UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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und erstmals nach den rassistischen
Morden von Hanau Mitte Februar dieses
Jahres in Erscheinung trat, auch und vor
allem in Berlin. Klassische linke
Strukturen wie auch die Antifa in
Deutschland sind mehrheitlich weiß
dominiert und geben dem Kampf gegen
rassistische Unterdrückung nicht
genügend Raum. Viele Migrantisierte
fühlen sich auch einfach unwohl in linken
Kontexten. Dort ist es wichtig, sich mit
Szenecodes auszukennen. Migrantifa als
Bündnis möchte an einem Ort sein, wo
Migrant*innen sich wohlfühlen und wo
jede*r mitkämpfen kann und nicht
erschlagen wird von Politsprech,
Manifesten und autonomer
Selbstdarstellung. Hier haben sich
Migrant*innen unter dem Label
Migrantifa zusammengefunden, um auf
die gemeinsamen Erfahrungen mit
rechtem, rassistischem und
antisemitischem Terror aufmerksam zu
machen und sich zu organisieren.
NSU-Komplex auflösen
„Es wird Zeit, dass die Perspektive der
Migration eine Perspektive der gesamten
Gesellschaft wird. Rassismus muss
zusammen mit den davon Betroffenen
thematisiert und bekämpft werden.“
Das Tribunal 11 hat sich eine
öffentlichkeitswirksame, gesellschaftliche
Anklage der Täter*innen des NSU-
Terrors und des ihm zugrunde liegenden
strukturellen Rassismus zum Ziel gesetzt.
Dabei sollen die Betroffenen von
rassistischer Gewalt ein Forum erhalten,
ihre Geschichten zu erzählen, ihr Wissen
zu öffnen und aus einer migrantischen
Perspektive Forderungen zu stellen. Ziel
ist es, den NSU-Komplex in seiner
gesamten personellen wie institutionellen
Dimension sichtbar zu machen und
darüber den strukturellen Rassismus in
Deutschland anzuklagen. In manchen
Städten geschieht dies in enger
Zusammenarbeit mit Betroffenen des
NSU-Terrors, an anderen Orten gibt es
bisher kaum Zusammenarbeit. Dennoch
haben die Initiativen und darin
engagierte Einzelpersonen eine
Vertrauensbasis bei Angehörigen und
betroffenen Familien entwickelt.
Fazit:
Migrantischer Widerstand ist notwendig
und wichtig. Doch migrantischer
Antirassismus stößt in den Strukturen
der Linken auf reproduzierte, exklusive
Ausschlussmechanismen:
Die
Überakademisierung und die
Voraussetzung linke Sprache/Szenecodes
zu beherrschen, wirken auf
Migrant*innen wenig ansprechend. Doch
während die Sprache akademisiert wird,
wird gleichzeitig das Zeigen von
Emotionen als nicht-links
wahrgenommen, dies zu ändern wird
dabei ebenso erwartet, wie die
Beherrschung eines linken Wortschatzes.
Nur eine Linke, die Szenecodes und
akademische Sprache hinter sich lässt
und stattdessen offen ist für
migrantische Kultur, die Antirassismus
nicht nur als Grundlage ihres Handelns,
sondern die von ihm Betroffenen selber
sprechen lässt, und die vor allem die
Frage der sozialen Sicherheit für alle
Menschen in den Mittelpunkt stellt, kann
eine gemeinsame politische
(handlungsfähige) Linke sein.
Insbesondere auf sprachlicher Ebene, bei
gleichzeitig stärkerer Einbindung
migrantischer Kultur, aber auch durch
eine solidarische Praxis und bessere
Repräsentation in allen Strukturen der
Linken.
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https://www.nsu-tribunal.de
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