PIPER Reader Herbst 2024
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
17<br />
CHARLOTTE INDEN<br />
GESPRÄCH<br />
Jetzt kommentieren und kommentieren, mitunter<br />
komme ich dann ins Schwitzen und sage: Danke, es<br />
reicht, es ist genug geredet. Und manchmal hören sie<br />
dann auf mich. Manchmal allerdings auch nicht.<br />
FvL: Ist das befreiend oder ist das oft auch<br />
lästig, dass die Figuren einfach machen, was<br />
sie wollen?<br />
Es ist eigentlich genau das, was man will. Wenn die<br />
Geschichte ohne dich davon galoppiert, dann stehen<br />
die Chancen gut, dass sie funktioniert. Man muss sich<br />
dann nur anstrengen, dass sie einen nicht abhängt.<br />
FvL: Und gibt es eine der beiden Ebenen, die<br />
Dir mehr liegt? Also ist die historische Ebene<br />
aufgrund der Recherchen schwieriger zu<br />
schreiben, oder, da Du ja der Figur folgst,<br />
eigentlich dann doch nicht?<br />
Tatsächlich war das, als ich mit 1945 angefangen habe,<br />
total schwer. Ich habe zwei Wochen gebraucht für die<br />
ersten fünf Seiten. Dann hat sich auch das verselbstständigt,<br />
sodass es im Moment gar nicht schwer ist.<br />
MV: Warum war der Romananfang so schwer?<br />
Ich glaube, weil so viel rein musste über den Krieg.<br />
Und das, das war harter Tobak. Und das Ganze durfte<br />
nicht wie in einem Geschichtsbuch klingen. Ich wollte<br />
es auch immer noch mit einer gewissen Leichtigkeit<br />
erzählen.<br />
MV: Leichtigkeit ist Dir sehr wichtig.<br />
Ja, da bin ich ein bisschen eigen. Ich persönlich schätze<br />
Bücher, wo neben dem Leid auch die Freude zu finden<br />
ist, und neben dem Weinen auch immer das Lachen.<br />
Ich kann nicht ohne Lachen, und ich kann das tatsächlich<br />
auch nicht schreiben.<br />
MV: Und das ist ja auch das, was den Roman<br />
so auszeichnet, Deine Sprache, aber die passt<br />
eben auch wahnsinnig gut zu den Figuren, und<br />
Du hast ja bisher, also vor diesem Roman, vor<br />
allem Kinderbücher geschrieben. Würdest Du<br />
sagen, das war die ideale Schule, für jetzt, für<br />
Deinen ersten großen Erwachsenenroman?<br />
Dass ich jetzt seit über 15 Jahren Kinderbücher schreibe,<br />
war genau wie meine Arbeit für die Zeitung natürlich<br />
irgendwie eine Schule. Beides führte dazu, dass<br />
mein Geschreibe immer knapper und knapper wurde,<br />
denke ich. Zeitungsredakteure und Kinder wollen<br />
nämlich eigentlich genau dasselbe: Dass man auf den<br />
Punkt kommt beim Erzählen. Und das hurtig.<br />
Danke für das Gespräch, Charlotte!