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UNDERDOG #64

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

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Personen und Institutionen in insgesamt

acht Bundesländern.

Überwiegend seien die Drohschreiben

per Mail verschickt worden, einige auch

per Fax und zehn per SMS oder über

Internet-Kontaktformulare. Sie seien weit

überwiegend von einer gleichlautenden

Absenderadresse gekommen. Im August

2020 ergab sich ein konkreter Verdacht.

Ein aktiver Polizeibeamter soll Daten der

späteren Mailempfänger an

Polizeicomputern in Frankfurt/Main

abgerufen haben.

Hessen steht laut einer Umfrage des

„Spiegel“ bei Bund und Ländern

besonders schlecht da bei

Verdachtsfällen rechter Umtriebe oder

von Reichsbürger-Gedankengut in

Polizeibehörden. Allein 70 der 400

erhobenen Fälle haben mit Hessen zu

tun.

Und dann gibt es offizielle und aus

behördlicher Sicht bezeichnete

„Einzelfälle“, die im Gegenteil sehr gut

offenlegen, dass Polizeigewalt und

Rassismus in Deutschland Methode hat.

Wenn es um Rassismus und Polizeigewalt

in Deutschland geht, ist der Tod von Oury

Jalloh im Januar 2005 einer der

bekanntesten Fälle der letzten Jahre. Das

liegt mitunter an Jallohs Freunden und

der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

e.V., die seit 15 Jahren weitere, staatlich

unabhängige Ermittlungen in diesem Fall

fordern. Jalloh war zum damaligen

Zeitpunkt ein Asylsuchender aus Sierra

Leone, wurde im Januar 2005 von der

Polizei mit fixierten Händen und Füßen

in eine Gewahrsamszelle in Dessau

gebracht. Zwei Stunden später war er in

der Zelle verbrannt.

Oury Jalloh das war Mord!

Seit nunmehr 15 Jahren steht die

Frage im Raum, ob sich Oury Jalloh im

Jahr 2005 angezündet hat oder ob

Polizisten das Feuer gelegt haben, um

Misshandlungen zu verschleiern. Jalloh

verbrannte an Händen und Füßen

gefesselt in einer Dessauer Polizeizelle.

Eine weitere Frage: Warum wurden die

Ermittlungen 15 Jahre nach Jallohs Tod

eingestellt, obwohl der Fall noch immer

nicht aufgeklärt ist?

Eine Positionierung der Initiative in

Gedenken an Oury Jalloh e.V. zur

Plakatkampagne

Das Plakatbild ist stark und krass – aber

genau das ist die Realität. Die Realität eines

Mordopfers von Rassismus. Ein Mensch, der

von der bundesdeutschen Polizei verbrannt

wurde, weil er ein Schwarzer war, weil er ein

Asylbewerber war und weil die Polizei und der

Staat in Deutschland Rassismus ganz offen

betreiben (können), ohne Scham und ohne

Scheu, da sie sich untereinander decken.

Im Mai 2020 hatte der Westdeutsche

Rundfunk eine Reportage-Reihe der

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