<br />
diesen Weg zu beschreiben und letztendlich<br />
vorherzubestimmen, widmen wir uns unter<br />
anderem in Zusammenarbeit mit Universitäten.<br />
Idealerweise ist das Ergebnis dann eine Art<br />
Count-down-Uhr, die angibt, wann eine<br />
Spindel getauscht werden muss. Bis es soweit<br />
ist, setzen wir auf unsere bereits erwähnte<br />
Wissensdatenbank. Von Vorteil ist<br />
hier auch die internationale Aufstellung von<br />
NSK. Kennen wir ein Problem nicht, kommt<br />
im Falle des Falles auch einmal ein Messteam<br />
unserer japanischen Kollegen zu uns,<br />
um die Situation genau zu analysieren und<br />
das Problem zu erfassen.<br />
Und um auf die Glättungseffekte zurückzukommen:<br />
Eine Lösung kann hier auch der<br />
von uns angebotene Superfinish-Prozess bieten<br />
– der ist zwar teurer, reduziert aber diese<br />
Glättungseffekte von Beginn an. Vorteilhaft<br />
ist hier generell auch die reproduzierbar<br />
hohe Fertigungsqualität, die NSK bietet; bei<br />
geschliffenen Spindeln sind wir weltweit<br />
qualitativ und quantitativ auch der größte<br />
Hersteller. Die Qualität lässt sich daran<br />
erkennen, dass wir selbst die hohen Ansprüche<br />
beim Bau von Messmaschinen aus dem<br />
Standard erfüllen können. Wichtig ist aber<br />
vor allem, mit uns zu sprechen. •<br />
Michael Corban<br />
Chefredakteur der Schwesterzeitschriften<br />
KEM und elektroAutomation<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>09</strong>/10.19 69