Industrieanzeiger 09/10.2019
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triebegehäusen. „Dieses Know-how haben wir auf die<br />
neuen Anforderungen übertragen“, erzählt Sellmer.<br />
Um aufgrund der knappen Zeit von vornherein auf<br />
der sicheren Seite zu agieren, setzte das gemeinsame<br />
Entwickler-Team von Mapal und Heller auf Maschinen<br />
mit HSK-A100-Schnittstelle. Denn zu den Herausforderungen<br />
bei diesem Prozess gehören nicht nur die hohen<br />
Schnittmomente von bis zu 500 Nm, sondern auch das<br />
hohe Gewicht, die Größe und Auskraglänge des Werkzeugs<br />
sowie das daraus resultierende Kippmoment.<br />
„Unsere Werkzeuglösungen für die Elektromobilität<br />
sind fürs prozesssichere Fertigen<br />
in Großserie ausgelegt“, sagt Dr. Dirk Sellmer.<br />
Er leitet den Bereich Forschung und<br />
Entwicklung bei Mapal. Bild: Mapal<br />
Gemeinsam haben Spezialisten von<br />
Mapal und Heller den Prozess ent -<br />
wickelt, mit dem ein OEM heute fünf -<br />
stellige Stückzahlen des Statorgehäuses<br />
in Serie fertigt. Bild: Heller<br />
Dem wirkten die Aalener Spezialisten entgegen, indem<br />
sie auf vergleichsweise leichte und trotzdem sehr<br />
stabile Schweißkonstruktionen für das Grundwerkzeug<br />
setzten. „Im Vergleich zu einer herkömmlichen Bohrstange<br />
wiegt ein solches Werkzeug nur rund die Hälfte“,<br />
berichtet Sellmer. Eine Rohrkonstruktion dient als<br />
Grundkörper, die Träger von Schneiden und Führungsleisten<br />
sind angeschweißt und stützen sich durch Verbindungsstege<br />
gegenseitig ab. Das minimiert die Gefahr<br />
des Ratterns und dient bei Schnittunterbrechungen zudem<br />
als Abstützung. Auf diese Weise stellten die Entwickler<br />
ein hohes Biegewiderstandsmoment sicher. Und<br />
weil der Bearbeitungsaufbau sehr instabil sei, komme<br />
zudem den Führungsleisten eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Sie stabilisieren den gesamten Prozess.<br />
Mit dem von Heller und Mapal ausgelegten Prozess<br />
bearbeitet der Auftraggeber heute fünfstellige Stückzahlen<br />
des Statorgehäuses in Serie. Trotz großer Auskrag -<br />
länge und einem Durchmesser von über 250 mm arbeitet<br />
das Werkzeug dabei sehr präzise.<br />
Die geschweißten Leichtbau-Tools sind prädestiniert<br />
für groß dimensionierte Werkstücke und kommen heute<br />
vor allem auf HSK-A100-Maschinen zum Einsatz.<br />
„Spätestens jedoch, wenn weniger Teile für Verbrennungsmotoren<br />
benötigt werden, wollen die Hersteller<br />
ihre Komponenten für Elektromotoren aber auch auf<br />
den bestehenden HSK-A63-Maschinen produzieren“,<br />
weiß Sellmer. Und mit entsprechend leichten Werkzeugen<br />
für die Hauptbohrung lasse sich das Statorgehäuse<br />
auch sehr gut auf den kleineren Maschinen in einer Aufspannung<br />
komplett bearbeiten.<br />
Hinzu komme, dass der Trend bei den E-Motoren<br />
hin zu schlanken, längeren Gehäusen gehe. Um sie auch<br />
auf Maschinen mit HSK-63-Schnittstelle fertigen zu<br />
können, kommen zunehmend additiv gefertigte Werkzeugkörper<br />
zum Einsatz, die nochmals deutlich leichter<br />
sind. Sie wiegen laut Sellmer wiederum nur etwa die<br />
Hälfte eines geschweißten Tools. Und das wirke sich positiv<br />
aufs Kippmoment des Werkzeugs und damit auf<br />
die Bearbeitungsgenauigkeit aus. „Zudem bietet der generative<br />
Aufbau ganz andere Möglichkeiten hinsichtlich<br />
der Späneentsorgung und der Kühlschmierstoffzufuhr“,<br />
fährt der promovierte Ingenieur fort. Begrenzt sei die<br />
Dimension dieser Werkzeuge derzeit allerdings noch<br />
durch die Größe der Baukammern der 3D-Druckan -<br />
lagen. Sie limitieren generativ gefertigte Werkzeuge<br />
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