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PIPER Reader Herbst 2024

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122<br />

STEPHAN ORTH<br />

LESEPROBE<br />

LESEPROBE<br />

Saporischschja – Hilfsmission mit<br />

Hindernissen<br />

Am Morgen laden Polina und ich das Auto voll mit<br />

Medikamenten, Kleidungsstücken und Decken. Wir<br />

haben deutsche Heringskonserven aus einem Spendenpaket<br />

dabei und zwei Paletten Energydrinks der<br />

Marke »Non Stop – Military Edition«.<br />

Bei Fahrten an die Front gibt es zwei Philosophien, was<br />

die Fahrzeugwahl angeht:<br />

a) Man versucht, ein möglichst robustes und modernes<br />

Auto zu nehmen, idealerweise mit Panzerung, Offroad-Fähigkeiten<br />

und Allradantrieb, um für jede Situation<br />

gewappnet zu sein.<br />

b) Man wählt ein geländeerprobtes Gefährt von einem<br />

Hersteller, der für Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer<br />

steht – aber ein altes Modell, das nicht teuer ist,<br />

sodass ein Totalverlust nicht allzu dramatisch wäre.<br />

Unsere Variante ist leider:<br />

c) Ein rostiger Daewoo Lanos mit eigenartigen Motorgeräuschen<br />

und mehr als fünfzig Einschusslöchern<br />

in der Karosserie, die notdürftig mit Gaffa Tape überklebt<br />

wurden.<br />

Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache, das Risiko ist<br />

zu hoch. Aber wenn ich jetzt aussteige, erhalten die Leute<br />

im Dorf ihre Hilfsgüter nicht. Polina kann nicht selbst<br />

fahren, sie hat keinen Führerschein. Außerdem hat sie<br />

schon die ganze Bürokratie erledigt, damit wir durch die<br />

Checkpoints kommen. Vielleicht muss man manchmal<br />

schlicht mit dem arbeiten, was zur Verfügung steht. Und<br />

vielleicht ist das eine Lehre für Gegner von Materiallieferungen<br />

an die Ukraine: Wenn der Westen nichts<br />

herbringt, machen die Ukrainer trotzdem weiter. Nur<br />

mit erheblich schlechterem Material und mehr Risiko.<br />

Polina versichert, viele Soldaten zu kennen, die uns rausbringen<br />

könnten, falls, wie gestern, ein Reifen platzt.<br />

»Bei unseren medizinischen Evakuierungsfahrten haben<br />

wir auch ein Problem. Bislang hatten wir einen<br />

hübschen Ford Transit, aber den braucht das Militär an<br />

der Front, und wir kriegen dafür eine schäbige Buchanka«,<br />

berichtet sie, als wir mit dem voll beladenen Auto<br />

losrollen. Buchanka heißt »Kastenbrot« und bezeichnet<br />

Was für ein<br />

Engagement:<br />

Freiwillige Helfer<br />

bereiten in der Region<br />

Donezk jeden Tag<br />

Hunderte Mahlzeiten<br />

für Soldaten zu.

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