UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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„Wer wir sein wollten“ – Interview mit Tatiana Calasans
Menschen „positiv“ kategorisieren soll:
Zum Beispiel damit, dass sie von Natur
aus tanzen oder singen könnten,
ausgelassen oder temperamentvoll seien.
Tatiana Calasans, geboren in
Salvador/Bahia, kam im Alter von 7
Jahren nach Hamburg, wo sie ihr Diplom
in Bereich Modedesign an der
Hochschule für angewandte Wissenschaft
und ihren Bachelor im Bereich Film an
der Hochschule für bildende Künste
absolvierte. Tatiana Calasans lebt und
arbeitet als Künstlerin, Drehbuchautorin
und Filmemacherin in Hamburg. In dem
Dokufilm sucht Tatiana zusammen mit
Kameramann Jens Herrndorff nach
Antworten auf die Fragen nach
Lebensrealitäten, Selbst- und
Fremdwahrnehmung, Strategien gegen
Rassismus, Vor- und Rollenbilder, Folgen
für das spätere Leben, Identität und die
Verbindung von struktureller und
individueller Ebene. Im Film sprechen
Menschen in all ihrer
Unterschiedlichkeit, mit all ihren
Träumen und Hoffnungen, mit all ihren
Gefühlen und Erfahrungen und
persönlichen Lebenswegen. Menschen in
ihrer ganzen faszinierenden
Einzigartigkeit. Dem alltäglichen
Rassismus entgegenzuwirken bedeutet
daher zwingend, Ausgrenzungs- und
Dsikriminierungsparaktiken zu entlarven,
sie aufzubrechen und den Menschen
dahinter zu zeigen, ihm einen Namen, ein
Gesicht und eine Geschichte zu geben.
Genau das tut dieser Film und formuliert
es als stille Aufforderung an seine
Zuschauer*innen und uns alle, sich nicht
von Vereinfachungen und
Pauschalisierungen, und seien sie noch
so subtil, verführen zu lassen, sondern
hinter jeder rassistischen Handlung und
jeder rassistischen Aussage den
betroffenen Menschen zu sehen.
Bei Tatiana Calasans ist das
Biographische der Motor ihrer
künstlerischen und theoretischen
Beschäftigungen mit eben dem Thema
dieses Films: Rassismus und
Lebensrealitaẗen von Schwarzen
Menschen in Deutschland.
Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin ist
sie Mitorganisatorin und Koordinatorin
der Black-History-Month-Hamburg
Gruppe. 2
Tatiana, „das Biographische (ist) der
Motor mit dem Thema deines Films“.
Wie erlebst du Rassismus und wie
gehst du damit um?
Ich möchte keine konkreten
Beispiele nennen. Ich kann nur sagen,
ich habe meine Strategien gefunden.
Manchmal funktionieren sie gut,
manchmal nicht.
Hast du Tipps, wie mensch
Rassismus im Alltag bekämpfen
kann?
Aufmerksam sein, Rassismen
erkennen. Das bedeutet auch, sich zu
informieren. Fragen stellen. Sich selbst
reflektieren und seine Privilegien als
Weißer Mensch erkennen.
Wir leben in besonderen Zeiten:
Nach George Floyds Tod hat sich eine
Bewegung entwickelt. Rassismus ist
aber nicht erst seit
#BlackLivesMatter ein Thema. Wie
bewertest du derzeit die
Sensibilisierung/Anteilnahme/Reflexi
on zum Thema Rassismus im
2
Die Tradition des Black History Month geht bis ins
Jahr 1926 zurück, als der Historiker Carter G.
Woodson die Negro History Week initiierte, um
über Errungenschaften Schwarzer Geschichte zu
informieren.
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