UNDERDOG #64
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.
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Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
aufgearbeitet, nicht ausreichend erklärt,
ist weder Thema an Schulen oder
Universitäten, noch im gesellschaftlichen
Kontext ausreichend benannt und
diskutiert, weshalb es systemimment ist.
Und damit koloniale Denkweisen wieder
und wieder re-produziert. Das System
kann nur überleben, wenn es Lügen
erzählt – und zwar in allen Bereichen.
Nicht nur in der Polizei, Justiz und
Politik, besonders auch in den
Universitäten in allen Fachbereichen.
Wie ließe sich das verändern?
Radikales Infragestellen aller
Strukturen, selbstkritische Hinterfragung
jeder Person mit sich selbst, Aufbau
selbstorganisierter, staatsunabhängiger
Strukturen – sozusagen eine radikale
Infragestellung des gesamten Systems
und dann eben auch die Konsequenzen
daraus ziehen: das ist das, was wir mit
unserer Arbeit machen. Und dann nach
dieser selbst- und kritischen Analyse
danach handeln bzw. versuchen
Alternativen aufzubauen, die sich nicht
an den Werten dieses Systems
orientieren – nicht an den Philosophen
und Denkern orientiert – und nicht nach
der Logik des Systems funktionieren.
Und ich denke, dass es ganz wichtig ist
sich Freizudenken vom System. Und das
ist ziemlich komplex, vor allem für die
hier aufgewachsen und sozialisiert sind.
Gabriele Heinecke vertritt die
Familie von Oury Jalloh aktuell und
spricht von Vertuschung. Seid ihr mit
den Rechtsanwältinnen auch in
Kontakt und welche weiteren
Kooperationen sind hilfreich,
notwendig und wichtig?
Zum Verständnis: Ohne die
Initiative gäbe es keine
Rechtsanwältinnen, das war von Anfang
an so. Wir organisieren die Anwältinnen
und besprechen mit den Anwältinnen
juristische Möglichkeiten und wir agieren
als Vertretung der Familie, denn Ourys
Bruder Saliu lebt in Guinea. Und deshalb
passiert nichts, was in dem Fall passiert
ohne Rücksprache mit uns. Das ist
übrigens so mit allem, was mit Ourys Fall
passiert. Wir organisieren auch die
Bezahlung der Anwältinnen, denn die
Anwältinnen müssen wir bezahlen. Wir
arbeiten sehr, sehr eng mit den
Anwältinnen zusammen, indem wir Ihnen
zuarbeiten – ohne uns würde kein*e
Anwält*in selbstständig irgendetwas
unternehmen. Was übrigens auch Teil der
Struktur ist.
Eine Feature-Reihe 5
von der
Journalistin Margot Overath skizziert
ebenfalls ein Bild, dass Jalloh
ermordet worden ist. Die Frage muss
also doch lauten: Welche
Konsequenzen haben diese
Recherchen und Erkenntnisse?
Ohne die Recherchen der Initiative
hätte Margot Overath keine Grundlage
für ihre Recherche gehabt. Deshalb sollte
die Frage eigentlich lauten: Welche
Konsequenzen haben unsere
Recherchen? Und wie gehen Medien mit
unseren Recherchen um? Und letztlich
ist es sehr schwer von den Medien, die
Deutungshoheit von Polizei, Justiz und
Politik übernehmen, ernst genommen zu
werden. Das ist ein Resultat der
Kriminalisierung unserer Personen durch
die Staatsanwaltschaft. Unter anderem
aber auch von Margot Overath, die
unsere Arbeit für sich und ihre Zwecke
benutzt. Was übrigens auch Teil der
Strukturen ist.
Die von uns erarbeiteten Fakten, sofern
sie denn von den Medien in die
Öffentlichkeit transportiert werden,
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https://www.ardaudiothek.de/tiefenblick-ouryjalloh/75229674
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