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UNDERDOG #64

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

Schwerpunkt: Rassismus und Polizeigewalt
Rassismus durchdringt verschiedene gesellschaftliche Ebenen, wenn er etwa im Alltag, in den Medien, in der Wissenschaft, im Bildungssystem, am Arbeitsplatz oder aber in Polizei und Justiz wirksam wird. Während individueller Rassismus zuweilen thematisiert wird, wird institutioneller Rassismus und somit auch die Wirkmacht des Rassismus weitgehend außer Acht gelassen. Unsere Schwerpunktausgabe will das ändern.

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AIB #128

72 DIN-A-4 Seiten; € 3,50.-

AIB, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin

https://www.antifainfoblatt.de/

Der Schwerpunkt analysiert das Urteil, das

Netzwerk und neue Spuren zum NSU.

Zwei Jahre lang war das schriftliche Urteil im NSU-

Prozess nicht öffentlich einsehbar. Die

Rechercheplattform „Frag den Staat“ hat das

komplette NSU-Urteil veröffentlicht. Die 3.025

Seiten der Urteilsbegründung sind nun vollständig

öffentlich einsehbar. Damit soll eine breite

gesellschaftliche Diskussion über das Urteil

ermöglicht werden, an der auch die

antifaschistische Initiative „NSU Watch“ beteiligt

war.

Die vielen NSU-Untersuchungsausschüsse der

Länder offenbaren einen mangelnden staatlichen

Aufklärungswillen, lassen viele Fragen offen, was

wiederum eine unabdingbare eigene,

antifaschistische Recherche erforderlich macht,

um neue Erkenntnisse und Netzwerke zutage zu

fördern, da die These von einem abgeschotteten

agierenden Trio nicht haltbar ist. Auch die Rolle

des VS bzw. die direkte Beteiligung durch V-

Männer findet keine Erwähnung im Urteil des OLG

München im NSU-Verfahren. Ein Grund dafür ist

auch die Weigerung des Innenministeriums der

Länder, Akteneinsicht zu gewähren, die einen

Einblick in die Szene der V-Leute bei der Polizei,

mit Verbindung in die organisierte Kriminalität

und zum Rechtsextremismus liefern würde.

Gesamteindruck: Das ein „Aufklären und

einmischen“ im Kontext des NSU-Prozesses

notwendig war, zeigt insbesondere die kritische

Aufarbeitung durch NSU-Watch und die

Offenlegung eines anhaltenden rechten Terrors

und Rassismus in der BRD. Der Schwerpunkt zeigt

aber auch Handlungsmöglichkeiten, selbst konkret

vor Ort die Augen offenzuhalten und eigene

Recherchen zu Täter*innen herzuleiten,

Bedrohungen und Angriffe publik zu machen.

Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt

prägen nach wie vor den Alltag vieler Menschen.

Und vordergründig sollte es auch immer um die

Opfer gehen. Aus der Perspektive der Betroffenen

ist die Geschichte des NSU ein Verbrechen, das

von Grund auf ihr Leben verändert hat. Es

bedeutet, in einem Staat zu leben, der nicht nur

damals keinen Schutz geboten, sondern der bis

heute die politisch Verantwortlichen nicht zur

Rechenschaft gezogen hat. Helfershelfer*innen,

Hinterleute, die nichts zu befürchten haben, Akten

unter Verschluss, Verfassungsschutzzeug*innen,

die nicht aussagen müssen und Quellen, deren

Identität bis heute geschützt wird. Und so

verbleibt die Forderung nach und Bemühungen

um Aufklärung in Bezug auf das Neonazinetzwerk

und die staatlichen Verstrickungen in den Händen

antifaschistischer Eigeninitiativen, um die Opfer in

den Mittelpunkt zu rücken und mit einer breiten

öffentlichen Unterstützung durch das Erinnern

und das Benennen rassistischer Anschläge eine

gemeinsame Verantwortung in einer offenen

demokratisch-pluralistischen Gesellschaft zu

übernehmen.

Black Cat Zine #1

92 Seiten, € 7,50.-

https://www.facebook.com/blackcattapes161/

Die ursprüngliche Idee zu diesem Zine in

Buchformat war, zum einen die Black Cat Tapes-

History zusammenzufassen, zum anderen die

lebendige DIY-Subkultur zu supporten und den

Blick hierfür zu sensibilisieren.

In dieser lassen sich widerständige Formen finden,

die in den Bereichen Kunst, Politik, Sport, Musik

und Kultur zum Ausdruck gebracht werden. Der

Inhalt ist geprägt von einem subversiv-politischen

Charakter und stellt Orgas, Kollektive und Projekte

vor, die einen politischen/gesellschaftlichen

Aktivismus herausstellen.

Die „Frei-T-Räume Kampagne“ veranstaltet Demos,

Vorträge und setzt sich ein für ein Netzwerk

bestehender Freiräume und ihren Erhalt.

Julian (Gloomster) und Jan/Stulle (Krank) werden

u.a. zu ihrem politischen Aktivismus befragt, vor

dem Hintergrund zum provinziellen wie

städtischen Verhältnis.

Das Veranstaltungskollektiv „Brigada Caoz“ aus

Potsdam wird vorgestellt, wobei eine latente

Abwehrhaltung zur Offenheit auffällig ist. Hieran

knüpft ein ebenso kurzes Interview mit dem

70

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