PIPER Reader Herbst 2024
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ne versprochen wurde und die dann in strömendem<br />
Regen enden oder anstelle des angesagten Sturms uns<br />
nur mit einem lauen Lüftchen beglücken. Modelle<br />
haben beim Umgang mit der Coronapandemie eine<br />
wichtige Grundlage gestellt, doch um sie richtig einzuordnen,<br />
muss man ihre Fehlbarkeit anerkennen und<br />
wissen, was sie leisten können und was nicht. Wird<br />
auch nur ein Effekt zu stark bewertet und ein anderer<br />
bleibt unberücksichtigt, fällt das gesamte Modell wie<br />
ein Kartenhaus in sich zusammen.<br />
Worauf aber kann sich das Handeln in einer Pandemie<br />
dann überhaupt stützen? Nur eine offene<br />
Wissenschaft, die nicht von Expertenmeinungen<br />
als der vermeintlichen »Mehrheit« beurteilt wird,<br />
sondern in einem ständigen Austausch mit unterschiedlichen<br />
Positionen steht und bereit ist, einmal<br />
gewonnene Erkenntnisse immer wieder zu hinterfragen,<br />
kann der Politik als verantwortlicher Pandemiemanagerin<br />
hilfreich zur Seite stehen. Dabei<br />
muss immer wieder das große Ganze in den Blick<br />
genommen werden: Werden bestimmte Vorgehensweisen<br />
oder Maßnahmen empfohlen, muss auch<br />
gefragt werden, wer sie empfiehlt und auf welcher<br />
Basis. Handelt es sich beispielsweise um Vertreter<br />
einer Zero-COVID-Strategie müssen die Maßnahmen<br />
anders betrachtet werden, als wenn sie ein<br />
Epidemiologe wie der Schwede Anders Tegnell vorgebracht<br />
hat, der einen Weg zur Herdenimmunität<br />
der Bevölkerung verfolgte und dabei vor allem auf<br />
Freiwilligkeit und das Verantwortungsgefühl der<br />
Bevölkerung setzte.<br />
In der Dynamik des Pandemiegeschehens wurden<br />
Wissenschaftler zu zentralen Akteuren, bisweilen<br />
Aktivisten, obwohl die Wissenschaft an sich wertfrei<br />
und vorbehaltlos arbeiten und wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse frei von politischer Einflussnahme und<br />
ideologischer Beeinflussung bleiben sollten. Dennoch:<br />
Die Coronapandemie hat uns gelehrt, dass<br />
manch scharfe Trennung nur in der Theorie funktioniert<br />
und Wissenschaft in solch einer Krise auch politisch<br />
ist. Deshalb sind die ergriffenen oder unterlassenen<br />
Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und<br />
Bewältigung der Krise auch in diesem Spannungsfeld<br />
zu betrachten.<br />
26.<br />
SEP<br />
<strong>2024</strong><br />
HENDRIK STREECK<br />
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Hardcover mit Schutzumschlag<br />
224 Seiten<br />
22,00 € (D) 22,70 € (A)<br />
ISBN 978-3-492-07307-3<br />
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