Bionik Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale - Institut für ...
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Je mehr sich allerdings die Forschungen zum Zusammenhang von<br />
Struktur <strong>und</strong> Funktion vom makroskopischen in den mikroskopischen,<br />
bis hinein in den Nanobereich verlagerten, desto größer wurden die<br />
fertigungstechnischen Umsetzungsprobleme. Sie gehören heute zu den<br />
wichtigsten Restriktionen <strong>für</strong> weit reichende Innovationen in diesem<br />
Feld. Hochinteressante Entdeckungen, bspw. aus den Bereichen der<br />
Oberflächenstrukturierung <strong>und</strong> der funktionalisierten Grenzflächen<br />
in biologischen Systemen (wie u. a. Haihaut/Ribletfolie, Lotuseffekt<br />
<strong>und</strong> Antifouling) können bisher nicht fertigungstechnisch umgesetzt<br />
werden, so dass die Qualität des technischen Produkts mit der des natürlichen<br />
Vorbilds vergleichbar wäre. Bei diesen Beispielen ist aber die<br />
technische Umsetzungsqualität <strong>für</strong> die erwünschte Funktionalität <strong>und</strong><br />
damit auch <strong>für</strong> den Innovationserfolg definitiv entscheidend.<br />
Für die Fertigung mikro- bzw. nanostrukturierter Oberflächen <strong>und</strong><br />
erst Recht <strong>für</strong> die Herstellung hierarchisch strukturierter biologischer<br />
Materialien nach dem Vorbild der Natur, wie z. B. Knochen, Zähne,<br />
Perlmutt oder Spinnenseide, wird eine gr<strong>und</strong>legende Veränderung<br />
unseres Produktionsparadigmas unvermeidbar sein. Wurde im ersten<br />
Fertigungsparadigma aus einem vorgegebenen Material (bspw. Stein<br />
oder Holz) eine Form herausgeschnitten, so wurde im darauf folgenden<br />
Paradigma zunächst der Werkstoff (bspw. Metalle oder Beton)<br />
homogenisiert <strong>und</strong> dann in eine Form gegossen bzw. in From gepresst.<br />
Hierarchisch strukturierte Materialien sind aber auf diese Weise nicht<br />
zu realisieren, hier<strong>für</strong> ist ein drittes Fertigungsparadigma nötig, das<br />
„Wachsen lassen“. Für die Herstellung von hierarchisch strukturierten<br />
Materialien dürften nur Selbstorganisationsprozesse weiterhelfen, das<br />
bionische Lernen kann sich nicht mehr nur an der Form, sondern muss<br />
sich auch am biologischen Prozess ihrer Entstehung orientieren, also<br />
an biologischen Entwicklungs- bzw. Wachstumsprozessen. Entsprechende<br />
technologische Perspektiven können sich im dritten Strang der<br />
<strong>Bionik</strong> mit den „Bottom-up“-Nanotechnologien eröffnen.<br />
Signal- <strong>und</strong> Informationsverarbeitung, Biokybernetik, Sensorik<br />
<strong>und</strong> Robotik<br />
Während sich der erste Strang um den Zusammenhang zwischen Form<br />
<strong>und</strong> Funktion dreht, ist <strong>für</strong> den zweiten Strang der kybernetische Regelkreis<br />
charakteristisch. Ähnlich wie in der Technischen Biologie<br />
standen zunächst aus der Technik entlehnte Modelle zur Erklärung<br />
„biologischer“ Phänomene Pate. Die gr<strong>und</strong>legenden Ansätze <strong>und</strong> Modelle<br />
der Biokybernetik, Sinnes- <strong>und</strong> Neurophysiologie sowie der<br />
Ökosystemtheorie wurden zunächst in biologiefernen technischen Bereichen<br />
wie der Elektrotechnik entwickelt (Schwingkreise, Rückkopp-<br />
bionik – <strong>Trends</strong> <strong>und</strong> <strong>Potenziale</strong> | 191<br />
6.1 <strong>Bionik</strong>trends<br />
Fertigungstechnische<br />
Umsetzungsprobleme<br />
Änderung des<br />
Produktionsparadigmas<br />
Der zweite Hauptentwicklungsstrang:<br />
Signal- <strong>und</strong> Informationsverarbeitung,<br />
Biokybernetik,<br />
Sensorik <strong>und</strong> Robotik<br />
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