UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Detail und der Blick über den Tellerrand,
respektive Misthaufen, hinweg, um die Evaluation
von Punk neu zu denken und bedürfnisorientiert
anzupassen. Einen Leitfaden gibt es dafür nicht,
aber die Rechtfertigung, lieber auf dem Sofa
Netflix-Serien zu schauen und zu schmusen, als
mit Iro und Nietenjacke auf dem Fendt posieren.
Es muss authentisch sein. And so is Bäppi oder
wie die Leute in Heinde sagen würden: Wer einen
guten Nachbarn hat, braucht keinen Zaun. Punk
ist eben gelebte Willkommenskultur!
LOTTA #79
68 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Lotta, Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen
www.lotta-magazin.de
Der Schwerpunkt zeigt sehr deutlich, wie wichtig
eine antifaschistische/antirassistische
Erinnerungs- und Gedenkkultur ist. Denn zum
einen bleiben die Opfer nicht vergessen, zum
anderen bleiben die Taten Teil einer
systemtragenden pseudo-identitätsstiftenden
Ideologie, ausgerichtet, ganze Menschengruppen
zu stigmatisieren, ausgrenzen und zu ermorden.
Dabei müssen die Verbrechen in der deutschen
Kolonialgeschichte, die NS-Verbrechen und der
Holocaust, also historische Belege als
Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion
betrachtet und die Folgen für die
Gesamtgesellschaft analysiert werden, eine
Herausforderung, das Erinnern an rassistische
Verbrechen immer wieder aufs Neue zu einer
Quelle gesellschaftlicher „Selbstbeunruhigung“ zu
machen. Im Zuge dessen gilt es, ein
Geschichtsbewusstsein zu vermitteln, das das
Wissen um das Geschehene und den
vergleichenden Blick auf das Heute benötigt.
Antifaschistische/antirassistische
Erinnerungspolitik kann so zum Ausgangspunkt
einer kritischen Reflexion der Gegenwart werden.
Der Schwerpunkt zeigt aber auch auf, inwieweit
jüngste rechtsterroristische und rassistische
Anschläge wie in Hanau begegnet werden, um
Lernorte zu schaffen, Räume des
Zusammenbleibens, des Trauerns und des
Erinnerns. Das beruht zumeist auf Initiativen, die
Demos organisieren, die Widerstand organisieren,
sich dafür einsetzen, Straßen umzubenennen, die
Verbrechen dokumentieren und aufzeigen wie
kollektives Vergessen und Erinnern strukturiert ist.
Gesamteindruck: In der antifaschistischen und
antirassistischen Erinnerungs- und Gedenkkultur
gibt es zahlreiche Beispiele, die auch gerade in
jüngster Zeit hoffen lassen, antifaschistische
Geschichte zu vermitteln und antirassistische
Projekte und Initiativen zu stärken, mit dem Ziel,
authentische Orte der Erinnerung und des
Gedenkens zu gestalten, die eigene
Bewegungsgeschichte zu recherchieren und
aufzubereiten, exemplarische Biografien ins
Gedächtnis festzuschreiben (hier: Walter
Benjamin) und eine besondere Verantwortung für
antifaschistisches Engagement in die
Gesamtgesellschaft zu vermitteln. Das braucht
starke Bündnisse, gerade in Zeiten, wo die
extreme Rechte erstarkt und bis in die Parlamente
erfolgreich wirken kann.
MIND THE GAP #22
72 DIN-A-4 Seiten; € 3,00.-
https://de-de.facebook.com/
mindthegapfanzine/
Das Hamburger Subkulturfanzine fischt im
eigenen Gewässer und holt zunächst Hamburger
Platten an Land, um sich dann dem Nachwuchs
von NEVER WANTED anzubiedern, die aufgrund
ihres jungen und jugendlichen Alters Musik
machen, die von ihren Eltern gehört werden.
Kreuzu interviewt Danny von THE WILDHEARTS,
die 1996 Konzerte für die Sex Pistols eröffnet
haben, der seinem Bandkollegen wegen einem
Mädchen, mit dem er 7 Jahre verlobt war, eine
reingehauen hat, danach 12 Jahre keinen Kontakt
mehr hatte und die DTH-Version von
Guantanamera mag. Peter Siegler von RAZZIA mag
einige der neuen Songs, leidet unter Ataxie und
findet die FOO FIGHTERS interessant. Einige
Konzertbesuche später erzählt Labelmate WSDP,
formerly known as Was Soll Das? Schallplatten,
dass er kein Interesse an neuen
Band(s)veröffentlichungen hat, weil es nichts
NEUes gibt und ihn „eine Wiederholung einer
Wiederholung“ wenig begeistert. Immer noch
begeistert und motiviert ist Justin Sullivan von
NEW MODEL ARMY, der es liebt, zu touren, keine
Familie, aber Fernweh hat und auf 6 Seiten von
'Der Captain' 40 vorgegebene Schlagwörter eine
Antwort findet. Dicken von SLIME hat auch die
passende Antwort, wenn es darum geht, das beste
SLIME-Album herauszustellen und die Verbindung
zu Rio Reiser zu erklären.
In die Hamburger Punkgeschichte vertieft und
verwurzelt ist auch Klaus Maeck, der Ende der
1970er Jahre bis 1983 den ersten Punk-
Plattenladen, Rip Off, in Hamburg betrieb, einem
Treffpunkt für obskure Gestalten und skurrile
Devotionalien und heute lieber Dokus dreht/filmt,
nachdem er beruflich mit Fatih Akin
zusammengearbeitet hatte.
Gesamteindruck: Die jährliche Erscheinungsweise
hat seine redaktionellen Grenzen, wenn es um
Aktualität geht. Es häufen sich allerhand
Konzertberichte, die besser abgehakt und
vergessen bleiben sollten, funktionieren hier denn
auch mehr als Lückenfüller zu den sehr gut
geführten Interviews. Allerdings gefällt mir die
Idee, das letztjährige REBELLION-Festival aus der
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