08.12.2020 Aufrufe

UNDERDOG #64

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

Täglich werden in Deutschland

drei bis vier rechts,

rassistisch oder antisemitisch

motivierte Gewalttaten verübt.

Allzu oft werden rechte Gewalt

und ihre Folgen ignoriert,

verharmlost und verschwiegen.

Der „Fall“ Oury Jalloh belegt

eindeutig die Mechanismen des

institutionellen Rassismus in

polizeilicher Praxis und steht

explizit für eines von vielen

Beispielen wie hierzulande

institutioneller Rassismus 1

aktiv betrieben wird.

Für die von Rassismus betroffenen

Opfer, Angehörige und Freund*innen ist

es ein Ohnmachtsgefühl und eine Re-

Traumatisierung, wenn Polizei, Staat und

Justiz alles daransetzen, Vorgänge zu

verharmlosen und zu vertuschen.

Wieso aber gelingt es nicht, eine

1

Institutionellen Rassismus im Speziellen erfassen wir

nicht nur als Rassismus, der in Institutionen

erscheint, sondern als Rassismus, der in

Institutionen eingeschrieben ist, also sich in deren

Praxen und Anordnungen systematisch organisiert.

Dabei ist es unerheblich, inwieweit Akteur*innen

innerhalb der Institutionen absichtsvoll handeln

oder nicht, insofern ihre Routinen im Effekt

Ungleichheitsverhältnisse stabilisieren und

legitimieren. Im Hinblick auf die Institution der

Polizei bilden Praxen und Anordnungen

Mechanismen, auf Grundlage derer einzelnen

Polizist*innen handeln.

diskriminierende Praxis wie das

polizeiliche Racial Profiling zu

verhindern bzw. konsequent

durch interne und strafrechtliche

Ermittlungen zu verfolgen? Die

Gründe für eine rassistische

Polizeipraxis mögen vielschichtig

sein. Sie lassen sich aber besser

verstehen, wenn mensch sie als

Mechanismus des institutionellen

Rassismus analysiert.

In ihren Effekten wirken sich die

Mechanismen

des

institutionellen Rassismus bei

der Polizei katastrophal für die

Betroffenen aus. In ihrer Folge

orientieren sie nicht nur rassistisch

diskriminierende Kontrollen, sondern

können auch den Ausgangspunkt

weitreichender

polizeilicher

Gewalthandlungen bilden. Beispiele

hierfür sind der Tod von Oury Jalloh, der

am 7. Januar 2005 in einer Polizeizelle in

Dessau verbrannte, von Laya Condé, der

am gleichen Tag in Folge eines

Brechmitteleinsatzes

in

Polizeigewahrsam in Bremen verstarb,

von Slieman Hamade, der am 28.

Februar 2010 bei einem Routineeinsatz

durch Pfefferspray in Berlin ums Leben

kam, oder von Rooble Warsame, der am

26. Februar 2019 der von einem

Ankerzentrum in Schweinfurt auf die

Polizeiwache geführt wird. Er

widersetzte sich seiner Verhaftung nicht.

Wenige Stunden später wurde er tot in

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!