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UNDERDOG #64

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

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Einleitung

photo credit: Rasande Tyskar @#BLM

Demonstration Hamburg 2020-06-05

Rassismus

durchdringt

verschiedene gesellschaftliche

Ebenen, wenn er etwa im Alltag,

in den Medien, in der

Wissenschaft, im Bildungssystem,

am Arbeitsplatz oder aber in

Polizei und Justiz wirksam wird.

In jüngster Zeit wird darüber hinaus

nach Jahrzehnten des Schweigens über

einzelne Polizist*innen informiert, die

Menschen aus rassistischer Motivation

mit „übertriebener Härte“ behandeln.

Während individueller Rassismus also

zuweilen thematisiert wird, wird

institutioneller Rassismus und somit

auch die Wirkmacht des Rassismus

weitgehend außer Acht gelassen. Unsere

Schwerpunktausgabe will das ändern. Im

Hinblick auf die Institution der Polizei

bilden Praxen und Anordnungen

Mechanismen, auf Grundlage derer

einzelne Polizist*innen handeln. Einen

solchen Mechanismus bilden, wie im Fall

von Oury Jalloh, unspezifische

Verdächtigenbeschreibungen, die bis

zum Mord führten. Migrant*innen,

Schwarze Menschen, PoC sind besonders

von institutionellem Rassismus betroffen

und sind Zielscheibe von rassistischen

Vorurteilen, Stereotypen und Racial

Profiling. Wir sprechen von Racial

Profiling, wenn Polizist*innen keine

spezifische Verdächtigenbeschreibung

haben und beschließen, jemanden

anzuhalten, zu durchsuchen, zu befragen

oder zu verhaften, weil ihnen diese

Person wegen rassialisierter Merkmale

wie der Hautfarbe, Ethnizität,

Nationalität oder Religion (oft in

Zusammenwirkung mit Faktoren wie

Gender, Klasse, Alter) verdächtiger

erscheint als andere Menschen. Da

Polizist*innen in ihrem Arbeitsalltag über

ein hohes Maß an Definitionsmacht

verfügen, obliegt es ihnen, Situationen

bzw. Personen als verdächtig zu

konstruieren, insbesondere auch deshalb,

weil die Befugnisse an geringe

Eingriffsvoraussetzungen geknüpft sind.

Wenn gesetzliche Grundlagen aber

polizeiliche Handlungsoptionen nur

wenig begrenzen, erhöht sich die Gefahr,

dass Rassismus die Prüfungsraster eines

Verdachts strukturiert. Der gewaltsame

Tod von George Floyd ist dabei nur

synonym für ein strukturelles

Rassismusproblem. Bei der medialen und

politischen Aufbereitung dieser und

anderer Tötungen wird dabei häufig von

Einzelfällen gesprochen, von „traurigen“

Ausnahmen durch individuelle

Fehlleistungen

einzelner

Polizeibeamt*innen. Wichtig und

notwendig sind in diesem

Zusammenhang die strukturellen

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