UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
erzeugen Unverständnis und schockieren
viele Menschen – sie sensibilisieren viel
Menschen für die Thematik. Aber
letztlich versuchen die offiziellen Stellen,
wie zuletzt die Sonderberater mit ihrem
Bericht Ende August 2020, nicht nur
unsere Arbeit, sondern auch die von
kritischen Journalist*innen zu
diskreditieren, indem wir als
Verschwörungsideolog*innen diffamiert
werden. Letztlich hat dies die
Konsequenz, dass Polizei, Justiz und
Politik noch mehr und weiterhin lügen
müssen, um die Vertuschung
aufrechtzuerhalten. Und auf der anderen
Seite sind es immer noch zu wenige
Leute aus der Zivilgesellschaft, die gegen
die Ungerechtigkeit aufstehen. Und alle
die, die mit uns aufstehen, werden
konsequent versucht zum Schweigen zu
bringen.
Abgesehen davon scheint sich die
öffentliche wie gesellschaftliche
Empörung in Grenzen zu halten:
Wenn eine Gesellschaft nicht nach
den Todesumständen eines Poc-
Asylbewerbers fragt, aber immer
öfter autoritäre, extrem rechte
Ideologien und menschenfeindliche
Positionen zu hören, lesen sind,
klingt das erst mal nicht „rosig“ in
Bezug auf ein vielfältiges
Miteinander. Was gibt dir Hoffnung,
dass das trotzdem möglich ist?
Die Black Community, solidarische
Initiativen sowie Einzelpersonen,
supporten seit Jahren die Familie und
Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und
stehen jeden 7.1.2005 mit uns zusammen
in Dessau. Aber gleichzeitig schweigt die
weiße Mehrheitsgesellschaft dazu und
geht in Richtung rechts und akzeptiert
auch, dass sich rechte Denkweisen und
Ideologien in Polizeistrukturen,
Militärstrukturen und politische
Strukturen immer weiter erstarken – es
wird dem nichts entgegengesetzt.
Deshalb würde ich die Frage auch
umdenken: Es geht hier nicht um eine
Hoffnung, die wir haben, dass das
System sich ändert, weil wir den Fall
aufklären. Sondern unser Ziel besteht
darin, dass wir für die zukünftige
Geschichtsschreibung – für den
geschichtlichen Kontext der Gesellschaft
– die Fakten in die Geschichtsbücher
bringen. Die Fakten darüber, wie in
Deutschland und Europa mit Menschen,
die durch rassistische Polizeigewalt
ermordet wurden, umgegangen wird. Wir
sind Zeugen davon, was passiert. Es ist
wichtig, dass wir diese Fakten so breit
wie möglich streuen. Aber wenn die
Leute nicht von selbst aufwachen, was
wir in den letzten 15 Jahren immer
wieder beobachtet haben, wird trotz der
vielen Unterstützungen, die wir erhalten
haben, weiterhin gemordet. Denn im
letzten Jahr sind weiterhin viele
Menschen durch Polizeigewalt gestorben,
trotzdem bauen Verfassungsschutz und
Geheimdienste Nazistrukturen auf,
trotzdem gibt es Todeslisten und
diejenigen, die diese Todeslisten erstellt
haben, laufen frei herum.
Solange sich die Mehrheitsgesellschaft
nicht daran stört, gibt es wenig Hoffnung
für diese Gesellschaft. Aber wie vorher
schon gesagt, letztlich ist der historische
Kontext dieser Gesellschaft hier einer,
der auf Unterdrückung, Morden, Genozid
und Folter gebaut ist. Und das versuchen
die, um jeden Preis zu erhalten.
Wie Steve Biko sagte: „Man muss das
gesamte System umstürzen, bevor man
die Hoffnung haben kann, dass Schwarze
und Weiße einem gemeinsamen Feind
entgegentreten können.“
Mehr
Infos:
https://initiativeouryjalloh.wordpress.com
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