UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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über die andere Straßenseite, obwohl du lieber ein
Bierchen am Kiosk trinken wollen würdest. Aber bei
so viel Uuh's, Aaah's und Harmonie werden Gelenke
gut geölt und die Sinne benebelt, dass es beinahe
ein lautes „Halleluja!“ hervorbringt und die Kita-
Kinder freiwillig den Dreckstall aufräumen (und das
an einem Montagnachmittag). Die pädagogisch
wertvollen Inhalte besitzen den Charme eines Li-La-
Launebärs. Die spielerische Stärke keimt
bezeichnenderweise bei instrumentalen Liedern
und den Cover-Stücken wie „Birk's works“, „She's
the one“ auf. Und dann endet der Reigen mit
„Emilie Rose“, einem eintönigen, eingängigen
Smasher, der dann noch einen versöhnlichen
Abgang beschert, dass ich mich aus der
Hängematte quäle, um einen überschwänglichen
Rundtanz im Rheuma_Club hinzulegen.
L___________________
LOSER YOUTH – Warum haust du dich selbst? LP
RilRec.
Mit der Entfesselung aller Triebe fallen alle
Hemmungen. Punk und Polizei, Gott und Goethe,
Brot und Spiele. Keine*r ist sicher vor Hasstiraden,
Spott und Lästereien. Im musikalischen Konsens
zwischen Dissonanzen, Alster Rock and Roll und
Oskar-aus-der-Mülltone-Akzentuierung benötigt es
lediglich eine Handvoll Akkorde im rohen East-Bay-
Ray-Modus und eine straffe Rhythmik, um
emotionale und soziale Fähigkeiten zu reflektieren
und infrage zu stellen. Punk wie aus der Wuthöhle,
selbst verletzende Tendenzen und mit einem
stimmlich schwunghaften „schiuwi" und das Tippen
und Tupfen mit einem rhythmisierten „klack-klack"
in der Stimme. Energie und Zynismus als
Schwungheftigkeit, verbale Entgleisungen wie
Slogans auf einem T-Shirt. Satte 15 Lieder als
Anknüpfungs- und Reibungspunkte, Gesehenes,
Gehörtes und Gespürtes in Zusammenhang zu
bringen. Ganzheitlicher Punk also, der simpel und
nachhaltig die eigenen Erfahrungsfelder gut
vermittelt und zum Erhitzen bringt.
M___________________
MEANBIRDS – Confessions of an Unrest Drama
Queen LP/CD
Concrete Jungle Records
Soso. MEANBIRDS set the world on fire! Nun,
nüchtern betrachtet ist das musikalische Album vor
allem eins: laut und out of vogue. Matze hat die
Songs kurz nach Ende von REJECTED YOUTH
geschrieben/komponiert. Zusammen mit Tim und
Stefan orientieren sich die Songs am traditionellen
Punkrock: direkt und rau, melodisch-treibend und
hymnisch. Doch die Soundstrukturen besitzen auch
eine rockige Essenz, die bspw. in „Kiss me goodbye“
durchdringt, per se weniger Wert auf hohes Tempo,
denn mehr auf straßentaugliche Proto-Punk-
Referenzen setzt. Rock and Rollige Riffs und
aggressive Rhythmen als Symbiose für gemäßigte
Power und altersweiser Lyrik, in der persönliche
Erinnerungen und Momente im Singer-Songwiter-
Modus gelautmalt werden und weniger von Chaos,
Trümmern und Rebellion geprägt sind. Doch
immerhin ist die musikalische wie inhaltliche
Ausrichtung ein Begleiter, um dir in dunklen Zeiten
beizustehen, nicht, um Trost zu spenden, sondern
mit einer MIKE NESS'schen ‚Ich bin so down und
deprimiert‘-Kernthematik selbst ein Meer aus
Tränen zu produzieren und so Mitgefühl
auszudrücken.
MDC – Millions of dead cowboys LP
Twisted Chords/Broken Silence
Mike Smith und David Dictor arrangieren alte und
neue MDC-Songs um. Leider hapert es gewaltig an
der Umsetzung. Dave leiert erstaunlich oft und ob
seiner eintönigen Akzentuierung kommt sehr
schnell gähnende Langeweile auf. Insbesondere in
der Country- und Folk steht und fällt die Qualität
mit dem Gesang. Dave wirkt sogar sehr unmotiviert
und die Songs besitzen überhaupt nicht mehr den
politischen Biss, den die Originalversionen der
Songs wie „Corporate Deathburger“, „John Wayne
was a Nazi“, „Nazis shouldn’t drive“ versprühen. Der
hier repräsentierte Lagerfeuer-Romantik-Style
bewirkt mehr Hippiescheiß, als eine rebellische und
widerständige Subkultur und wird saft- und kraftlos
gelautmalt. Ein müder Ritt, statt Rodeo-Action!
M___________________
OPTION WEG – Mehr Bullen mehr Bomben - für
ein wirklich gutes Leben LP/CD
Elfenart Records
„Musik zwischen den Zeilen, mit Bass, Schlagzeug,
Gitarre, Geige, Quetsche, unseren Stimmen und
Gedanken.“
Mit Wut im Bauch erklären OPTION WEG zur Lage
der Nation ein klares "Nein" zu Polizeigewalt,
Ausbeutung und all die Scheiße, die Hass erst
produziert. In der Folge macht es krass Boom und
alles liegt in Scherben: die heile Welt, die soziale
Gerechtigkeit...und dennoch gibt es noch Träume
und Utopien: ein gutes Leben für Alle,
Solidarität/Kooperation und Gerechtigkeit. OPTION
WEG's musikalischer wie inhaltlicher Beitrag ähnelt
dem anarchischen Charme aus „Das feuerrote
Spielmobil“, von ‚Ratz und Rübe‘, nur, dass OPTION
WEG ihre aufschäumende Wut, das Stänkern und
Zanken in einen autonomen Rahmen pressen, um
die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen.
S___________________
SCHALKO – Cool LP
Flight 13 Records/Indigo
Nanu? „Death Cleaning“ ertönt aber in nahezu
identischer Darbietung des Dackelblut'schen
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