UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Ein Hörbuch namens Kotze - Punk-Ikonen
vertonen das Idiotenleben von Alex
Gräbeldinger
KIDNAP MUSIC/CARGO
ISBN: 978-3-9812772-5-8
Limitierte Metalldose- Deluxe-Box: Enthält das
„Hörbuch“ auf einem USB-Stick im Teddybär-
Design, Aufnäher, Samtbeutel, Bierdeckel, 28-
seitiges Booklet, Button, Postkarte, 3 Sticker,
handsignierte Grußkarte und Mini-
Baumwolltasche.
MC Motherfucker (Terrorgruppe), Luise Fuckface
(Lulu & die Einhornfarm), Tobias Scheiße
(Hammerhead), Wally Walldorf (Toxoplasma),
Achim Lauber (Detlef, Supernichts), Flöter
(Pascow), Gin Tastique (Divakollektiv), Schlaffke
Wolff (Zwakkelmann), Oile Lachpansen, Jörkk
Mechenbier (Love A, Schreng Schreng & La La)
lesen 21 Episoden aus den Büchern »Bald ist
Weltuntergang, bitte weitersagen!« und »Verloren
im Weltall, verwahrlost auf Erden« von Alex
Gräbeldinger. Enthält zusätzlich 22 Songs der
genannten Bands. Gesamtspielzeit: 184 Minuten!
Gesamteindruck: Alex skizziert in seinen Büchern
seine Lebensgeschichte und nutzt das Schreiben
als Therapiemittel, um die psychodynamischen
Erfahrungen aufzuarbeiten. Insofern sind die von
ihm beschriebenen Situationen orientierte
Behandlungen aus einem spezifischen
Beobachtungszeitraum. Alex verarbeitet die
Erfahrung integrativ und arrangiert sich innerlich
mit seinen Psychosen. Damit schafft er sich die
Voraussetzung, die Hoffnung auf den Traum vom
Leben in der Gosse nicht aufzugeben, bleibt aber
meist ein hoffnungsloser Fall. Auffällig ist seine
herrlich erfrischende Selbstironie und der
Wortwitz, aber auch die ungeschönt offene Art,
das Private und Persönliche als eine Coming-of-
Age-Geschichte zu erzählen. Und ebendieser
Humor wird von den Erzähler*innen wenig
überzeugend übertragen. Schlimmer noch, sind
einige der sogenannten Punk-Ikonen wie Wally
von TOXOPLASMA richtig schlecht akzentuierte
Verbalakrobaten. Funktioniert die eigene
imaginäre innere Stimme zusammen mit den
daraus resultierenden Kopfkinobildern beim
Lesen der Geschichten in den Büchern
hervorragend, bleibt hier eine gewisse Distanz, die
dem Antihelden nicht gerecht wird. Meine
Lieblingsvorleser*innen sind Gin Tastique und
Achim Lauber, wo ich von beiden noch gerne
mehr hören würde. Die Aufklockerung durch
ausgewählte Songs von den ‚Punk-Ikonen‘
bereichern die notwendige Pause, das Gehörte zu
verarbeiten oder zu ignorieren. Die Grenze
zwischen Selbsterfahrung und -entfaltung
einerseits und das charakteristische Selbstporträt
eines Losers andererseits ergeben ein emotionalsoziale
kaputtes Gesamtbild voller Selbstzweifel
und Ängste. Und mir scheint, als hätten die
Vorleser*innen das nicht verinnerlicht oder
einfach auch ignoriert. So bleibt eine gute Idee
und eine überaus schmucke Metalldose mit
diversen Gimmicks, die an sich schon den Wert
haben, Alex' Leiden und den Weltschmerz im
Alltag spürbar angenehmer zu machen.
HUMAN PARASIT #18
92 DIN-A-4-Seiten; € 4,00.-
humanparasit@web.de
Bäppi hat ein gutes Gefühl, wenn er Schallplatten
kauft und verspürt den Drang, seine Sammlung
erweitern zu müssen. Vielleicht ist das aber auch
nur eine Suchtverlagerung, um Katastrophen und
Krisen zu bewältigen. Dagegen hilft auch eine
Portion Sarkasmus, den Bäppi erneut im
allerfeinsten Herbert Feuerstein-MAD-Style in
‚Fuck Off deine Meinung‘, auch ohne Horrorskop –
dafür mit In's und Out's – offenbart. Sein
Vaterdasein reflektiert Bäppi in 5 pflegeleichten
Kapiteln, in denen es um „Oskar...oder wie stelle
ich mich neuen Herausforderungen“ geht, aber
hauptsächlich um Körperausscheidungen und
stinkende alte Omas, die sich als Babysitterin
tarnen und in der Klärgrube entsorgt gehören.
Uwe von KOMMANDO MARLIES entsorgt lieber
Aldibier und seit Tochter Lotte da ist, weiß er, das
es nicht immer nur um ihn geht, macht aber
trotzdem noch Unsinn und erhofft sich viel von
der ‚Geheimzutat Liebe‘. In der Rubrik „Goodbye
Deutschpunk“ berichtet David über den
ausgeträumten american dream, wie er sich „über
Wasser hält“ und wie er Punk und Erziehung in
Einklang bringt. FAUST X BEIN sind bekennende
‚Asselterrorfans‘ und Bäppi verlässt gängige
Interview-Fragenmuster, indem er mit langem
Atem vom Dachboden bis zum Keller ausholt und
am Ende nicht mehr weiß, was er eigentlich wollte,
aber seine gesammelten Gedankengänge wie im
Rabattmarken-System als Gutschein einlöst, was
Patzer, Nico und/oder Dave als Gegenleistung
unbeirrt, gut sortiert und strukturiert meistern.
Bäppi stellt Black Square vor, anstelle direkt mit
Bonny und Fini zu sprechen. Die Rubrik „Punk aus
Hannover“ wird eingestellt, weil Bäppi nun in
Heinde und mehr dran an Hildesheim wohnt. Im
Literarischen Duett streiten Alex, Bäppi und Ollo
über Kommerz im Punk bezüglich Eintritts-, Vinylund
Shirtpreise, was zum einen die
unterschiedlichen Preise der Anbieter*innen
erklärt und die jeweilige Kostenaufstellung aus
Expertensicht transparent macht.
Gesamteindruck: Das aktuelle HUMAN PARASIT ist
eine Mischung aus Apotheken-Umschau, Fachblatt
und Ratgeber für Väter, Punker und die, die es
werden wollen. Es geht hier ums Eingemachte,
selbst wenn dieses auch mal in Scherben liegt
oder im 10-Liter-Eimer gärt. Es ist die Liebe zum
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