Bionik Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale - Institut für ...
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6. 2 Technologische <strong>Potenziale</strong> des Lernens von der Natur<br />
Neben Sensorik, Robotik, Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
weisen insbesondere die Entwicklungen in den Materialwissenschaften<br />
eine zunehmende Affinität zu biologischen Vorbildern auf.<br />
Die bionische Idee, von der Natur zu lernen, hat parallel zur, aber<br />
auch als Teil der Nanotechnologie <strong>und</strong> der „Computational Material<br />
Science“ in den 90er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts Einzug in die<br />
Materialwissenschaften gehalten. Letztlich war es die Faszination,<br />
die von den bisher unerreichten Leistungen <strong>und</strong> Eigenschaftskombinationen<br />
biologischer Materialien ausging (anisotrop, hierarchisch<br />
strukturiert, intelligent, smart, adaptiv, selbstheilend), welche die<br />
Orientierung an natürlichen Vorbildern bestimmte. Besonders wichtig<br />
war dabei die über die Entwicklungen in der „Bottom-up“-Nanotechnologie<br />
aufkeimende Chance, mit dieser skalenübergreifenden<br />
Komplexität ingenieurtechnisch umgehen zu lernen <strong>und</strong> biomimetische<br />
Werkstoffe wirklich herstellen zu können. Eine wesentliche<br />
Gemeinsamkeit der Materialwissenschaften, der Nanotechnologien<br />
<strong>und</strong> der <strong>Bionik</strong> liegt in den ihnen innewohnenden Tendenzen<br />
zur Verschmelzung (bzw. Konvergenz) bisher getrennt verlaufender<br />
Technologielinien („converging technologies“). Vieles spricht da<strong>für</strong>,<br />
dass diese Tendenz zur Verschmelzung nicht vor allem in der Eigenlogik<br />
der jeweiligen technischen Entwicklungslinien (Trajektorien)<br />
ihren Gr<strong>und</strong> hat („technology push“), sondern eine Reaktion<br />
darstellt auf die immer komplexer werdenden Anforderungen aus<br />
der gesellschaftlichen Umsetzung ihrer Möglichkeiten (technology<br />
pull). So gesehen kann man die Materialwissenschaften, die Nanotechnologien<br />
<strong>und</strong> die <strong>Bionik</strong> mit ihrer Orientierung auf Komplexitätsbewältigung<br />
als besonders „moderne“ Technologielinien<br />
bezeichnen. Die <strong>Bionik</strong> spielt mit Blick auf die Konvergenztechnologien<br />
eine doppelte Rolle: Sie ist wesentliches Element zahlreicher<br />
Lösungsansätze, <strong>und</strong> sie ist ebenso wie die Materialwissenschaften<br />
<strong>und</strong> die Nanotechnologien ein Vorbild <strong>und</strong> Übungsfeld <strong>für</strong> derartige<br />
Konvergenzen.<br />
Die Konvergenz ist logischerweise mit zunehmenden Schwierigkeiten<br />
einer Abgrenzung verb<strong>und</strong>en. Es wird immer schwieriger zu<br />
unterscheiden, ob wir es mit wirklich bionischen oder „nur“ biotechnologischen<br />
Forschungsansätzen zu tun haben. Am Beispiel der<br />
Spinnenseide kann dies verdeutlicht werden. Die Faszination, die<br />
von den Eigenschaften der Spinnenseide ausgeht <strong>und</strong> von der Art<br />
<strong>und</strong> Weise ihrer „Produktion“ im Organismus der Spinne, wird von<br />
allen geteilt. Für die Vertreter der <strong>Bionik</strong> ist es ein Leitbild, wie eine<br />
angepasste Produktion aussehen müsste. Im Hinblick auf angemessene<br />
bionische Herstellungsverfahren <strong>für</strong> Spinnenseide können die<br />
bionik – <strong>Trends</strong> <strong>und</strong> <strong>Potenziale</strong> | 195<br />
Insbesondere Materialwissenschaften<br />
haben zunehmende<br />
Affinität zu bionischen Ansätzen<br />
»converging technologies«<br />
Schwierigkeiten der Abgrenzung<br />
von »<strong>Bionik</strong>« zu »Nicht-<strong>Bionik</strong>«<br />
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