Bionik Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale - Institut für ...
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senschaften insbesondere der Biologie) stattgef<strong>und</strong>en hat. Das heißt,<br />
Erkenntnisse über biologische Sachverhalte sind in technische Anwendungen<br />
übertragen worden. Dieser Übertragungsprozess gestaltet sich<br />
jedoch nicht bei allen Innovationen aus der <strong>Bionik</strong> gleich, sondern<br />
unterscheidet sich von Fall zu Fall <strong>und</strong> wirkt sich dabei auch auf den<br />
Innovationsprozess insgesamt aus.<br />
Unterschiede bestehen dabei hinsichtlich der Komplexität der Prozesse<br />
<strong>und</strong> Strukturen, die als Vorbild dienen. Die Mechanismen derer<br />
sich beispielsweise Ameisen bedienen, um im Kollektiv schnell <strong>und</strong><br />
flexibel den kürzesten Weg zwischen ihrem Nest <strong>und</strong> einer Nahrungsquelle<br />
ausfindig zu machen, sind relativ einfach. Sie beruhen letztlich<br />
nur darauf, dass flüchtige Pheromonspuren gelegt <strong>und</strong> beim Verfolgen<br />
dieser Spuren einige sehr einfache Regeln befolgt werden. Die Fähigkeit<br />
zur Bewältigung hoher Komplexität (höhere Ebene) beruht also<br />
auf recht einfachen Prinzipien (niedrigere Ebene). 119 Diese eher wenig<br />
komplexen Mechanismen konnten relativ leicht in entsprechende<br />
Optimierungsverfahren (Ameisen-Algorithmen) übertragen werden.<br />
Bei der Photosynthese hingegen, die als Vorbild <strong>für</strong> bionische Verfahren<br />
zur Energiegewinnung dient, handelt es sich schon auf der physikalisch-chemischen<br />
Basisebene um hochkomplexe Strukturen <strong>und</strong><br />
Prozesse, welche die Energie aus Photonen aufnehmen, weiterleiten<br />
<strong>und</strong> letztlich über eine Fülle von Zwischenreaktionen in chemische<br />
Energie umwandeln <strong>und</strong> speichern. Die Nachahmung der Photosynthese<br />
ist damit ein ungleich schwierigeres Unterfangen. Gegenwärtig<br />
sind viele der einzelnen bei der Photosynthese ablaufenden Prozesse<br />
noch nicht einmal oder nur ansatzweise verstanden bzw. aufgeklärt,<br />
so dass noch nicht ernsthaft an eine Übertragung in technische Prozesse<br />
zu denken ist. Ein wirklich bionisch-technisches Verfahren, das<br />
die Photosynthese auch nur annähernd nachahmt, gibt es demzufolge<br />
auch noch nicht. Als Fazit mit Blick auf Treiber <strong>und</strong> in diesem Fall<br />
besonders Hemmnisse bionischer Innovationen kann festgehalten<br />
werden, dass die Komplexität des Vorbilds bzw. noch genauer: die<br />
Verteilung von Komplexität im Vorbild, die Übertragbarkeit in technische<br />
Prozesse massiv beeinflusst.<br />
Ein weiterer Aspekt, der die Schwierigkeiten einer Übertragung<br />
vom natürlichen Vorbild in die technische Anwendung bestimmt, liegt<br />
119 Als Beispiel <strong>für</strong> diese Form des Umgangs mit Komplexität (nicht zu verwechseln mit der Reduktion<br />
von Komplexität) sei hier eine Überlegung von Gößling-Reisemann angeführt: Ein heutiger Forscher <strong>und</strong><br />
Entwickler, der den Auftrag bekäme, ein zweirädriges Gefährt zu entwickeln, würde vermutlich nie ein<br />
Fahrrad entwicklen. Anstatt das Fahrprinzip recht einfach zu lösen <strong>und</strong> die Steuerung dem darauf sitzenden<br />
Menschen zu überlassen, würde er versuchen eine hochkomplexe Selbststeuerung in das Fahrrad selbst<br />
einzubauen.<br />
5.4 <strong>Bionik</strong> spezifische Treiber <strong>und</strong> Hemmnisse<br />
bionik – <strong>Trends</strong> <strong>und</strong> <strong>Potenziale</strong> | 175<br />
Der bionische<br />
Übertragungsprozess<br />
Komplexität der bionischen<br />
Vorbilder<br />
Fehlendes Gr<strong>und</strong>lagenwissen<br />
über biologische Systeme<br />
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