UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Intersektionalität erlaubt eine breitere
und inklusive Wissensproduktion.
https://unsplash.com/@claybanks
Und warum ist es deiner Meinung
nach notwendig, mehrdimensionale
Diskriminierung zu verdeutlichen?
Weil ich es wichtig finde, die
Verwobenheiten qualitativ zu erfassen. In
diesem Sinne ist es möglich, neue Wege
zu finden, um Diskriminierungsmuster
besser aufzuzeigen. Die Wissenschaft
unterliegt klaren Regeln und Hinweisen,
wie Wissen produziert wird.
Wie kann eine intersektionale
Perspektive
mithelfen,
Diskriminierungsformen abzubauen?
Wenn wir uns auf eine einzige
Achse fokussieren, können wir nicht
aufzeigen wie Diskriminierungsmuster
innerhalb einer Kategorie sich
verschärfen können. Ein Beispiel wäre
die Ungleichbehandlung zwischen
Männer* und Frauen*. Wenn wir uns auf
die Achse Gender fokussieren und nur
auf die Lohnungleichheit von Männer*
und Frauen* schauen, stellen wir fest,
dass diese Lücke nur auf Kosten von
anderen Frauen* ausgeglichen wird.
Damit Frauen* auf dem formellen
Arbeitsmarkt mehr arbeiten können und
nicht mehr in Teilzeitbeschäftigung
arbeiten müssen und höhere Löhne
bekommen können, werden auch andere
Frauen* mobilisiert, die bspw. „Care-
Arbeit“
2
leisten. Und diese
reproduktiven Aufgaben werden von
diesen Frauen* auf andere Frauen*, die
im formellen Arbeitsmarkt tätig sind,
übertragen, die sich in prekären
Lebenssituationen
befinden
(Migrantinnen), PoC sind oder aus einer
Arbeiterklasse stammen. Wenn wir uns
nur auf die Achse Geschlecht
fokussieren, sehen wir nicht die
Unterschiede zwischen den Frauen*, die
den Ausgleich zwischen Männern* und
2
Care-Arbeit oder Sorgearbeit beschreibt die
Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns.
Darunter fällt Kinderbetreuung oder Altenpflege,
aber auch familiäre Unterstützung, häusliche
Pflege oder Hilfe unter Freunden. Bislang wurden
diese Arbeiten überwiegend von Frauen geleistet,
oft als unbezahlte Hausarbeit gesellschaftlich als
notwendig und selbstverständlich angesehen. Aber
mit dem Wandel der Geschlechterordnung werden
auch Hausarbeit, Sorge und Fürsorge neu verteilt –
weiterhin überwiegend zwischen Frauen.
Migrantinnen aus armen Ländern bedienen die
steigende Nachfrage in Ländern des globalen
Nordens.
https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/care-arbeit/
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