PIPER Reader Herbst 2024
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noch nicht für ein breites Publikum. Das wollte ich<br />
unbedingt ändern. Dieses Buch ist also mein Beitrag<br />
für eine längst überfällige gesellschaftliche Debatte,<br />
bei der alles auf den Tisch gehört: die problematische<br />
Ausbildung von Polizist*innen, die polizeifreundliche<br />
und sehr unrealistische Copaganda in Film und<br />
Fernsehen oder die politische Entscheidungsfindung,<br />
wie Polizei vor jeder Kritik abgeschottet wird.<br />
Wie bist du bei deiner Recherche vorgegangen?<br />
Wie kamst du an deine Quellen?<br />
In den Reihen der Polizei zu recherchieren ist kompliziert,<br />
nichts ist selbstverständlich. Es ist teilweise<br />
auch gefährlich, wie ich im Buch beschreibe. Ich übertreibe<br />
nicht, wenn ich sage: Das ist eine abgeschottete<br />
Parallelgesellschaft und ich musste sehr lange suchen<br />
und Vertrauen aufbauen, um mit Informant*innen zu<br />
sprechen, teils geheime Dokumente auswerten und<br />
dann politische Entscheidungsträger*innen mit den<br />
sehr beunruhigenden Ergebnissen konfrontieren zu<br />
können. Vor allem Whistleblower*innen drohen innerhalb<br />
von Polizei- und anderen Sicherheitsbehörden<br />
schlimme Konsequenzen. Das muss sich unbedingt<br />
ändern.<br />
Gibt es Lösungsansätze für das Polizeiproblem?<br />
Ja, einige. Die bespreche ich ausführlich in einem Kapitel<br />
im Buch. Das ist mir wichtig, obwohl es als Journalist<br />
nicht meine Aufgabe ist, direkt die Lösungen für<br />
dieses massive Problem zu liefern. Es gibt Reformen,<br />
die könnten quasi morgen beschlossen und unkompliziert<br />
umgesetzt werden: eine Dokumentationspflicht<br />
der illegalen Praxis des Racial Profiling, eine klare<br />
Kennzeichnung von Beamt*innen oder eine Oberpolizei,<br />
die Polizeibehörden unabhängig beaufsichtigt.<br />
Gegen solche sehr pragmatischen Ansätze gibt es in<br />
Deutschland und in anderen Ländern aber massiven<br />
Widerstand – wen wundert es – von der Polizei, der<br />
Innenpolitik und rechtskonservativen Medien. Und<br />
dann gibt es die großen, utopischen Fragen, die ich<br />
auch im Buch bespreche: Kann es überhaupt ein Zusammenleben<br />
ohne Strafen, ohne staatliche Gewalt<br />
und Machtmissbrauch, ohne Polizei geben?<br />
26.<br />
SEP<br />
<strong>2024</strong><br />
MOHAMED AMJAHID<br />
ALLES NUR EINZELFÄLLE?<br />
Klappenbroschur<br />
320 Seiten<br />
18,00 € (D) 18,50 € (A)<br />
ISBN 978-3-492-06520-7<br />
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