Initiative in Gedenken an Oury Jalloherzeugen Unverständnis und schockierenviele Menschen – sie sensibilisieren vielMenschen für die Thematik. Aberletztlich versuchen die offiziellen Stellen,wie zuletzt die Sonderberater mit ihremBericht Ende August 2020, nicht nurunsere Arbeit, sondern auch die vonkritischen Journalist*innen zudiskreditieren, indem wir alsVerschwörungsideolog*innen diffamiertwerden. Letztlich hat dies dieKonsequenz, dass Polizei, Justiz undPolitik noch mehr und weiterhin lügenmüssen, um die Vertuschungaufrechtzuerhalten. Und auf der anderenSeite sind es immer noch zu wenigeLeute aus der Zivilgesellschaft, die gegendie Ungerechtigkeit aufstehen. Und alledie, die mit uns aufstehen, werdenkonsequent versucht zum Schweigen zubringen.Abgesehen davon scheint sich dieöffentliche wie gesellschaftlicheEmpörung in Grenzen zu halten:Wenn eine Gesellschaft nicht nachden Todesumständen eines Poc-Asylbewerbers fragt, aber immeröfter autoritäre, extrem rechteIdeologien und menschenfeindlichePositionen zu hören, lesen sind,klingt das erst mal nicht „rosig“ inBezug auf ein vielfältigesMiteinander. Was gibt dir Hoffnung,dass das trotzdem möglich ist?Die Black Community, solidarischeInitiativen sowie Einzelpersonen,supporten seit Jahren die Familie undInitiative in Gedenken an Oury Jalloh undstehen jeden 7.1.2005 mit uns zusammenin Dessau. Aber gleichzeitig schweigt dieweiße Mehrheitsgesellschaft dazu undgeht in Richtung rechts und akzeptiertauch, dass sich rechte Denkweisen undIdeologien in Polizeistrukturen,Militärstrukturen und politischeStrukturen immer weiter erstarken – eswird dem nichts entgegengesetzt.Deshalb würde ich die Frage auchumdenken: Es geht hier nicht um eineHoffnung, die wir haben, dass dasSystem sich ändert, weil wir den Fallaufklären. Sondern unser Ziel bestehtdarin, dass wir für die zukünftigeGeschichtsschreibung – für dengeschichtlichen Kontext der Gesellschaft– die Fakten in die Geschichtsbücherbringen. Die Fakten darüber, wie inDeutschland und Europa mit Menschen,die durch rassistische Polizeigewaltermordet wurden, umgegangen wird. Wirsind Zeugen davon, was passiert. Es istwichtig, dass wir diese Fakten so breitwie möglich streuen. Aber wenn dieLeute nicht von selbst aufwachen, waswir in den letzten 15 Jahren immerwieder beobachtet haben, wird trotz dervielen Unterstützungen, die wir erhaltenhaben, weiterhin gemordet. Denn imletzten Jahr sind weiterhin vieleMenschen durch Polizeigewalt gestorben,trotzdem bauen Verfassungsschutz undGeheimdienste Nazistrukturen auf,trotzdem gibt es Todeslisten unddiejenigen, die diese Todeslisten erstellthaben, laufen frei herum.Solange sich die Mehrheitsgesellschaftnicht daran stört, gibt es wenig Hoffnungfür diese Gesellschaft. Aber wie vorherschon gesagt, letztlich ist der historischeKontext dieser Gesellschaft hier einer,der auf Unterdrückung, Morden, Genozidund Folter gebaut ist. Und das versuchendie, um jeden Preis zu erhalten.Wie Steve Biko sagte: „Man muss dasgesamte System umstürzen, bevor mandie Hoffnung haben kann, dass Schwarzeund Weiße einem gemeinsamen Feindentgegentreten können.“MehrInfos:https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/44
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