Bionik Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale - Institut für ...
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5 <strong>Bionik</strong> <strong>und</strong> Innovation<br />
Bedeutung des vorherrschenden<br />
Produktionsparadigmas<br />
Transferhemmnisse formulieren. Da sind zunächst Probleme, die sich<br />
auf die Problematik der Übertragung (also auf den bionischen Abstraktionsprozess)<br />
beziehen. So ist z. B. die Hoffnung auf Vorbilder<br />
<strong>für</strong> Ressourceneffizienz einerseits sicher berechtigt, andererseits muss<br />
auch sicher gestellt sein, dass Übereinstimmungen bestehen hinsichtlich<br />
der jeweiligen „Knappheiten“. Ökosysteme bzw. die Evolution optimieren<br />
ggf. hinsichtlich anderer Knappheiten als Industriesysteme.<br />
Auch die Hoffnung auf ökologische bzw. evolutionäre Optimiertheit<br />
biologischer Lösungen hat ihre Berechtigung. Es muss aber sicher gestellt<br />
sein, dass die Optimierungsparameter hinsichtlich folgender Aspekte<br />
einigermaßen übereinstimmen:<br />
a. Sicherheit: Das Individuum zählt nicht im Evolutionsprozess.<br />
Das können (<strong>und</strong> wollen) wir uns bei der technischen Gestaltung<br />
<strong>und</strong> bei der Sicherheitsauslegung technischer Systeme auf keinen<br />
Fall leisten.<br />
b. Systemstabilität vs. Anpassungsfähigkeit: Die Organismen sind<br />
den dauernden Umgebungsveränderungen mehr oder minder<br />
ausgeliefert. Die Fähigkeiten der Menschheit zur Gestaltung <strong>und</strong><br />
Fixierung (technischer) Umwelten sind sehr viel größer.<br />
Im Verhältnis zwischen (mechanisch vorgegebener) Systemstabilität<br />
<strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit könnte sich allerdings derzeit ein Paradigmenwechsel<br />
in Richtung auf eigensicherere, robustere <strong>und</strong> resilientere<br />
technische Systeme andeuten. In längerfristiger Betrachtung wird<br />
auch das „lock in“ in ein ausgesprochen erfolgreiches Paradigma<br />
eine Rolle spielen. Lange Zeit wurde das industrielle Produktionsparadigma<br />
bestimmt durch das mechanistische Weltbild <strong>und</strong> eine sich<br />
daran orientierende mathematisch-experimentelle Naturwissenschaft<br />
(bspw. beliebige Wiederholbarkeit als Erfolgskriterium experimenteller<br />
Wissenschaft). Dies könnte sich aktuell ändern in Richtung auf einen<br />
angemesseneren „Umgang mit komplexen Systemen“. Und schließlich<br />
düften auch kulturelle Schranken zwischen wissenschaftlichen Schulen<br />
bzw. Herangehensweisen zwischen disziplinärem <strong>und</strong> interdisziplinärem<br />
Arbeiten, zwischen Reduktionismus <strong>und</strong> den Systemwissenschaften<br />
(Ganzheitlichkeit) eine Rolle spielen. Immerhin können einige dieser<br />
Thesen auch so gedeutet werden, dass in dieser Hinsicht die <strong>Bionik</strong><br />
mit einigen ihrer bisherigen Ansätze nur „zu früh“ dran war bzw. ist.<br />
Auch bei kurzen Einzelfallbetrachtungen können diese vergleichsweise<br />
abstrakten Thesen durchaus eine Rolle spielen. Wenn man sich<br />
bspw. fragt, warum das viel zitierte <strong>Bionik</strong>beispiel „künstliche Haifischhaut“<br />
zur Reduktion des Luftwiderstands im Flugzeugbau bisher<br />
168 | bionik – <strong>Trends</strong> <strong>und</strong> <strong>Potenziale</strong>