UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Antirassismus aus der People of
Color-Perspektive und
migrantischer Widerstand
Rassismus ist eine machtvolle
soziale Zuschreibungs- und
Ausgrenzungspraxis.
Auf
Merkmals-
und
Eigenschaftsdifferenzen
zurückgreifend konstruiert er
hierarchisierend und wertend
biologische bzw. kulturelle
Differenzmuster und schafft
somit auf nationaler wie auch
globaler Ebene alltäglich Einund
Ausschlussprozesse sowie
institutionell und strukturell
asymmetrische Macht- und
Herrschaftsstrukturen.
Rassismus ist nach wie vor in
Deutschland und darüber hinaus ein
wirkungsmächtiges, omnipräsentes
Phänomen und Ausdruck von Gewalt,
Unterdrückung und Diskriminierung.
Rassismus strukturiert die soziale
Wirklichkeit hierarchisch und
machtungleich. Trotz der Ächtung von
Rassenideologien nach dem Zweiten
Weltkrieg, gewinnt Rassismus nach Ende
des Kalten Krieges im westlicheuropäischen
Raum auf der alltäglichen,
institutionellen und strukturellen Ebene
in Diskursen und Praktiken erneut
zunehmend an Popularität. Dabei wird er
in den geführten Debatten häufig
bagatellisiert und/oder als nur
randständiges
gesellschaftliches
Phänomen verharmlost, währenddessen
er wieder verstärkt in der Mitte der
Gesellschaft sichtbar und salonfähig
wird.
Individuell wie auch kollektiv gehört
Rassismus für viele People of Color 1
körperlich, seelisch wie geistig als eine
der destruktivsten Gewalt- und
Unterdrückungserfahrungen zum
»normalen« Alltag in Deutschland. Diese
Art der Unterdrückung und Verletzung
der menschlichen Würde wird von den
Betroffenen in subtiler wie auch offener
Form in allen von der
Mehrheitsgesellschaft dominierten
gesellschaftlichen Zusammenhängen
permanent erlebt. Von Weißen wird
Rassismus jedoch zumeist als solcher
erst gar nicht wahrgenommen oder
einfach in Abrede gestellt, ignoriert,
verharmlost, bagatellisiert und wenn
überhaupt registriert, dann als marginale
1
Als Begriff bezieht sich ‚People of Color‘ auf alle rassifizierte Menschen, die in unterschiedlichen Anteilen über
afrikanische, asiatische, lateinamerikanische, arabische, jüdische, indigene oder pazifische Herkünfte oder
Hintergründe verfügen. Er verbindet diejenigen, die durch die weiße Dominanzkultur marginalisiert sowie
durch die Gewalt kolonialer Tradierungen und Präsenzen kollektiv abgewertet werden.
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